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Globetrotter Rethink Bonn

Hier wird alles wiederverwertet

Bonn | Alles refurbished – kann das funktionieren? Der Outdoor-Retailer Globetrotter zeigt in einem Pionierstore in Bonn, dass es klappt. invidis war mit den Entwicklern des Stores vor Ort.
Das Rethink-Maskottchen: Aus übriggebliebenen Materialen baute Globetrotter sein Logo nach. (Foto: invidis)
Das Rethink-Maskottchen: Aus übriggebliebenen Materialen baute Globetrotter sein Logo nach. (Foto: invidis)

Der Store ist neu, aber alles darin ist alt. Im Ladenbau gibt es das weltweit nur einmal: im Globetrotter Rethink in Bonn. Globetrotter – einer der größten Outdoor-Händler in Europa – wagte mit der Filiale ein Experiment. Nahezu das gesamte Equipment im Store ist re-used und stammt vom Vormieter. Dieser verkaufte aber gar keine Sportausrüstung, sondern Elektronik. Dennoch übernahm Globetrotter fast die gesamte Einrichtung vom alten Conrad-Electronics-Markt. Jetzt hängen Kletterhelme auf alten Bügeleisenhalterungen. Und Rucksäcke werden dort präsentiert, wo vorher Staubsauger hingen.

Retail: Radikales Refurbishment bei Displays

Was man nicht bereits auf der Fläche hatte, holte man aus dem eigenen Fundus: Die Kassentheke stammt aus der Globetrotter-Filiale in Stuttgart. Die Kleiderstangen hängen an Kletterseilen, die in der Produktion zu kurz geraten sind. Auch die Shop-in-Shop-Möbel sind nicht neu: Wer als Marke hier vertreten sein will, musste gebrauchte Aufsteller liefern. Einige Möbel tragen deshalb auch noch veraltete Logos.

Dieser Rethink-Ansatz sparte 102.000 Kilogramm CO2 ein – 97 Prozent gegenüber einem vollständig neu ausgestatteten Store. Was Globetrotter aber nicht sparte, ist Zeit und Geld. Um den Elektronikmarkt in ein Outdoor-Paradies umzuwandeln, musste ein kreatives Konzept her. Dafür holte sich Globetrotter Unterstützung von Volker Katschinski, Creative Director des Retail-Architekturstudios Dan Pearlman. Wie radikales Refurbishment in der Praxis funktionieren kann, erklärte er bei einem Store-Rundgang, gemeinsam mit Andreas Vogel, CEO von Globetrotter Ausrüstung, und Mareike Heubel, die das Projekt auf Globetrotter-Seite betreute.

Alte Elektroware ist Teil des Storytelling-Konzepts im Globetrotter Rethink (Foto: invidis)
Alte Elektroware ist Teil des Storytelling-Konzepts im Globetrotter Rethink (Foto: invidis)

Alles Neue braucht Storytelling

Nicht alles im Rethink Store ist besonders ästhetisch. Auf dem Teppichboden findet man beispielsweise einige Flecken – für den Rethink-Ansatz akzeptierte man auch Hässliches. Das muss aber der Kunde auch verstehen. Dan Pearlman brachte dafür das Storytelling ins Spiel: „Wir wandern hier durch ein Konzept“, erklärte Volker Katschinski. Im Store sind viele analoge Touchpoints verteilt, an denen der Kunde hängen bleibt. Analog deshalb, weil das Gesamtkonzept Achtsamkeit und Ruhe vermitteln sollte.

Genauso authentisch wie die Flecken auf dem Boden soll auch die Unternehmenskommunikation aussehen. Andreas Vogel will den Kunden ehrlich vermitteln, wo sein Unternehmen steht. „Wir befinden uns noch am Anfang der Reise. Wir machen immer noch Schlechtes langlebiger“, sagte der Globetrotter-CEO auf der Tour durch den Store.

Auch für den dritten Lebenszyklus sorgen

Damit spielt Andreas Vogel auf das Cradle-to-Cradle-Prinzip an, das die wissenschaftliche Basis für das Store-Projekt darstellte. Nach diesem Prinzip sollte jedes Material entweder in gleicher Qualität erhalten bleiben oder sich biologisch abbauen. Doch nicht jedes Material hat auch einen dritten Lebenszyklus oder zersetzt sich ohne Umweltschaden.

Um die Store-Einrichtung auf diese Kriterien zu messen, kooperierte Globetrotter mit dem Unternehmen EPEA, das Lösungen für die Kreislaufwirtschaft entwickelt. EPEA entwickelte aus diesem Impuls heraus den CPI – Circularity Passport Interior. Mithilfe dieses Tools lässt sich die Umsetzung des Cradle-to-Cradle-Prinzips in der Gestaltung von Innenräumen bewerten. Dieses Wissen steht Globetrotter jetzt für alle weiteren Store-Projekte zur Verfügung.

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