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Online vs. Retail

Was produziert weniger CO2?

Ist E-Commerce klimafreundlicher als der Einzelhandel? Auf den ersten Blick scheint das so – doch die Parameter sind komplex. Was aber feststeht: Handel und Transport machen im Vergleich zur Produktion nur einen kleinen Teil der CO2-Emissionen aus.
Die Emissionen beim Kauf eines Produkts online und im Geschäft im Vergleich. (Foto: Oliver Wyman)
Die Emissionen beim Kauf eines Produkts online und im Geschäft im Vergleich. (Foto: Oliver Wyman)

Brands versuchen, Kunden weg von Amazon und anderen Multibrand-Onlinehändlern wieder in ihre Läden zu holen. Schon vor der Pandemie hatten die Online-Giganten gewaltiges Wachstum erfahren. Währenddessen eröffnen Marken exquisite Flagshipstores mit einer Customer Journey, an die große Versandhändler nie herankommen werden. Auch in Sachen Nachhaltigkeit konkurrieren die beiden Sektoren. So ließ Amazon eine Studie durchführen, die untersucht, wie viel CO2 der Kauf eines Produktes ausstößt – und vergleicht dabei Online-Shopping mit dem Ladenbesuch.

Die Realität: Nachhaltig einkaufen geht sowohl online als auch im Store. (Foto: Collage Decathlon/ H&M Group)
Die Realität: Nachhaltig einkaufen geht sowohl online als auch im Store. (Foto: Collage Decathlon/ H&M Group)

Der Einzelhandel soll fast dreimal so viel CO2 wie der Onlinehandel ausstoßen – das geht aus der Studie von Oliver Wyman hervor, die Amazon in Auftrag gab. Die Unternehmensberater sollen nach eigenen Angaben unabhängig recherchiert haben. Es lohnt sich jedoch, die Grafik genauer anzuschauen: Das meiste CO2 stoßen Geschäfte nämlich mit dem Gebäudeenergie-Verbrauch und der Auto-Anreise der Kunden aus. Beim Online-Versand werden hingegen die CO2-Emissionen, die durch Rücksendungen entstehen, in der Rechnung nicht berücksichtigt.

Die Emissionen beim Kauf eines Produkts online und im Geschäft im Vergleich. (Foto: Oliver Wyman)
Die Emissionen beim Kauf eines Produkts online und im Geschäft im Vergleich. (Foto: Oliver Wyman)

Was ist, wenn Läden auf erneuerbare Energiequellen setzten? Wie verändert sich die CO2-Bilanz, wenn Kunden den Weg zum Laden zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestreiten? Wie umweltverträglich ist Online-Shopping, wenn bei jeder Bestellung ein Paket zurückgeht? Und die größte Frage: Welche Rolle spielt der Vertrieb im gesamten Lebenszyklus eines Produktes? – Eine vergleichsweise geringe, wie die FAZ auf ihrem Klimablog berichtete.

Im FAZ-Beitrag weist Autorin Lilli Büttner auf eine Studie des Umweltbundesamtes hin. Daraus geht hervor, dass der Vertrieb – also Handel und Transport – nur etwa für ein bis zehn Prozent der Emissionen eines Produktes verantwortlich sind. Dreiviertel entfallen auf die Produktion. Vor allem entscheidend ist also, was wir kaufen, wieviel wir kaufen und wie lange wir ein Produkt verwenden.

invidis Kommentar

Bewegt man sich weg von der Frage „Was wollen die Kunden?“ hin zu „Was will das Klima?“ stellt man folgendes fest: Das Klima hält die Debatte Online vs. Retail für nebensächlich. Das Klima schaut auf die Produktion. Wer also wirklich nachhaltig einkaufen will, fängt bei der Auswahl der Produkte an. Außerdem können Kunden die CO2-Bilanz ihrer Einkäufe senken, wenn sie nicht mit dem Auto ins Geschäft fahren. Auf Aspekte wie Energieverbrauch der Ladenflächen haben Kunden wenig Einfluss, doch auch hier sind Veränderungen zu erwarten: In absehbarer Zeit werden sich Ladenbetreiber gezwungen sehen, den Verbrauch zu reduzieren. In Spanien führte man beispielsweise schon Limits für Heizungen und Klimaanlagen ein. Auch Digital Signage-Screens dürfen nachts nicht mehr leuchten. Welchen Einfluss diese Regulationen auf die CO2-Emissionen im Retail haben, wäre ein spannendes Thema für eine weitere Studie.

Green Signage: Spaniens Stores bleiben nachts dunkel

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