Anzeige
Studie

Die Tankstelle der Zukunft ist digital

Die klassische Tankstelle steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Bis 2035 wird sich die Tankstelle evolutionär weiterentwickeln – gefolgt von einer revolutionären Umgestaltung des gesamten Konzepts ab 2040. invidis hat die Studie mit Hinblick auf den Impact auf Digital Signage analysiert.
ENOC Tankstelle der Zukunft in Dubai (Foto: ENOC)
ENOC Tankstelle der Zukunft in Dubai (Foto: ENOC)

Für die Digital Signage-Branche sind Tankstellen seit jeher ein attraktiver Vertikalmarkt. Im Shopgeschäft – das mehr einem Conveniencestore entspricht und heute bereits 30 bis 40 Prozent des Umsatzes erzielt sowie den Großteil des Gewinns – sind Digital Signage-Screens omnipräsent. Im Schaufenster, als Menüboard, am Tabakregal sowie am Check-out-Tresen. Zusätzlich kommen häufig noch hunderte von ESL zur dynamischen Preisauszeichnung.

Zur Straße hin werben große Preisanzeiger und an den Zapfsäulen setzen Mineralölgesellschaften auf Pump TV. An frequenzstarken Standorten kommen auch noch großflächige DooH LED-Screens dazu. Oft kommen einige Dutzende Displays pro Tankstelle zusammen.

Die Rolle von Digital Signage wird in Zukunft an städtischen Standorten noch wichtiger werden. Selbst Stand-Alone EV-Ladeparks setzen vermehrt auf großformatige Digital Signage Lösungen.

Tankstelle: Discount mit Style

Vom Kraftstoffverkauf zum Mobilitäts-Hub

Die Zukunft von Tankstellen in Zeiten der Elektromobilität wird deshalb von der Digital Signage mit großem Interesse verfolgt. Die Unternehmensberatung Bearingpoint hat den Tankstellenmarkt untersucht und die Ergebnisse in einer Studie veröffentlicht.

Wenig überraschend verändert sich das traditionelle Geschäftsmodell durch Elektromobilität, veränderte Kundenbedürfnisse und regulatorischen Druck.

Tankstellen werden in Zukunft nicht mehr primär vom Kraftstoffverkauf leben können. Während der Verkauf von Benzin und Diesel heute noch 60 bis 70 Prozent des Umsatzes ausmacht, gewinnt das bereits heute margenträchtige Shop- und Service-Geschäft zunehmend an Bedeutung. Der prognostizierte Rückgang fossiler Kraftstoffe und der Hochlauf der Elektromobilität erfordern eine grundlegende Neuausrichtung.

Tankstelle der Zukunft: Tempel der E-Mobilität

“Die Frage ist nicht mehr, ob sich die Tankstelle verändern muss, sondern wie schnell und in welche Richtung“, so Bearingpoint-Partner Nina London. „Erfolgreiche Betreiber werden sich vom reinen Kraftstoffanbieter zum integrierten Mobilitätsdienstleister entwickeln, der Ladeinfrastruktur, digitale Services und neue Geschäftsmodelle intelligent kombiniert.”

Drei Zukunftsszenarien je nach Standort

Die Studie identifiziert drei unterschiedliche Entwicklungspfade, abhängig vom Standort:

1. Stadt

In urbanen Räumen entwickelt sich die Tankstelle zum multimodalen Mobilitätsknoten mit Fokus auf Elektromobilität, digitale Services und Convenience-Angebote. Die Tankstelle wird zur Plattform für verschiedene Verkehrsmittel und Dienstleistungen.

  • Ladeinfrastruktur für PKW, E-Bikes, E-Scooter
  • Pick-up-Stationen für Pakete, Lebensmittel oder Online-Bestellungen
  • Digitale Services wie Ladebuchung, In-App-Payment, personalisierte Angebote
  • Autonome 24/7-Kioske, Gastroflächen und Co-Working-Zonen

2. Land

Im ländlichen Raum droht vielen klassischen Tankstellen das Aus. Heimladen und sinkende Frequenz führen zu einem schleichenden Rückbau. Nur spezialisierte Anbieter mit lokalen Zusatzservices können überleben.

  • Integration in Dorfläden, Supermärkte oder Gemeindezentren
  • Technische Services für Landwirtschaft, Handwerk oder Mikromobilität
  • Regionale Nahversorgung mit Frischeprodukten, Food-to-go oder Paketdiensten
  • Halbautonome Mikro-Hubs mit digitalem Zugang und reduziertem Personalbedarf

3. Autobahn

An Fernstraßen transformieren sich Tankstellen zu hochwertigen Verweilstationen mit Schnellladetechnologie, gastronomischen Angeboten und Erlebnischarakter. Der Fokus verschiebt sich vom schnellen Tankstopp zur qualitativ hochwertigen Pause.

  • High Power Charging für PKW, Transporter und LKW
  • Gastronomie, Ruhezonen, Kinderspielbereiche, Co-Working-Spaces
  • Digitale Services wie Ladezeit-Monitoring, Entertainment, Vorabbuchung
  • Speicherlösungen und Netzintegration zur Stabilisierung des Stromnetzes

Expo 2020 Dubai: LED dominiert Tankstelle der Zukunft

 

Digitalisierung als Schlüsselfaktor

Die Studie zeigt, dass digitale Services für Tankstellenkunden immer wichtiger werden. Über 60 Prozent der Befragten würden eine Tankstelle eher besuchen, wenn sie durch den Besuch Punkte oder Rabatte sammeln könnten. Auch kontaktlose Bezahlmöglichkeiten und digitale Preisbenachrichtigungen stoßen auf großes Interesse. Gleichzeitig stellt die Digitalisierung viele Betreiber vor Herausforderungen: Hohe Investitionskosten, komplexe IT-Infrastrukturen und der Mangel an Fachkräften erschweren die Transformation besonders für kleinere Anbieter.

Konsolidierung des Marktes erwartet

Die Studie prognostiziert einen deutlichen Rückgang der Tankstellenzahl in Deutschland. Je nach Szenario könnte die Anzahl von aktuell rund 14.400 auf 12.800 bis 11.000 Stationen im Jahr 2035 sinken. Besonders betroffen sind ländliche Standorte ohne zusätzliche Serviceangebote. Gleichzeitig zeichnet sich eine Verschiebung der Marktanteile ab. Während die „Big Five“ (Aral/BP, Shell, Totalenergies, Esso und Jet) aktuell rund 67 Prozent des Kraftstoffabsatzes kontrollieren, könnten neue Player aus dem Energie-, Handels- und Technologiesektor an Bedeutung gewinnen.

Aus Digital Signage-Sicht sind allerdings die Shop-Betreiber die wichtigsten Ansprechpartner. So betreibt die Rewe-Tochter Leckerland Rewe To Go an Aral-Tankstellen und die EG-Group an 1.200 Tankstellen, unter anderem Esso, mit eigenen Shopkonzepten.

Die vollständige Bearingpoint-Studie „Die Tankstelle der Zukunft“ steht hier zur Verfügung.

Bearingpoint Tankstellenstudie 2025 (Grafik: Bearingpoint)
Bearingpoint Tankstellenstudie 2025 (Grafik: Bearingpoint)