Die größte Überraschung für die Digital Signage-Branche war, dass jetzt erst der globale Launch von VXT anstand. Bereits auf der ISE 2023 wurde die neue Digital Signage-Software-Plattform Partnern hinter verschlossenen Türen präsentiert. Seit der Infocomm in Juni präsentiert Samsung die Visual Experience Transformation Plattform bereits öffentlich auf Messeständen. Doch erst am 31. Januar 2024 stand der offizielle Launch an – und Samsung überließ dabei nichts dem Zufall.
Teilnehmer der invidis-Konferenz DSS ISE bekamen bereits am Vormittag einen Einblick: Der europäische Samsung Vice President Simon Jackson erklärte auf der Bühne die Revolution des neuen Geschäftsmodells: VXT ist vielmehr als nur ein Cloud-native-Nachfolger von Magicinfo. Mit VXT führt Samsung ein Abonnementen-basiertes Plattform-Business ein – inklusive Appstore für Digital Signage-Partneranwendungen.
Sowohl unabhängige CMS-Anbieter als auch Content-Dienstleister sind eingeladen, ihre Services via VXT anzubieten. Die Revolution steckt im Vertriebsmodell – ab 2025 wird VXT auch direkt von Samsung an Endkunden vertrieben. Die Sorgen der Integratoren sind Simon Jackson bewusst – Samsung sieht aber viele Potenziale für Samsung Ökosystempartner von der neuen weltweiten Plattform zu profitieren. Nur die Rolle von Samsung als Plattformbetreiber in der Wertschöpfungskette ändert sich.
Zusammen mit Simon Jackson kamen zwei Samsung-Partner auf die Bühne, die als erste Pre-Integrated Repeatable Solution („PIRS“) Partner in das neue VXT-Ökosystem integriert sind: Bertrand Issard vom französischen Digital Signage Software-Anbieter Ngine Networks und Bastiaan Amsing von der Global Signage Alliance (GSA). Ngine hat bereits mehrere Vertikalmarkt-Anwendungen auf VXT angepasst, ebenso Mitglieder der GSA.
Samsung stellt hierfür Development-Tools, Codes und Design-Guidelines zur Verfügung, damit Entwickler maßgeschneiderte Lösungen entwickeln können. Dies geschieht über das Wine-Framework, welches das Samsung VXT-Backend über das CMS-Canvas und den VXT-Player mit dem Backend der jeweiligen Pirs-Partner verbindet. Ziel ist es, für den Endkunden eine vollständige In-App-Experience zu gestalten: von der Software bis zur Content-Entwicklung.
Mit dieser Struktur will Samsung die App-Entwicklung für die weltweite Developing-Community öffnen, mit Anwendungen, die global im App-Store direkt via Samsung abonniert werden können.
Samsung bietet die große Bühne
Zum offiziellen VXT-Launch am gestrigen Nachmittag erläuterte VXT-Chef Alex Lee der weltweit angereisten Samsung-Partner Community die Details des neuen Plattform-Modells, das zu einem Gamechanger werden soll.
Souverän führte der Kopf hinter VXT durch die Vision von Samsung: Eine große Plattform für Unternehmen zu schaffen, die alles mit einem offenen App-Store abdeckt. „Im B2B-Geschäft geht es immer darum, die Herausforderungen der Kunden zu lösen. Dass diese jedoch unglaublich unterschiedlich ausfallen, wird dann selbst zur Herausforderung“, betonte Alex Lee. Gerade mittlere und kleine Unternehmen würden das Potenzial von Digital Signage nicht ausnutzen, da keine einfachen und einheitlichen Zugänge zu Digital Signage-Anwendungen erhältlich seien.
VXT soll dieser Gamechanger werden, der das Potenzial von Digital Signage insbesondere auch für IT-Integratoren öffnet. Das Abonnieren von Software, Content & Co. soll so einfach sein wie auf Smartphones. Dazu bedarf es einer zentralen Plattform, und wer wenn nicht Samsung, mit 35 bis 40 Prozent Marktanteil weltweit dominierender Marktführer, kann eine solche Plattform einführen. Zusätzlich setzt Samsung auf Cyber Security mit Samsung Knox – eines IT-Security-zertifizierten Moduls im Betriebssystem das bisher im Digital Signage-Markt einzigartig ist.
Den vollständigen App-Store will Samsung 2025 auf den Markt bringen. Einige Partner stellten auf dem Launch bereits ihre Anwendungen vor. Wisar Digital stellte unter anderem eine einfache QSR-Applikation vor, die Bestellungen auf einem Samsung Kiosk mit einem Dashborad für die Zubereitung sowie einem digitalen Abholdisplay verbindet. Der Software-Anbieter ist begeistert: „Mit VXT bekommen wir Zugang zu Samsungs massiver Customer Base.“
Viel Wert legt Samsung auf den schnellen Zugang zum System. Neben einem kostenlosen 60-Tage-Trial, bei dem nach Kauf alle bisherigen Daten transferiert werden, betont der Konzern außerdem die schnelle Lizenzierung. Eine Lizenz werde bis zu 10 Minuten nach Anforderung erstellt.
invidis Kommentar
Samsung will Digital Signage aus der Nische bringen. Dazu bedarf es Standards, einfache Vertriebsmodelle und einheitliche User-Experiences. Sprich: eine führende Digital Signage-Plattform. VXT soll diese Rolle für Samsung übernehmen und zum Gamechanger werden, der Digital Signage zum B2B-Massenprodukt führt.
Dafür reicht es nicht mehr, sich nur alleine auf Digital Signage-Integratoren zu stützen, die die technischen Herausforderungen und den komplexen Vertrieb beherrschen. Für etablierte Partner ist VXT Chance und Risiko gleichzeitig. Wer seine Software, Content & Co. via VXT anbietet, bekommt weltweiten Zugang zu potenziellen Kunden, muss dafür aber das neue Vertriebsmodell akzeptieren.
Auf der anderen Seite kann Samsung VXT neuen Wettbewerb bringen, erstmals können auch Digital Signage-unerfahrene IT-Integratoren oder Online-Anbieter ein breites Digital Signage-Angebot anbieten. Das bringt im Longtail-Geschäft neuen Wettbewerb. Große Enterprise-Kunden werden kaum über Appstore Software abonnieren – hier spielen maßgeschneiderte Lösungen und Datenanbindungen eine wichtige Rolle.
Aber um Digital Signage zum B2B-Massenmarkt zu machen, muss die Branche das Silo verlassen. Samsung folgt konsequent seiner Strategie, die zum Gamechanger werden kann.
Florian Rotberg