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Chris Riegel

„MicroLED ist eine Bewegung, nicht nur eine Technologie“

Von Mediaplayer bis Visual Solutions: Stratacache will alles aus einer Hand bieten. Der größte Coup von CEO Chris Riegel: der Bau einer eigenen MicroLED-Fertigung. Teil 2 des invidis Exklusiv-Interviews.
Stratacache Tower in Dayton (Foto: Stratacache)
Stratacache Tower in Dayton (Foto: Stratacache)

In den vergangenen Jahren führten wir kein Gespräch mit Stratacache CEO Chris Riegel ohne Seitenhieb auf China, ohne die Betonung, unabhäniger von Fernost werden zu müssen. So auch in diesem Interview, das invidis zwischen NRF und ISE exklusiv führten. Zur ISE nach Barcelona wird es Chris Riegel nicht persönlich schaffen, aber das europäische Scala-Team ist wieder mit einem Stand in der Digital Signage Halle 6 vertreten.

Chris Riegel: „Der Markt ist wie entfesselt“

„Movement, not just a technology”

Chris Riegel erkannte bereits frühzeitig das Potenzial von MicroLED – nicht nur für die Digital Signage-Branche. Zu Beginn der Pandemie im März 2020 kaufte er eine leerstehende Chipfabrik mit Reinraum an der US-Westküste (invidis-Artikel), mit dem Ziel eine eigene MicroLED-Fertigung hochzuziehen. Das gab es in der Digital Signage-Industrie bisher noch nicht: Ein Software-Unternehmen – Scala – wandelt sich zum Integrator und weiter zum Vollanbieter mit eigener Visual-Solution-Fertigung. Doch Chris Riegel ist bekannt für ungewöhnliche Geschäftsentscheidungen, mit denen er die gängige Meinung in Frage stellt.

Nach einiger Verzögerung aufgrund von Lieferschwierigkeiten von Produktionsmaschinen und Werkzeug soll nun die Fertigung Ende 2023 beginnen. Im Q2 sollen nun die letzten Maschinen geliefert werden. Stratacache plant die Fertigung von MicroLED nicht nur für den Digital Signage-Einsatz, sondern auch andere Branchen wie Automotive. „LED ist nicht nur eine Technologie, es ist eine Bewegung“, sagt Chris Riegel. Eine, die den LED-Markt von Grund auf verändern könnte.

MicroLED für unter einer Mrd. US-Dollar

Es gibt laut Chris Riegel einen guten Grund, warum Apple und andere Anbieter nun konsequent auf MicroLED als Displayersatz umsatteln. „MicroLED ist 80 bis 90 Prozent effizienter als traditionelle Display-Technologie. Der geringe Stromverbrauch von MicroLED ermöglicht neue Designs, wie batteriebetriebene Screens oder Screens unauffällig integriert in Semiconductors“. Riegel nutzt als Beispiel für die Energieeffizienz von MicroLED das Beispiel Notebook: Während ein Notebook mit einem konventionellen Display eine Batterielaufzeit von 5 Stunden ermöglicht, soll mit einem gleichgroßen MicroLED Display das zigfache möglich sein.

Im Gespräch mit invidis ist dem Stratacache-CEO die Faszination für MicroLED anzumerken. Der Bau einer MicroLED-Produktion kostet unter einer Milliarde USD, während LCD-TFT Produktionsstätten zehnmal soviel kosten. „Insbesondere in politisch unsicheren Zeiten, wo der Westen und China sich auseinanderbewegen, kann MicroLED die Digital Signage-Abhängigkeit von China verringern.“ Chris Riegel hat bereits in früheren Gesprächen mit invidis seine Vision erklärt, das die Zukunft MicroLED näher am Absatzmarkt ist. Fabriken in den USA oder Deutschland werden erstmals mit MicroLED finanziell möglich. „Mit vom chinesischen Staat unterstützen Konzerne wie BOE oder CSOT können private Unternehmen nicht konkurrieren“

Chris Riegel / CEO von Stratacahe im invidis-Interview (Foto: Stratacache)
Chris Riegel / CEO von Stratacahe im invidis-Interview (Foto: Stratacache)

MicroLED von Outdoor bis zur Kontaktlinse

Bisher verfügbare MicroLED-Angebote fokussieren sich auf hochwertige Indoor-Use-Cases. „Technisch sind auch Outdoor-MicroLED-Lösungen mit bis zu einer Million Nits Helligkeit möglich“, betont Chris Riegel. Im Gegensatz zu den heute verbreiteten High-Brightness-Displays hat MicroLED kein Problem mit Polarizern, die braun werden. Auch preislich sollen MicroLED einen TCO-Vorteil haben.

MicroLED wird laut Riegel eine neue Display-Ära begründen – „das „Zeitalter der non-konventionellen Displays“. So können MicroLED auf einem Keramikband als Trägermaterial aufgebracht werden. Das selbstklebende Band kann zum Beispiel einfach an runden Säulen befestigt werden. Andere Use-Cases sieht ChrisRiegel bei der Integration von MicroLED in Kontaktlinsen. „Ein Anbieter hat bereits MicroLED in Kontaktlinsen integriert, um Sehschwachen den Alltag zu vereinfachen – oder für James-Bond-ähnliche Anwendungen.“

In wenigen Jahren erwartet Chris Riegel für Stratacache einen MicroLED-Umsatz von 7-10 Milliarden USD. „Das Potenzial ist riesig“, betont der CEO. Um dieses zu schöpfen, investiert jährlich 100 Mio. US-Dollar in Forschung und Entwicklung.

Modernisierung von Scala wird 2023 abgeschlossen

Entgegen der im Digital Signage-Markt vorherrschenden Meinung sieht Chris Riegel Scala auf der Zielgraden des Modernisierungsprozesses. Mit der Veröffentlichung von Scala 13 im Herbst 2022 ist die Modernisierung eines der weltweit populärsten Digital Signage-CMS einen großen Schritt vorangekommen. „Wir haben Scala auf eine moderne Plattform gebracht. Als wir 2016 Scala übernahmen, lief das CMS nur auf 1.000 US-Dollar teuren Windows-Playern. Heute läuft Scala auf praktisch allen Plattformen – von Windows bis hin zu Linux auf einem 100-US-Dollar-ARM-Player made by Scala.“

Zur Zeit arbeitet Scala an einem „außergewöhnlichen großen Feature-Set“, das bis Ende 2023 im Markt verfügbar sein soll. Damit soll Scala eine führende Instore-Retail-Experience-Plattform werden.

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