Digital Signage

Zählt allein Größe?

Kleine und mittelgroße Digital Signage-Integratoren und ISVs waren die Helden der frühen Phase der Digital Signage-Branche. Mehr als ein Jahrzehnt lang dominierten Unternehmen mit einem Umsatz von meist weniger als 10 Mio. Euro die Branche. Selbst die erste Generation globaler Projekte wurde von mittelständischen Integratoren gemanagt. Heute dominieren große Digital-Signage- und IT-Integratoren die großen Deals - was bleibt für KMU übrig?
LED Schaufenster bei Loden Frey (Symbolbild invidis)
LED Schaufenster bei Loden Frey (Symbolbild invidis)

Große Marken vertrauen großen Dienstleistern: Europas größte Pure-Play Digital-Signage-Integratoren wie Trison, M-Cube oder Visual Art und IT-Systemhäuser wie Econocom, Atea oder auch Cancom gewinnen häufig die großen internationalen Ausschreibungen.

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Größere internationale Projekte sind heute für kleinere Digital Signage-Anbieter meist unerreichbar mangels großem Ausschreibungsteam (Bidding-Department), globalem Partnernetzwerk, IT-Security-Zertifizierung und finanzieller Größe. Unfaire Vorteile aus Sicht kleinerer Anbieter, denn im technischer Hinsicht und bei der Entwicklung innovativer Konzepte sind kleinere Spezialanbieter mindestens auf Augenhöhe, häufig sogar besser als große internationale Anbieter.

Vile Brequin Display in NYC (Foto: invidis)
Vile Brequin Display in NYC (Foto: invidis)

KMU-Sweetspot Marktwissen und kulturelles Gespür für Kunden und Verbraucher

Retail-Ausschreibungen nationaler Ketten, gemischte Konferenzraum- und Digital Signage Corporate-Projekte und insbesondere Regierungs- und Bildungsausschreibungen sind der Sweetspot mittelständischer Digital Signage-Anbieter. Hier ist sprachliche und kulturelle Kompetenz wichtig.

Mangels langjähriger Kundenbeziehungen und regionaler Verknüpfung – wie die geografische Nähe zum Kunden – sind kleinere Projekte für große internationale Anbieter kaum zu gewinnen – KMU-Anbieter kommen ohne Konzernoverheads und strengen Margenvorgaben aus, sind viel flexibler (Schnellboot) und sind somit in dem Segment kaum zu schlagen.

Branchenspezialisten und Hidden Champions

Ein weiteres Marktsegment, in dem KMU-Integratoren zunehmend erfolgreich agieren, sind spezielle Vertikalmarktlösungen für Supermärkte, Apotheken, Automotive oder Bildung. Die Zusammenarbeit mit führenden Branchenexperten für Infrastruktur und Plattformen ermöglicht eine Spezialisierung, die ein ertragsreiches Geschäftsmodell in der Nische ermöglicht. Spezialisierung schlägt Größe, wenn das Geschäftsmodell zur Nische passt.

Mango Spiegel-Display in Barcelona (Foto: invidis)
Mango Spiegel-Display in Barcelona (Foto: invidis)

Retail Media wird zum neuen Hygienefaktor

Ein neuer Trend bringt allerdings Unruhe in einige Nischenmärkte: Retail Media oder auch Commerce-Media genannt. Der Trend zur zusätzlichen Werbevermarktung der Handelsflächen mit First Party Realtime-Daten soll für viele Einzelhandelsunternehmen, Fitnessclubs und in der Gastronomie neue Umsatzströme öffnen. So jedenfalls die Hoffnung vieler Unternehmen, die durch die Pandemie, Inflation und Suche nach Mitarbeitern händeringend nach neuen Erlösquellen suchen.

Viele – insbesondere kleinere und mittelgroße Digital Signage-Integratoren – unterschätzen die Komplexität des Themas Retail Media. Die sichtbare Technologie täuscht, Retail Media verändert bestehende Geschäftsmodelle im Einzelhandel und verändert die Rollen von Marke und Händler. Entgegen der allgemeinen Meinung im Markt ist Retail Media viel mehr als nur Digital-out-of-Home im Store. Zur Zeit fehlen noch Standards, aber wenn sich der Staub der ersten Welle gelegt hat, werden auch KMU-Integratoren am Retail-Media-Boom partizipieren können.

DSS Europe 2024: Die Registrierung ist eröffnet

Ausnahme Software: Big is Beautiful

Während KMU-Integratoren eine Rolle im sich stark verändernden Digital Signage-Markt finden können, sieht es bei Software-Anbietern anders aus. Hier zählt allein Größe – Anzahl der aktiven Lizenzen, installierte Basis, IT-Security-Zertifikate und moderner Tech-Stack. Die Entwicklung beziehungsweise Weiterentwicklung einer Software bedarf einer kontinuierlichen hohen Investition, die am besten über eine breite Kundenbasis verteilt werden kann.

Mit wenigen Ausnahmen für interaktive Digital Signage-Speziallösungen werden Softwareanbieter unter 100.000 aktiven Lizenzen und einem modernen Tech-Stack kaum am Markt überleben können. Die Konsolidierung am Markt hat bereits angefangen und nimmt 2024 zusehend an Fahrt auf.

DSS Europe 2024: Fokus Mittelstand und Software

invidis setzt auf der kommenden DSS Europe 2024 (22-23 Mai) den Fokus auf neueste Entwicklungen in Signage und Software. Zusätzlich planen wir erstmals auch dedizierte Mittelstands-Paneldiskussionsrunden über erfolgreiche Strategien jenseits internationaler Champions.

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