Nürnberg

Der erste "Hologramm"-Verkäufer

Die 3D-Displays von ARHT Media gibt es schon länger, vom Mainstream-Einsatz sind sie noch weit entfernt. Jetzt testete sie erstmals ein deutscher Einzelhändler. Anlass ist wieder einmal der Fachkräftemangel.
Ein Verkäufer des Möbelhändlers Cairo berät die Kunden im Innovationslabor Josephs über ein 3D-Display von ARHT. (Foto: ARHT)
Ein Verkäufer des Möbelhändlers Cairo berät die Kunden im Innovationslabor Josephs über ein 3D-Display von ARHT. (Foto: ARHT)

Ob Hologramm-artige Technologie den Fachkräftemangel im Einzelhandel lösen kann, testete jetzt das Fraunhofer Institut. Im Innovationslabor „Josephs“ konnte man sich in den letzten eineinhalb Monaten von einem Verkäufer beraten lassen, der 230 Meter entfernt in einem Studio stand. Im Josephs erschien er in Echtzeit auf einem Display mit 3D-Effekt von ARHT Media, das gerne mal als Hologramm-Technologie bezeichnet wird. Es ist das gleiche Display, über das der ukrainische Präsident Zelenskyj 2022 auf vier Tech-Konferenzen gleichzeitig sprach.

Um die Technologie im Einzelhandel zu testen, setzte das Fraunhofer IIS ein Ausschreibungsverfahren aus, bei dem sich Retailer als Test-Partner bewerben konnten. Einer der beiden Gewinner ist der Omnichannel-Möbelhändler Cairo, dessen Filiale sich in der unmittelbaren Umgebung des Josephs befindet. Hier baute man ein Studio auf, in das ein Cairo-Verkäufer trat, sobald Interessenten im Innovationslabor um die Ecke auftauchten. Interessierte konnten auch einen Termin im Vorhinein buchen.

Das Josephs ist ein offenes Labor - jeder Interessierte konnte sich hier vom "Hologramm-Verkäufer" beraten lassen. (Foto: ARHT)
Das Josephs ist ein offenes Labor – jeder Interessierte konnte sich hier vom „Hologramm-Verkäufer“ beraten lassen. (Foto: ARHT)

Die Idee dahinter ist, Mitarbeiter als Berater in verschiedenen Stores gleichzeitig einsetzen zu können. Durch das Display, das die Mitarbeiter mit 3D-Effekt überträgt, soll sich das Gespräch ähnlich persönlich anfühlen wie eine reelle Begegnung. Zeitgleich setzte Cairo in der Testphase VR-Brillen ein, um auch die Möbel als AR-Modelle im Raum darzustellen. Das Ganze kombiniert Cairo mit einem AR-Feature in seinem Onlineshop, das über das Smartphone-Display funktioniert.

Cairo kann sich vorstellen, die ARHT-Technologie zukünftig in Pop-up-Stores anzuwenden. Vorzustellen sind außerdem Präsentationen von Designern auf Kundenveranstaltungen oder immersive Showroom-Erlebnisse. „Mit dem einzigartigen Erlebnis schaffen wir einen weiteren Anreiz für lebendige Innenstädte, die gerade durch die geschickte Kombination von Digitaltechnik und starken Verkäuferpersönlichkeiten im individuellen Beratungsgespräch entstehen“, sagt Gero Furchheim, Sprecher des Vorstands von Cairo.

Das offene Innovationslabor Josephs ist ausgegründeten Forschungsprojekt des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Test ist Teil des Förderprojekts „Future Retail Store“, das von der Günther Rid Stiftung für den bayerischen Einzelhandel finanziert und federführend vom Fraunhofer IIS umgesetzt wird. Die ARHT-Technologie testete man vom 26. Januar bis 17. März 2024. Jetzt will man analysieren, wie die Technologie bei den Kunden ankam.

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