invidis war unterwegs in der Sommerhitze von Texas – in Houston, San Antonio und Austin – auf der Suche nach Erfahrungen und Best Practice mit Outdoor-Displays. Ob DooH auf dem Parkplatz, Smart City am Straßenrand, EV-Ladestationen oder Orderdisplays im Drive-Thru – der Betrieb von Screens in direkter Sonneneinstrahlung ist Digital Signage in extrem.
LCD-basierte Outdoor-Displays zählen zu den anspruchsvollsten Digital Signage-Anwendungen. Um auch bei direkter Sonneneinstrahlung voll sichtbar zu sein, bedarf es sehr heller LCD-Panels, die bis zu zehnmal heller als normale Indoor-Screens sind. Oder präziser gesagt: Das Backlight ist heller, denn ein LCD-Panel leuchtet nicht selber. Diese höhere Helligkeit kommt auch mit größerer Hitzeentwicklung, die vor und hinter dem LCD-Panel vorbei aus dem Gehäuse geleitet werden muss.
Hitze ist der Screen-Killer Nummer Eins
Hitze birgt die größte Gefahr für LCD-Displays, sowohl wegen der selbst-emittierten Wärme vom Backlight als auch der externen Hitze insbesondere im direkten Sonnenlicht.
Unter normalen Umständen sollten auch Outdoor-Displays mit einer aktiven Kühlung im Gehäuse, regelmäßigem Service und einer schattigen Location unbeschadet viele Jahre ihren Dienst verrichten. Doch die Realität – nicht nur in Texas – sieht oft anders aus. OoH-Stelen, Digital Signage-Store-Directories und Menüboard-Screens in Drive Thrus sind oft mehrere Stunden pro Tag direktem Sonnenlicht ausgeliefert. Temperaturen auf der Screen-Oberfläche erreichen bei 35 Grad Lufttemperatur im Schatten teilweise 85 Grad Celsius und mehr – weit jenseits der Hersteller-Spezifikationen.
Digital Signage-Integratoren, Stelen-Designer und Netzwerkbetreiber versuchen mit ausgeklügeltem Design, Wärmetauschern und aufwändiger Lüftung die Hitze aus den Stelen zu blasen (Direct Air Cooling). DAC funktioniert nur mit großem Energieaufwand und weithin hörbaren Lüftern. Outdoor-Spezialhersteller bieten auch klimatisierte Lösungen an, deren Energieverbrauch dabei selbst den Stromverbrauch der Hight-Brightness-Screens übertreffen kann. Alle Formen von aktiver Lüftung sind für Outdoor-Signage ein alternativloses Konzept – aber von Green Signage ist das weit entfernt. Wichtigster Tipp: Outdoor Screens im Schatten aufstellen.
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Realitätscheck – Mehr als 70% der Screens sind beschädigt
Neben extremer Hitze bringt das Klima in Texas, New Mexico, Arizona und Nevada auch viel Staub und Sand. Digital Signage-Installationen müssen regelmäßig gepflegt werden, um eine effiziente Lüftung zu ermöglichen. Leider fokussieren viele Mall-Betreiber und QSR-Ketten nur die Installationskosten (CAPEX); an regelmäßigem, präventivem Service wir oft gespart, um laufende Kosten zu minimieren. Die Folge: Stelen werden nicht regelmäßig gesäubert und Screen-Fehler werden nicht oder erst nach langer Zeit entdeckt. Kurz gefasst – viele Screens sind in einem schlechten Zustand.
