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Bauer, Axel Springer, Hygh & Co.

Litfaß' DooH-Erben

Die ersten Litfaßsäulen wurden vor 170 Jahren aufgestellt. Doch vom Erfinder Ernst Litfaß können auch moderne Außenwerber einiges lernen. Ein Kommentar von Balthasar Mayer.
Der Bogen von Ernst Litfaß zum Hygh-Screen – was DooH-Unternehmen vom Litfaßsäulen-Erfindet lernen können. (Foto-Mockup links: Studio Odey; Fotomontage rechts: Crossvertise, Litfaßbild Bildarchiv Austria)
Der Bogen von Ernst Litfaß zum Hygh-Screen – was DooH-Unternehmen vom Litfaßsäulen-Erfindet lernen können. (Foto-Mockup links: Studio Odey; Fotomontage rechts: Crossvertise, Litfaßbild Bildarchiv Austria)

Am 1. Juli feierte die Außenwerbebranche den 170. Geburtstag der Litfaßsäule, und wir feierten mit. Denn auch wenn wir uns auf DooH konzentrieren, sehen wir die die Verbindungen zur Geburtsstunde der modernen Außenwerbung.

Ernst Litfaß wird anlässlich dieses Jubiläums als Erfinder der Plakatsäule gerühmt – als einer, der mit der Säule die grassierende Wildplakatierung zügelte und als erster eine moderne Außenwerbefläche schuf.

Aber das ist nicht alles.

Blickt man genauer auf das Wirken von Ernst Litfaß, sieht man: Er war viel mehr. Dass er auch Drucker war, ist bekannt. Dass er ein umfassendes Geschäftsmodell betrieb, bei dem die Litfaßsäule nur ein Teil davon war, vielleicht nicht so sehr.

Der erste OoH-Publisher

In seiner Druckerei stellte er nicht nur die Plakate her. Litfaß war tatsächlich ein Publisher. Neben den Säulenplakaten produzierte und verlegte er Flugblätter, Bücher sowie – damals ganz neu und für Anzeigenkunden besonders attraktiv – Theaterprogramme.

Ernst Litfaß entwickelte auch eine Art hyperlokales Händlerverzeichnis für die Litfaßsäulen – Auf jeder Säule konnten Einträge von naheliegenden Geschäften gebucht werden.
Content und Plakate sah er immer im größeren Geschäftszusammenhang: Während des 1870/1871-Kriegs ließ er kostenlos die aktuellsten Depeschen drucken und auf den Litfaßsäulen anbringen – und verkaufte sie gleichzeitig an das newshungrige Berliner Publikum als Handzettel.

Zum Jubiläum 170 Jahre: 7 Fun Facts zur Litfaßsäule

Also verwaltete Ernst Litfaß Inhalte und nicht Flächen – eine frappierende Analogie zu den heutigen Zeiten, in denen DooH Außenwerber teilweise fast die Hälfte der Screen-Zeit für redaktionelle Inhalte nutzen – und immer mehr Verlagshäuser in das attraktive DooH-Geschäft einsteigen. Bauer Media, Axel Springer & Co. führen das Litfaß-Geschäftsmodell weiter.

Zudem bespielte er verschiedene Kanäle – Handzettel, Plakate und Bücher waren damals das Äquivalent zu Print, Mobile, DooH et cetera. Was heute als Omnichannel-Marketing verkauft wird, hat der Druckereibesitzer analog vorgedacht.

Iconic-OoH-Flächen gab es damals schon

Nun sollte man die Analogien nicht zu weit treiben. Mitte des 19. Jahrhunderts spielten Monopole, politische Absicherungen und patriotische Zugehörigkeiten eine Rolle, die heute – zum Glück – nicht mehr vorhanden ist.

Was aber gleich ist: Es war eine Zeit des Umbruchs, der Neuigkeiten und des geschäftlichen Wandels. Litfaß erkannte die Zeichen der Zeit und baute sein Geschäftsmodell darauf auf – auch immer angetrieben vom Hunger nach Neuem, nach Innovation.

So war er einer der ersten, der metergroße Plakate in Farbe drucken ließ – nach Berichten müssen diese auf Berliner Bevölkerung mächtig Eindruck gemacht haben. Es war wahrscheinlich Zufall, dass am 1. Juli nicht nur die Litfaßsäule gefeiert wurde, sondern mit dem Hygh-Screen einer der größten DooH-Flächen Deutschlands fertiggestellt wurde.

Somit sollte die Außenwerbung das 170-Jahr-Jubiläum nicht nur als eine Erinnerung an 1855 nutzen, sondern auch als Auftrag, immer wieder neue Wege zu beschreiten.