Broadsign-CEO Burr Smith

"Der größte Spaß meines Lebens"

Montreal | invidis traf Burr Smith – President, CEO und über das eigene Family Office auch Eigentümer von Broadsign – am Unternehmenssitz in Montreal. Der kanadische DooH-Plattformanbieter beschäftigt mehr als 270 Mitarbeiter weltweit und betreibt fast 400.000 Screens. Im Gespräch zum 20-jährigen Firmenjubiläum breitet Smith leidenschaftlich seine Vision aus: Broadsign will die Art und Weise verändern, wie Marken OoH-Werbung kaufen, verkaufen und ausspielen.
Burr Smith, CEO von Broadsign, sieht Europa als den weltweit innovativsten OoH-Markt. (Foto: Broadsign)
Burr Smith, CEO von Broadsign, sieht Europa als den weltweit innovativsten OoH-Markt. (Foto: Broadsign)

Die vier-Millionen-Einwohner-Metropole Montreal zeigt sich im Dezember von ihrer schönsten Seite: tiefverschneit, knackig kalt, sonnig und in den Abendstunden mit farbig-leuchtender Kunst. Aufgebrezelt hat sich auch der OoH-Plattformbetreiber Broadsign, der zum 20. Firmenjubiläum seinen Unternehmenssitz in der Innenstadt runderneuert hat.

Mehr als 120 der weltweit 270 Mitarbeiter arbeiten in Montreal, größtenteils auch wieder im Office. Das frisch renovierte Büro ähnelt den New-Work-Paradiesen von Google, Meta & Co. Die übrigen Broadsign-Mitarbeiter sind auf die europäischen Offices in Deutschland und Spanien sowie auf den australischen Unternehmenssitz verteilt.

CEO und Eigentümer von Broadsign ist Burr Smith. Unter seiner Führung entwickelte sich die kanadische Software-Lösung zur führenden OoH-Plattform: Fast 400.000 DooH-Displays in 85 Ländern laufen mit Broadsign. Insgesamt werden eine Million Out-of-Home-Flächen über die Plattform verwaltet und gesteuert. Viele der großen OoH-Anbieter setzen auf die Lösungen aus dem Hause Broadsign, unter anderem JC Decaux, Ströer und Clear Channel.

Renoviertes Broadsign-HQ in Montreal (Foto: Broadsign)
Renoviertes Broadsign-HQ in Montreal (Foto: Broadsign)

Europa als der innovativste OoH-Markt weltweit

„Nordamerika ist ein Riesenmarkt: Größe allein reicht, um Digital-out-of-Home profitabel zu betreiben”, sagt Burr Smith. “Ganz anders in Europa, dem weltweit innovativsten OoH-Markt. Ähnlich wie in Australien ist hier nur der erfolgreich, der sich kontinuierlich neuerfindet, da nationale Märkte mit individuellen Regeln und Marktteilnehmer unterschiedlich sind. Der Erfolg von Broadsign ist ein Plattform- Werkzeugkasten, wo jeder Anbieter das passende Modul finden kann.“

Das Unternehmen erwirtschaftet jeweils 40 Prozent seines Geschäfts mit europäischen und nordamerikanischen Kunden und etwa 10 Prozent in der Region Australien/Neuseeland. Seine Präsenz in Asien will das Unternehmen bald ausbauen.

Burr Smith und seine Familie fingen 2006 an, in Broadsign zu investieren. „Broadsign hatte immer schon eine großartige Technologie und das SaaS-Geschäftsmodell war damals revolutionär.“ Aber das Unternehmen musste sich mit nur einer Handvoll Kunden durchkämpfen und war in finanzielle Schwierigkeiten geraten. „Potenzielle Kunden hatten Sorge, dass Broadsign nicht langfristig am Markt überlebt“, sagt Burr Smith. 

