Von Hollywood nach Beverly Hills – nur wenige Fahrminuten entlang des berühmten Sunset Boulevard liegen zwischen den beiden weltbekannten Stadteilen von Los Angeles. Der 35 Kilometer lange Boulevard durchkreuzt die halbe Stadt, besonders bekannt sind die wenigen Kilometer zwischen Dolby Theater in Hollywood und Rodeo Drive in Beverly Hills. Neben Touristenbussen verkehrt auch ein Großteil der Hollywood-Filmindustrie über die windige Straße an den Berghängen vorbei an Produktionsgesellschaften und Branchenvereinigungen.
Aus Digital Signage- und DooH-Sicht interessanter ist die immense Dichte an analogen und digitalen Billboards. Geschätzt an jedem dritten Gebäude befindet sich Werbung für die neuesten Filme – insgesamt 120 Billboards. Früher dominierten Kino- und TV-Premieren, heute sind es Netflix & Co., die im Herzen der Filmindustrie Flagge zeigen. Die Streaming-Industrie will ernst genommen werden und bekannte Namen der Filmindustrie und Konsumente für ihr Angebot begeistern. Nirgendwo wird die Disruption der Filmbranche durch die Streaming-Plattformen sichtbarer als entlang des Sunset Boulevard in West Hollywood.
Erlebnisse in der realen Welt: Netflix setzt auf DooH und eigene Kinos
Der Wildwuchs an Werbeträgern störte Anwohner, und die Stadtverwaltung ebenso. Ein Werbeverbot stand außer Diskussion, dafür verdienen alle Beteiligten zu gut an dem Werbeboom an den Hügeln oberhalb von Los Angeles. Auf Basis zweier Initiativen der Stadtverwaltung von West Hollywood wurde das Sunset Arts & Advertising Programm gestartet. Gesucht wurden architektonisch außergewöhnliche DooH-Strukturen, die zeitweise (immer zur vollen Stunde, insgesamt 17,5 Prozent des Inventory) auch nicht-kommerzielle Kunstinhalte anzeigen und öffentlichen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen. Die amerikanische und internationale Architekturelite nahm die Herausforderung an. Neun Entwürfe schafften es kurz vor der Pandemie auf die Shortlist, ausgewählt wurde ein erster Entwurf von Tom Wiscombe Architecture, der vor einem Jahr in Betrieb ging.
Eine Ikone wird geboren
Über 100 Tonnen rostfreier Stahl wurden zu einer Reihe in sich verschränkten Ebenen verbaut. Mit gut 20 Metern ist der erste DooH-Architekturturm Sunset Spectacular kaum zu übersehen. Laut Medienberichten kostet der Stahl-Turm mit drei separaten DooH-Screens 14 Mio. US-Dollar. Doch über zu geringe Werbeeinnahmen für eine notwendige Refinanzierung macht sich der DooH-Netzwerkbetreiber Orange Barrel Media keine Sorgen. Ähnlich wie DooH-Fassaden am Times Square sind die Flächen entlang des Sunset Boulevard extrem gut zu Rekord-Kontaktpreisen gebucht.
Die Nachfrage ist so groß, dass der Streaming-Anbieter Netflix den Billboardbetreiber Regency mit seinen Werbeträgern am Sunset Boulevard übernahm und nun auf den neuerworbenen analogen und digitalen Out-of-Home-Flächen exklusiv für Serien aus dem eigenen Haus wirbt.
Zu Fuß des DooH-Ikonen trifft sich die Hollywood-Avantgarde
Neben ikonischen DooH-Flächen zielte die Stadt auch auf die Gewinnung neuer öffentlicher Flächen. Am Fuß des Wiscombe-Turms entstand ein kleiner Park mit Bänken, der sich in kurzer Zeit zum Treffpunkt der West-Hollywood Avantgarde entwickelt hat. Fein aufgereiht wie an einer Perlenkette warten hier die Lieferroboter von Uber Eats auf neue Aufträge, während direkt nebenan Tesla-Jünger ihre Elektroautos aufladen. Analog zu den Robotern stauen sich auch vor den Tesla-Ladesäulen Vertreter der werberelevanten Zielgruppen. Hohe Aufenthaltsdauer in architektonisch ansprechender Umgebung. Die Roboter werden allerdings für die neuen ikonischen DooH-Screens wenig übrig haben.
Sieben weitere DooH-Strukturen sind in Planung
Die Stadtverwaltung von West-Hollywood hat weitere Entwürfe gesichtet und weitere sieben für würdig erklärt. In Kürze sollen somit sieben neue DooH-Wunder in Hollywood entstehen. Erste Entwürfe sind veröffentlicht. Ganz großes Kino für die DooH-Branche.