Ein Großteil der gut 100 von invidis – nicht repräsentativ – inspizierten Screens mit regelmäßiger direkter Sonneneinstrahlung haben einen Gelbstich. Mehr als ein Drittel davon auch braune Flecken bis hin zu schwarzen Liquidkristall-Masern. Klare Anzeichen von Hitzestau und unzureichender Kühlung. Die Liquidkristalle von LCDs sind ebenso wie Elektronik stark hitzeempfindlich. Einmal beschädigt, lassen sich Screens nicht mehr reparieren und müssen ausgetauscht werden
UV-Schutzglas und UV-Folien
Viele Anbieter schützen Outdoor-LCD-Displays mit UV-Schutzglas oder -Folie. Doch die Folien schränken den Blickwinkel erheblich ein und rauben dem Screen die im Außeneinsatz so wertvolle Helligkeit. Für Touchscreens – wie sie in Open-Air Shopping Malls und bei Kiosk-Use-Cases zum Einsatz kommen, kann eine zusätzliche UV-Schutzschicht gar nicht eingesetzt werden.
Ausreichend Schatten und professionelle Outdoor-Lösungen sind notwendig
Für zuverlässige Outdoor-Stelen bedarf es Experten, die sowohl das technische Design, die Lüftung und den Service planen. Einen High-Brightness-Screen in eine einfache Stele zu integrieren, reicht in der Regel nicht aus. Auch sollte die Stele möglichst ganztägig im Schatten stehen, was auch die Lesbarkeit der Inhalte verbessert.
Große QSR-Ketten setzen bereits auf schattenspendende Architektur oberhalb der Displays. Die großen Outdoor-Shopping-Center, DooH-Netzwerke und EV-DooH-Anbieter fremdeln noch mit Dächern.
Auch die Rußpartikel von Autoabgasen und Streusalz in kälteren Gefilden beschädigen Outdoor-Stelen, insbesondere bei Drive-Thru-Installationen.
Kühlung, auch wenn die Screens nicht laufen
Überrascht waren wir über einige mit Screens bestückte Stelen, die auch ausgeschaltet lautstark gekühlt wurden. Denn sobald die LCDs eingebaut sind, ist eine aktive Kühlung dringend notwendig. Die Liquidkristalle können auch im ausgeschalteten Zustand durch Hitze beschädigt werden.
Die große Anzahl an beschädigten Displays in Texas erklärt sich wohl genau aus dem Grund. Denn während der Pandemie, als Geschäfte geschlossen blieben, wurden Digital Signage- und DooH-Stelen über mehrere Monate einfach ausgeschaltet und nicht belüftet. Fehlendes Wissen auf Seiten der Einzelhandelsunternehmen und Mall-Betreiber haben wohl somit einen großen Teil der Displayflotte beschädigt.
Remote Device Management hat Grenzen
Remote Device Management ist essenziell für Digital Signage – egal ob Indoor oder Outdoor. Doch insbesondere kapitalintensivere Outdoor-Installationen sollten kontinuierlich überwacht werden. Insbesondere, um die Screens innerhalb der Herstellerspezifikationen zu betreiben und Gewährleistungsansprüche zu bewahren.
Screenverfärbungen und Screenbeschädigungen lassen sich nur vor Ort feststellen, ebenso wie die Reinigung der Stelen regelmäßige Vor-Ort-Servicecalls erfordern. Bei Smart-City-Kiosk-Stelen und EV-DooH-Ladepunkten konnten wir keine Displaybeschädigungen finden. Sowohl DooH-Netzwerke als auch EV-Ladenetzbetreiber pflegen die Outdoor-Touchpoints regelmäßig vor Ort und setzen auf professionelles Outdoor-Design, auf für den Extremeinsatz geeignete Hardware und auf großzügige Lüftungskonzepte.
Anmerkung zu den inspizierten Screens
invidis hat sich entschieden, die Einzelergebnisse der nicht-repräsentativen Standortbesichtigungen nicht zu veröffentlichen. In der Regel sind mangelnde Service- und Reinigungskonzepte sowie unterdimensionierte Lüftung das Problem. Displayhersteller und Integratoren ohne ausreichend Serviceverträge sind somit eher nicht für die hohe Schadensrate verantwortlich. Helfen können nur professionelle Standort- und lebenslange Servicekonzepte.