Mit der Komplettübernahme 2012 konnte Burr Smith das Unternehmen auch finanziell auf gesunde Füße stellen. Eine weiterer Strategiewechsel 2017 stellte das Fundament für den heutigen Erfolg auf. „Bis dahin war Broadsign nur ein CMS-Anbieter. Es bestand die berechtigte Sorge, dass wir zu klein und unbedeutend für unsere mehrheitlich großen Kunden sind. Denn reine CMS-Lösungen sind hochstandardisiert und austauschbar.“ 

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Broadsign beansprucht die Marktführerschaft – sowohl bei Plakaten als auch bei Displays

“Wir entschlossen uns, das CMS zu einer Plattform zu entwickeln, für die Drittanbieter Lösungen entwickeln können”, sagt Burr Smith. “Die zweite wichtige Entscheidung war, dass wir frühzeitig das Potenzial von Programmatic für DooH entdeckten.“ In den Folgejahren übernahm Broadsign einige der Drittanbieter wie Ayuda oder Campsite, um die volle Kontrolle über Business-Critical-Lösungen zu haben. Heute bietet die Plattform alles, was OoH-Kunden zum OoH-Management benötigen – egal ob für analoge Poster oder Screens. Burr Smith ist sich sicher: „Wir haben die beste Lösung im Markt.“

Das Wachstum von 700 Prozent (teilweise durch Übernahmen) in den letzten fünf Jahren zeigt den Erfolg. Heute ist Broadsign ein kerngesundes Unternehmen; und die Expansion umfasst auch den analogen OoH-Markt: Mit dem Broadsign-Static-Angebot erhalten OoH-Unternehmen Zugang zu Echtzeit-Inventarverfügbarkeit und vereinheitlichte, plattformunabhängige Workflows.

„Wir stolz darauf, alle Gewinne im Unternehmen zu belassen. Für uns ist Broadsign eine langfristige Herzensangelegenheit, die sehr viel Freude bereitet.“ An einen Verkauf denkt die Familie nicht mehr. Die Entwicklung neuer Produkte dauert bis zu vier Jahre – das können sich private Unternehmen ohne Druck der Finanzmärkte besser leisten. „Wir sind mit unserer Plattform einzigartig; und Broadsign verfügt über ein lohnenswerte Unternehmenskultur.“

„Im Vergleich zu Online ist OoH noch primitiv“ 

In der Out-of-Home-Branche fehlen immer noch Standards, um automatisierte Transaktionen durchführen zu können. Arbeitsabläufe unterscheiden sich zwischen den Stakeholdern noch zu sehr. „Die Branche ist noch primitiv im Vergleich zu online, aber das Potenzial ist riesig, wie die wachsenden Marktanteile beweisen“, meint Burr Smith.  

Über den Einfluss der globalen Ad-Tech-Anbieter macht sich Smith keine Sorgen: „Sie haben das Geld, aber nicht das nötige Spezialwissen für Out-of-Home. Für Cross-Channel-Kampagnen mit OoH braucht es Spezialisten wie uns.“ Auch verändere sich der Programmatic-Markt rasend schnell. „Der Markt sortiert sich gerade, Technologie und Anforderungen sind kurzlebig.“ Auch Broadsign hat eine DSP, die aber nicht in allen Märkten angeboten wird. „Wir brauchten halt auch eine DSP für ein komplettes End-to-End-Angebot“, sagt Burr Smith.

Broadsign nun klimaneutral

Nicht nur das Unternehmen liegt Burr Smith am Herzen – ähnlich leidenschaftlich spricht er über das Thema Nachhaltigkeit: „Wir sind jetzt CO2-neutral. Wir haben alle unsere Aktivitäten, einschließlich der globalen AWS-Infrastruktur, reduziert und ein wiederkehrendes Verfahren für Qualitätskompensationen eingeführt, um klimaneutral zu sein.“

Die Aufgaben für die Zukunft sind klar gesteckt. Denn laut Smith wird OoH weitere Marktanteile gewinnen, wenn Buchungen und Ausspielung einfacher zu bedienen sind. „Wir wollen die OoH-Industrie weiter automatisieren und vereinfachen“, sagt der Broadsign-CEO.

„Was die Plattform heute bietet, ist mehr als die Summe seiner Teile. Das Unternehmen zu führen ist der größte Spaß, den ich in meinem Leben hatte“. Nach 90 Minuten persönlichen Gespräch bleibt kein Zweifel, dass Burr Smith noch viel mit Broadsign vorhat.