Mit Konferenzen ist es wie mit Blockbustern: Nach einer erfolgreichen Premiere ist es oft schwierig, die Erwartungen für den Nachfolger zu erfüllen. Mit den Teilnehmerzahlen hatte sich die Best Medientechnik 2022, veranstaltet von der Job-Gruppe, schon einmal eine gute Ausgangssituation verschafft: Die Veranstaltung am 5. und 6. Oktober in Hamburg war ausgebucht, neben Brandschutzexperten waren auch Integratoren, Distributoren und Screen-Hersteller vertreten.
Ein großer Schritt
Zur Erinnerung: Vergangenes Jahr fand die Best Medientechnik zum ersten Mal statt. Das Thema: Brandschutz und Medientechnik in sensiblen Bereichen. Denn damals war die Verunsicherung groß: Welche Anforderungen muss zum Beispiel eine LED-Wand in einem Flucht- und Rettungsweg erfüllen? Wie kann man hier einen einheitlichen Rahmen – idealerweise bundesweit – schaffen?
Denn oft genug war eine Antwort auf diese Fragen schwierig. Zu unterschiedlich die Auslegungen der örtlichen Brandschutzbehörden, zu gering die Erfahrungen, die die Branche insgesamt mit dem Thema gesammelt hatte.
Bewusstsein ist gewachsen
Vorspulen in den Oktober 2022: Dass es Bewegung bei diesem komplexen und sensiblen Thema gab, konnte man bereits an den ausgebuchten Plätzen sehen. „Das Bewusstsein für das Thema wurde geweckt“, sagte Rajko Eichhorn, Senior Business Development Manager bei Job, bei der Einführungsrede. „Über den Teilnehmerkreis der letztjährigen Veranstaltung hat es in den Markt gestrahlt.“
Und dies sei auch nötig: Denn eine zunehmend digitalisierte Welt brauche nun mal immer mehr elektronische Geräte – die grundsätzlich ein Brandrisiko mit sich tragen. Das hört auch nicht beim Display auf, sondern umfasst auch Infrastruktur wie zum Beispiel Schaltschränke.
Auf zum Merkblatt
Die beste Veranschaulichung, welche Fortschritte seit der ersten Veranstaltung gemacht wurden, zeigte der Vortrag der Experten der Arbeitsgruppe Arge. Diese wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, Standards zu Papier zu bringen, um sowohl Integratoren und Mediengesellschaften als auch Brandschutzverantwortlichen eine Richtlinie in die Hand zu geben. Diese ist nun in einem ersten Entwurf fertig und soll nach einer Diskussion mit den Beteiligten in eine erste Versionsstellung überführt werden.
Wer nicht vom Fach war und sich wunderte, ob das wirklich eine schnelle Umsetzung sei, wurde beim Deep-Dive in die Details schnell eines Besseren belehrt: Spätestens als sich Teilbereiche für verschiedene Zündquellen und Risikoanalysen abgabelten, war klar, welche Arbeit in einem derartigen Dokument steckte.
Das Arbeitsziel ist vorerst ein VdS-Merkblatt, das alle Beteiligten auf ein Level bringen soll. Eine DIN-Norm sei erst in einem späteren Schritt vorgesehen.
Ganzheitliche Betrachtung
Dass es nicht einfach werden würde, war allen Anwesenden klar: Brandschutz ist nun einmal immer – für etwas ausgefallenere Digital Signage-Projekte sowieso – eine Einzelfallbetrachtung. Kein Produkt löst alle Brandschutzprobleme auf einmal. Vielmehr muss der Brandschutz ganzheitlich betrachtet werden.
Das beinhaltet nicht nur den geräteintegrierten Brandschutz, für den die Job-Gruppe Lösungen wie die Amfe und die E-Bulb anbietet. Auch der Schutz von Displays gegen den Brand von außen gehört dazu. Diese Seite vertrat auf der Konferenz das Unternehmen Screen Experts, das seine patentierte Brandschutzschicht für LED-Displays präsentierte.
Dieser Vortrag zeigte, dass sich die Konferenz weiterentwickelt hatte – wie auch das Spektrum der Vortragenden, das neben Brandschutzexperten und spezialisierten DS-Anbietern auch ProAV-Planer und, in einem Kamingespräch, Display-Hersteller vom Kaliber eines Samsung und Sharp/NEC beinhaltete.
Geräteintegriert als Standard weit entfernt
Im Gespräch mit Markus Fiebig, Senior Product Manager E-Bulb, erörterten Joachim Wieczorek, Head of Sales LED Signage bei Samsung Electronics Deutschland, und Matthias Hartmann, General Manager Sales DACH bei Sharp/NEC. Beide betonten die Wichtigkeit von ausreichenden Brandschutzbestimmungen. „Wenn irgendwo ein Display brennt, ist das ein Albtraum für jeden Hersteller“, betonte Matthias Hartmann. Gleichzeitig sei aber auch eine große Unsicherheit im Markt zu spüren, welche Regeln gelten und welche nicht. „Es gibt Fälle, bei denen eine CE-Zertifizierung für teilkritische Bereiche reicht“, berichtete Joachim Wieczorek.
Bei der Frage von Markus Fiebig, wann es dann Geräte mit integriertem Brandschutz in Serie geben könnte, waren beide Gesprächspartner höflich, aber deutlich: Zu derartigen Lösungen sei es noch ein weiter Weg, da der Markt dafür einfach zu klein sei.
Stunde der Integratoren
Somit wird es zuerst einmal an Integratoren und Distributoren bleiben, passende und zukunftsgerechte Lösungen für Brandschutz-kritische Anwendungen anzubieten. Das ging auch aus den Vorträgen von Ben Hur und der Lang AG hervor, die noch einmal ihr in den zurückliegenden Jahren gesammeltes Know-how präsentierten.
Und ein weiterer Display-Anbieter hielt einen Vortrag – einer, der im vergangenen Jahr noch als „armer Teufel“ bezeichnet wurde: Klaus Schäfer von Gekartel berichtete von seinen Erfolgen. Die digitale Haustafel, die zuvor aufgrund von Brandschutzbestimmungen in Hausfluren keine Einbaugenehmigungen bekommen hatte, wird nun in einigen großen Projekten verbaut.
Für Klaus Schäfer eine Gelegenheit, ein Danke an die Konferenz auszusprechen, da die Erkenntnisse von 2021 und die gemeinsame Arbeit in den letzten Monaten Früchte getragen hatte. Hier wurde nicht nur Bewusstsein geschaffen, sondern auch ein Lösungsweg.