Was war zu erwarten von einer Messe in einer Branche, die – abgesehen von einigen Teilbereichen wie LEH – schwer von der Pandemie gebeutelt wurde? Keine Besucherrekorde, aber ein Gefühl von „gut uns wieder persönlich zu sehen“ und ein Stück weit „gemeinsam Wunden lecken“. Zweifelsohne waren die Aussteller glücklich über das Messe-Comeback. Im Vergleich zu ISE in Barcelona vor einem Monat fiel das Wiedersehen in Düsseldorf aber deutlich weniger euphorisch aus.
Der leichte Besucherrückgang im Vergleich zu den Jahren 2017 und 2020 war zu spüren. Die Gänge waren etwas leerer als auf den vergangenen Euroshops. Die großen Stände wie Umdasch und ITAB waren aber voll wie eh und je. Auch beim Standbau konnte man – wenig überraschend – eine gewisse Investitionszurückhaltung spüren. Das große Feuerwerk blieb aus. Dennoch gab es auch dieses Jahr sehr schöne und gut gemachte Stände. Mein persönliches Highlight: der sehr „instagrammable“ gestaltete Stand von Imoon.
Und inhaltlich? Das EHI hat acht Kernthemen für die Euroshop gesetzt, die auch wir als Themen mit Diskussionsbedarf erachten – alle acht Themen sind relevante Trends und fordern neue Lösungen. Aber nicht alle davon waren auf den Messeständen wirklich zu finden.
1. Connected Retail
Einen vernetzten Store auf einem Messestand nachzustellen, ist eine Herausforderung. Auch in der wirklichen Welt muss man Connectivity eher erleben als dass man sie sieht. Wie zu erwarten, griffen die Retail-Technology-Aussteller das Thema stärker auf als die Ladenbauer. Obwohl natürlich Unternehmen wie Umdasch und ITAB über entsprechende Kompetenzen im Bereich Digital verfügen.
2. Sustainability
Ja, viele Stände adressierten das Thema Sustainability. Beispielsweise mit Holz und Bäumen im Standbau oder einzelnen Themeninseln. Im Vergleich zur ISE, wo Marken wie Samsung und andere Display-Hersteller das Thema Sustainability zum Aufmacher ihres Standes machten, blieb es auf der Euroshop ein Trend unter vielen. Einzig bei den Anbietern von Schaufensterpuppen zog sich das Thema wie ein roter Faden durch.
3. Smart Store
Nach dem großen Hype, den Amazon Ende 2016 mit seinem Amazon-Go-Konzept erzeugte, ist es um Smart-Store-Lösungen deutlich ruhiger geworden. Dennoch haben vor allem Ladenbauer ihre inzwischen deutlich erwachseneren Konzepte zu dem Thema vorgestellt.
4. Energy Management
Energie-Management war vor allem in den Bereichen Kühlmöbel und LED-Beleuchtung, typischerweise den Hauptenergieverbrauchern im Handel, ein großes Thema. In den Technologiehallen bin ich dem Thema dagegen nicht so oft begegnet.
5. Third Place
Ansätze für Third-Place-Stores – also Läden, die der dritte Ort neben Zuhause und Arbeit sein sollen – waren nicht wirklich erkennbar auf den Ständen.
6. Customer Centricity
Kundenbedürfnisse als Ausgangspunkt des Store-Konzepts – dieses Thema war auf den Ständen nicht sichtbar präsent.
7. Experience
Auch spektakuläre Erlebnisse fehlten bei den Ausstellern. Das erwähnte Experience-Feuerwerk blieb auf der Euroshop diesmal aus. Auch aus digitaler Sicht gab es erwartungsgemäß keine wirklichen Highlights. Wenn auch nichts neues, ziehen 3D-Effekte nach wie vor zahlreiche Besucher an, wie die LED-Propeller von Hypervsn oder die Schaukästen bei Outform. Natürlich durften auch ein paar Forced-Perspective-Screens nicht fehlen. Eine richtige Immersive-Experience-Installation habe ich nicht gesehen oder bin auf der großen Messe daran vorbeigelaufen.
8. Vitale Innenstädte
Die Wiederbelebung der Innenstädte wurde mehr auf den Präsentationsbühnen der Euroshop diskutiert, als von den Ausstellern thematisiert.
Insgesamt hat sich der Besuch auf der Euroshop aber allemal gelohnt, um die Menschen in dieser Branche zu treffen. Und auch wenn ich die großen Innovationen nicht gefunden habe, war es spannend zu sehen, welche digitalen Technologien langsam im Retail ankommen und wie sie „erwachsener“ werden.