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Displays

"Wir sind noch im Digital Signage-Mittelalter"

Das Display ist nicht mehr nur Leinwand von Digital Signage: Mit SoC und eigenem Softwareangebot bauen Hersteller ihre Position aus. Was Samsung, PPDS und Sharp/NEC noch vorhaben, verrieten sie auf der DSSE 2023.
Von links: Tobias Augustin, Sharp/NEC, Vincent Piarou, Samsung, Franck Racapé, PPDS, und Florian Rotberg, invidis (Foto: Frank Böhm/invidis)
Von links: Tobias Augustin, Sharp/NEC, Vincent Piarou, Samsung, Franck Racapé, PPDS, und Florian Rotberg, invidis (Foto: Frank Böhm/invidis)

In einer der Diskussionsrunden der DSSE-Konferenz kamen drei Vertreter von drei Display-Riesen zusammen: Samsung, PPDS und Sharp/NEC. Alle drei Hersteller haben Trends wie SoC, eine eigene Software und ein globales Serviceangebot vorangetrieben. Diese Themen brachte auch Florian Rotberg auf den Tisch – auch wenn sich die einzelnen Ansätze unterscheiden, kann sich keiner den großen Entwicklungen entziehen. Die Frage bleibt, wer am stärksten die Veränderungen mitprägt.

Die Panel-Teilnehmer

• Vincent Piarou, Head of Solutions Market Development Team – Samsung Electronics
• Franck Racapé, Head of Global Commercial & Vice President EMEA – PPDS
• Tobias Augustin, Head of Product Management – Sharp/NEC

LED gewinnt ohne Zweifel immer mehr Marktanteil, während die Nachfrage nach LCD zurückgeht. Das ist kein großes Geheimnis. Aber muss es immer MicroLED sein? Behält LCD seine Daseinsberechtigung? Florian Rotberg fragte die Teilnehmer, wie die Leinwand für Digital Signage in Zukunft aussieht.

Wie sieht Digital Signage in Zukunft aus?

„Es kommt auf den Markt an, den man ansprechen will. Im Residential-Sektor liegt die Zukunft wahrscheinlich bei MicroLED. Aber im ProAV-Markt bleibt man vielleicht bei vielen Anwendungen bei SMD.“

Franck Racapé, PPDS

„Die Größe der Leinwand wird der ausschlaggebende Punkt sein. Sie entscheidet darüber, welche Technologie Sinn macht.“

Vincent Piarou, Samsung

„Der Markt ist preisgetrieben. LCD ist eine reife und zuverlässige Technologie und wird auch in Zukunft für manche Anwendungen die beste Wahl sein. Für viele Szenarien aber wird LED das beste Preis-/Leistungsverhältnis bieten.“

Tobias Augustin, Sharp/NEC

Verdrängen Hardware-Hersteller ihre Software-Partner?

Als nächstes brachte Florian Rotberg den Elefanten im Raum auf: SoC. Samsung brachte vor etwa 10 Jahren das erste Display mit eingebautem Mediaplayer-Ersatz als Test auf den Markt. Mittlerweile haben sich die Systeme entschieden verbessert und sind fest etabliert. Sharp/NEC hatte lange einen anderen Ansatz verfolgt: Die Japaner legten historisch viel Wert auf den modularen Aufbau ihrer Produkte. Laut Tobias Augustin hängt das mit dem Partner-Ökosystem zusammen, das sein Unternehmen pflegt. Im Juni folgte Sharp/NEC jedoch dem Trend und stellte auf der Infocomm seine ersten SoC-Displays vor. Der Grund: „Unser Ansatz war immer: One Size does not fit all. Für Einstiegslevel-Anwendungen ist SoC aber eine sehr kosteneffiziente Alternative“, sagt Tobias Augustin.

Vom SoC ist es kein weiter Sprung zur Software. Jeder der drei Hersteller bietet inzwischen eine eigene Anwendung: Sharp/NEC entwickelte Naviset als Remote-Management-Tool, PPDS launchte 2022 die cloudbasierte Plattform Wave mit ähnlichen Funktionen, und Samsung wirbelt die Marktregeln mit seiner neuen Allrounder-Software VXT komplett durcheinander. Es ist also nicht mehr nur der Screen, es ist der Screen plus Software oder Middleware. Der Ansatz ist aber nicht immer, den Software-Anbieter zu ersetzen, wie im Fall von PPDS:

„Wir wollen nicht in Konkurrenz mit dedizierten Software-Anbietern treten. Wave ist eine Middleware, die den Software-Developern ihre Arbeit erleichtert. Sie entwickeln eine Lösung für Wave und wir kümmern uns darum, dass die Middleware auch in Zukunft mit unserer kompletten Hardware kompatibel ist.

Der zweite Punkt ist die Skalierbarkeit. Wir sehen uns nicht als One-Stop-Shop. Die meisten Digital Signage-Software-Anbieter sind relativ klein mit 30 bis 40 Mitarbeitern. Wir vertreiben hunderttausende von Screens weltweit. Mit Wave helfen wir ihnen, Skalierbarkeit zu erreichen.“

Franck Racapé über den Software-Ansatz von PPDS

Für Vincent Piarou gab es aber noch einen anderen Elefanten im Raum. „Wir sind immer noch im Digital Signage-Mittelalter, solange ein Mensch auf die Plattform zugreifen muss, um den Content zu ändern.“ SoC und IT Security sei natürlich ein Thema. Eine wirkliche Veränderung komme aber erst, wenn eine alles vernetzende Lösung mithilfe von AI und IoT entstehe.

Raus aus China und globaler Service

Samsung, PPDS, Sharp/NEC – alle haben mittlerweile Service- und Reparaturzentren in verschiedenen Absatzmärkten. Defekte Screens müssen – wenn die Fernreparatur nicht ausreicht – nicht mehr um die halbe Welt geschickt werden. Florian Rotberg wollte wissen, wie die Kunden das Angebot nutzen. Die Antwort von Vincent Piarou: „Das globale Service- und Reparaturangebot ist sehr gefragt. Die Kunden nutzen es nicht nur, sie brauchen es.“

Auch die Produktion wird dezentraler. Alle drei Hersteller haben Teile ihrer Produktion inzwischen von China in andere asiatische Länder oder nach Europa verlegt. „Made in Europe“ ist gerade bei MicroLED hoch im Kurs, steht für Qualität und kürzere Transportwege. Florian Rotberg fragt, wie wichtig der Produktionsort für die Kunden tatsächlich ist. „Wenn man mit der US-Regierung Geschäfte machen will, kann man kein „Made in China“ verkaufen“, sagt Franck Racapé, dessen Unternehmen gerade viel investiert, um das Regierungsgeschäft auszubauen.

Für Tobias Augustin ist „Made in China“ prinzipiell nicht negativ konnotiert. „Man kann immer noch in China produzieren, wenn man sein Qualitätsmanagement im Griff hat. Wenn man Produkte von hoher Qualität haben will, muss man seine Produktspezifikationen unter Kontrolle haben.“ Vincent Piarou sagt, Samsung-Kunden würden in Europa gefertigte Produkte auch aufgrund von Nachhaltigkeitsfaktoren schätzen. Auch die gestiegenen Transportkosten waren ein Push-Faktor, mit der Produktion näher an den Absatzmarkt zu gehen.

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