Veränderungen bei japanischen Konzernen sind langfristige Prozesse, hektische Aktivitäten sind äußerst selten. So auch der Verkauf und die Ausgliederung des Visual-Geschäfts von Panasonic. Auf der ISE präsentieren sich die Broadcast/ProAV- und Visual-Produktbereiche noch gemeinsam unter dem Markendach von Panasonic Connect. Zum 1. April 2025 erfolgt jedoch die Ausgründung der Panasonic Media Entertainment Business in eine separate Organisation, in Europa erfolgt der Carve-out erst zum 1.10.2025. An der neuen Visual-Gruppe hält der japanische Finanzinvestor Orix 80 Prozent und die bisherige Mutter 20 Prozent der Anteile.
Im invidis-Gespräch erläutert Jan Markus Jahn, Director of Media and Entertainment Business Division, wie sich die Trennung vom Panasonic-Konzern im Alltag auswirken wird: „Für Kunden wird sich erst einmal nichts ändern. Das bekannte und erfahrene Panasonic Visual-Team und die Expertise bleiben an Bord – ob Sales, Marketing oder Backoffice. Auch die Panasonic-Marke wird weiterhin genutzt.“
Nicht nur Vertrieb
Was sich verändert, ist die Verantwortung des Europa-Teams in Wiesbaden, das zukünftig für die gesamte EMEA-Region zuständig ist. Mittelfristig soll die ausgegliederte Visual-Gesellschaft von der Finanzkraft und dem Fokus des neuen Hauptgesellschafters profitieren. So ist nicht nur ein organisches Wachstum mit neuen Projektoren, Displays und LED-Produkten geplant, sondern auch Zukäufe und Neuentwicklungen ergänzender Dienste und Lösungen. Insbesondere die Stärkung des Software- und Service-Angebotes steht im Fokus.
Mitübertragen werden auch die beiden Fabriken in Japan und China, inklusive R&D, Produktplanung und Services. Hier sieht Jan Markus Jahn einen großen Unterschied zu anderen M&A-Transaktionen in der Branche. Das neue Panasonic Media Entertainment Business soll nicht nur eine Vertriebsgesellschaft sein, sondern ein End-to-End Visual-Solution-Hersteller.
Breites Visual-Portfolio
Flagship-Produkte bleiben Projektoren, von mittelgroß bis riesig für den Rental-Bereich. Auch wenn die Nachfrage insgesamt zurückgeht, sieht Jan Markus Jahn insbesondere bei 4K-Projektoren noch großes Potenzial. Zusätzlich bietet Panasonic auch ein eigenes Display-Line-up und LED. Auf der ISE präsentieren die Japaner erstmals eine All-in-One-LED-Lösung mit 110 Zoll Screen-Diagonale.
Verbindend über alle Technologieplattformen hinweg setzt Panasonic auf den SDM-Slot-in-Standard. „Der Trend zu AV-over-IP, Nachhaltigkeit und IT-Security spricht für SDM-Slot-in-Lösungen“, betont der Direktor MEBD. Dort wo Wettbewerber auf integrierten SoC setzen, machen aus Sicht von Panasonic modulare Intel SDM-kompatible Komponenten mehr Sinn. „Die Konsolidierung von Hardware schreitet unaufhaltsam voran, immer mehr Funktionen sind Software-basiert und die Anforderungen wachsen im Laufe der Nutzung. Das Upgrade einer Slot-in-Komponente dauert nur wenige Momente.“
Partner stärken mit Software
Auch wenn in der Öffentlichkeit das Software-Angebot von Panasonic nicht sehr bekannt ist, bietet das Unternehmen einige Business-Critical-Applikationen. Im Fokus stehen dabei Ökosystem-Partner, um Projekte zu vereinfachen.
So setzen in Deutschland bereits mehrere Partner auf Predictive Maintenance Software von Panasonic. Kritische Infrastruktur muss funktionieren. Marktführend ist auch die mittels integrierter Kamera realisierte Auto-Image-Adjustment-Lösung von Panasonic, die Bildeinstellungen vollkommen remote erledigen lässt. Im Planungsprozess unterstützt Panasonic Partner mit einer neuen AV-Design Software.
Mit den Softwarelösungen tritt Panasonic nicht in Konkurrenz mit Systemintegratoren, Resellern und Vermietpartnern. „Wir wollen unseren Partnern ermöglichen, besseren Service anzubieten. Wenn diese Installationsprojekte mangels qualifizierten Personals ablehnen müssen, sind Remote-Device-Management-Lösungen der richtige Ansatz.“
Zukünftig sollen weitere Tools rund um Software-defined AV-Technology angeboten werden.