Der in Social Media geborene „Barbenheimer“-Trend hat die Sommer-Blockbuster „Barbie“ und „Oppenheimer“ zu Rekord-Blockbustern werden lassen. Insbesondere junge Menschen haben mit pinkem Dresscode und Double Screenings am selben Tag das Kino zelebriert. Damit steht „Barbenheimer“ laut der Agentur Weischer Cinema stellvertretend für ein neues Phänomen, bei dem Social Media-Trends rundum Kinofilme entstehen, die noch gar nicht im Kino laufen aber schon virtuell zum Event werden:
- Tickets für Taylor Swifts Konzertfilm „The Eras Tour“ (Start: 13. Oktober) waren innerhalb von Minuten vergriffen – nicht zuletzt, weil sie zum Preis von 19,89 Euro, dem Geburtsjahr Swifts, angeboten wurden und damit deutlich günstiger sind als die Tickets für die Konzert-Tour, die erst 2024 nach Europa kommt.
- Allein die Ankündigung von Superstar Beyoncé, ihre aktuelle Tour „Renaissance“ am 1. Dezember als Konzertfilm in die amerikanischen Kinos zu bringen, hat in Deutschland zu einem wahren Social Media-Hype geführt. Junge Fans fordern vehement, den Film auch außerhalb der USA zu zeigen.
- Der öffentlichkeitswirksame Flirt von Teenie-Schwarm Timothée Chalamet mit Reality-Star Kylie Jenner befeuert aktuell die Fantasie der jungen Social Media-Communities, in denen Chalamet häufig mit „Wonka“-Hut dargestellt wird – einer Requisite aus dem Film, in dem er ab dem 14. Dezember im Kino zu sehen ist.
Insbesondere junge Menschen liken, sharen oder persiflieren solche Social Media-Trends und wollen neuerdings nicht nur Teil des virtuellen, sondern auch des realen Events im Kino sein. Entsprechend hoch und häufig fällt die Besucherfrequenz der jungen Zielgruppe aus: Laut aktueller FFA-Studie haben 60 Prozent aller 15- bis 19-Jährigen, 68 Prozent aller 6- bis 9-Jährigen und sogar 79 Prozent aller 10- bis 14-Jährigen im ersten Halbjahr 2023 ein Kino besucht – und zwar durchschnittlich viermal. Damit lag die Reichweite in dieser Altersgruppe höher als jemals zuvor und machte den Kinosommer 2023 zielgruppenübergreifend zu einem der erfolgreichsten aller Zeiten.
Das Soziale in Social Media
Weischer-Cinema-CEO Stefan Kuhlow ist sich sicher, dass dies nur der Beginn einer langfristigen Entwicklung ist: „Social Media braucht soziale Orte. Die virtuelle Vorfreude auf reale Erlebnisse an realen Orten mit realen Menschen ist nicht nur im Kino, sondern auch bei Konzerten, Festivals oder Sportveranstaltungen zu beobachten.“
Während alle klassischen Medienkanäle mit sinkenden Reichweiten in der jungen Zielgruppe und abnehmender Werbewirkung zu kämpfen haben, bleibe Kino der Ort, an dem auch junge Zielgruppen ablenkungsfrei erreicht werden können. „Viele Werbetreibende haben das erkannt und nutzen Kino schon strategisch als digitalen Bewegtbildkanal im Mix mit Online-Video auf Social Media-Plattformen“, erklärt Stefan Kuhlow.
Das Kinojahr geht weiter
Ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass auch die kommenden Monate zahlreichen Stoff für Social Media-Trends bereithalten: Am 19. Oktober feiert Martin Scorceses „Killers of the Flower Moon“ mit Leonardo di Caprio und Robert de Niro Premiere. Am 16. November kommen die „Tribute von Panem – The Ballard of Singbird & Snakes“ – das Prequel zur Hunger-Games-Trilogie – auf die Leinwand. Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums bringt Disney am 30. November „Wish“ in die Kinos und erforscht den Ursprung des legendären Disney-Wunschsterns, bevor dann am 20. Dezember „Aquaman: Lost Kingdom“ in die Kinos kommt.
Auch der Blick auf 2024 lässt bereits Social Media-Phänomene erahnen: Am 4. Juli kommt mit „Mufasa“ eine Fortsetzung des legendären Disney-Klassikers „König der Löwen“ in die Kinos. Eine Woche später startet der vierte Teil der Minions-Erfolgsserie „Einfach unverbesserlich“ und auch die Fortsetzung von „Joker“ mit Joaquin Phoenix und Lady Gaga am 3. Oktober wirft bereits heute ihren Social Media-Schatten voraus.
invidis Check
Dass Social Media und Werbekanäle „in der realen Welt“ sich gut verstehen oder neue Dynamiken in die Gattungen bringen, zeigt sich nun schon länger auch bei DooH. Der Boom des Kinos ist ein weiterer Fingerzeig für unsere Gattung, diesen Weg auch weiter zu gehen. Es ist aber auch ein Hinweis, dass man bei allem Adtech-Fortschritt auch die kulturellen Aspekte, Wurzeln und Potenziale von DooH nicht außer acht lassen darf. Gerade der öffentliche Raum ist hierfür besonders geeignet, aber auch besonders sensibel. Die richtigen Parameter zu finden, ist der Schlüssel.