Refurbished Displays

"Wir brauchen Industriestandards"

Smartphones in Zweitnutzung findet man überall, doch kein Retailer will sich ein Used-Display in den Laden hängen. Experten erklärten auf dem DSSE, wie Digital Signage-Hardware ein zweites Leben bekommt.
Von links: Bernd Albl von Umdasch Digital Retail, Christof Böhm von Sharp/NEC und Sebastian Trabold von CHG Meridian (Foto: Frank Böhm/ invidis)
Von links: Bernd Albl von Umdasch Digital Retail, Christof Böhm von Sharp/NEC und Sebastian Trabold von CHG Meridian (Foto: Frank Böhm/ invidis)

Wer auf dem DSSE 2023 in München zu Gast war, dem werden einige Kernthemen noch im Kopf hängen: Die Omnipräsenz von AI, die Magie von gutem Content – und natürlich Green Signage. Dabei ging es nicht nur darum, den Stromverbrauch von Displays zu reduzieren, sondern auch um einen verlängerten Lebenszyklus. Darüber diskutierten Christof Böhm, Senior Vice President bei Sharp/NEC, Bernd Albl, CEO bei Umdasch Digital Retail und Sebastian Trabold, Solution Manager bei CHG Meridian.

Die IT gibt Impulse

Eine der Haupterkenntnisse, die sich aus der Diskussion zwischen Hersteller, Integrator und Leasing-Anbieter ergab, war: Kein Kunde will im Moment Used-Screens, solange Refurbishment – die Wiederaufbereitung – im Display-Markt kein feststehender Begriff ist. Im IT-Markt haben sich Geräte in Zweitnutzung bereits etabliert, wie Sebastian Trabold erklärte, der sich für CHG Meridian mit der Wiederaufbereitung alter IT-Geräte beschäftigt: „Im IT-Markt haben wir festgestellt, dass die Verlängerung des ersten und der zweite Lebenszyklus immer wichtiger werden.“ Laut Sebastian Trabold wollen Endnutzer vermehrt wissen, was mit ihrem Smartphone passiert, nachdem sie es zwei Jahre benutzt haben: „Wir müssen die Konsumenten wissen lassen: Es gibt einen zweiten, vielleicht einen dritten Lebenszyklus.“

Green Signage: „Bei Digital Signage ist Luft nach oben“

Im Digital Signage-Markt sieht Sebastian Trabold noch keine Nachfrage nach Refurbishment. Das sei aber nur eine Frage der Zeit und die Branche müsse die richtigen Weichen stellen. „Wir brauchen Industriestandards. Im besten Fall ist es ein Aufkleber, der ein Gerät als ‚qualifiziert für die Wiederaufarbeitung‘ ausweist.“ Der richtige Schritt wären einheitliche, herstellerunabhängige Vorrichtungen, anhand derer sich der Zustand eines Geräts ablesen lässt. Bei Laptops und Smartphones gibt es die bereits.

Hardware muss wieder hochwertig werden

Neben solcher Ablese-Vorrichtungen hängt der zweite Lebenszyklus vor allem am Produktdesign, wie Christof Böhm von Sharp/NEC ausführt. Sein Unternehmen setzt auf eine langlebige Bauweise. Bei den Displays wird zum Beispiel größtenteils Metall anstatt Plastik verbaut. Das ist nicht nur langlebiger, sondern schützt zusätzlich vor Überhitzung, entlastet den Lüfter und senkt damit den Stromverbrauch. Damit lässt sich der CO2-Abdruck von normalerweise sehr energieintensiven Technologien wie High-Brightness senken. Darauf setzt beispielsweise auch Outdoor-Display-Hersteller Dynascan, wie CEO Alan Kaufman in einer weiteren Panel-Diskussion erläuterte.

Energie-Effizienz ist ein Thema, das Kunden noch größtenteils ignorieren. „Als wir Kunden auf der Euroshop 2023 direkt auf Themen wie Green Signage ansprachen, stieß das auf keinerlei Nachfrage. Sie wissen, dass etwas in der Art kommen wird, aber sie stellen sich dem Problem im Moment nicht“, sagte Bernd Albl von Umdasch Digital Retail. Was seine Retail-Kunden aber durchaus interessiere, sei die Langlebigkeit des Store-Equipments.

Der neue Anspruch an Ladenbauer ist, dass die Ausstattung mindestens 10 Jahre hält, erklärte Bernd Albl. „Zur Zeit bauen wir Läden noch alle 3, 4 oder 7 Jahre um.“ Daher ist vor allem langlebige Technologie gefragt. Used-Screens sind bei Retail-Kunden laut Bernd Albl nicht gewünscht. „Solange die Fragen zum Qualitätsmanagement und der Garantie von wiederaufbereiteter Hardware nicht geklärt sind, werden wir keine Nachfrage bekommen.“

Ohne ROI kein Second Hand

Doch der Anteil an digitaler Ausstattung bei Ladenbauprojekten steigt: „Früher hatte Digitales einen Umsatzanteil von rund 10 Prozent. Heute sind es Minimum 50 Prozent. Und es wird noch zunehmen.“ Was also für Retailer durchaus interessant sein könnte, ist der Wiederverkauf ihrer alten Screens. Dieser Ausblick auf einen Return on Investment würde es auch Integratoren einfacher machen, ihren Kunden hochwertigere Hardware zu verkaufen. Es würde die Retailer vielleicht auch dazu animieren, ihre Screens mit nächtlichem Ausschalten zu schonen. Die Diskussion verdeutlicht aber, dass die Wiederverwendung nicht nur an den Kunden scheitert. Auch Hersteller und vor allem Integratoren als Schnittstelle zum Kunden müssen mitziehen. Nur dann kann sich der Kreislauf etablieren.

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