Mit dem Eingeständnis von Shell reiht sich der Mineralölkonzern in eine lange Reihe von DooH-EV gescheiterte Unternehmen ein. Gründe gibt es viele, warum die Attraktivität von DooH an Ladepunkten überschätzt wurde:
- Tesla – bis heute der dominierende EV-Hersteller platziert seine Ladebuchse hinten am Fahrzeug. Fahrer von ladenden Fahrzeuge parken mit den Rücken zu den Screens
- Sichtbarkeit der Screens – EV-Fahrzeuge blocken häufig die Sicht auf die Screens, während des Ladevorgangs. Nicht sehr attraktiv für Werbekunden
- Standorte/Platzierung – die ersten Volta-Screens wurden noch prominent an Shopping-Center-Eingängen platziert. Später wanderten die Screens auf den regulären Parkplatz
- Zielgruppe verwässert – zu Beginn waren EV-Fahrer besonders in Kalifornien eine begehrte Zielgruppe mit überdurchschnittlichen Haushaltseinkommen. Heute werden primär Schnellladepunkte angefahren – wie Tesla Supercharger oder Electrify. Voltas Langsam-Charger haben für wohlhabende EV-Fahrer an Attraktivität verloren – Voltas kostenlose Langsamcharger sind nicht mehr hip.
- EV-Reichweite hat sich stark erhöht – dauerndes Nachladen ist nicht mehr notwendig.
Last but not least hat die EV-Branche ihre politische Unterstützung verloren. Unter Donald Trump wurde angekündigt, EV-Förderungen abzuschaffen, und ohne Subventionen fehlt die Perspektive auf Profitabilität.
Europa war nicht besser
In Europa konnte sich das Geschäftsmodell „kostenlos Laden für Werbung“ aufgrund der hohen Strompreise nie durchsetzen. Das Münchner Start-Up Jolt setzt nun auf displaylose Charger mit Batteriepuffer. Die in Europa dominierenden Alpitronics-Schnelllader bieten außer einem kleinen Touchscreen auch wenig Raum für DooH-Visionen.
Das ambitionierte Allgäuer Start-up Numbat musste 2024 den Geschäftsbetrieb einstellen, die DooH-Umsätze im ländlich geprägten Netz lagen weit unter den Erwartungen, einziger Hebel war, über den Batteriespeicher die Preisschwankungen an der Strombörse zu nutzen. Nicht ausreichend für einen wirtschaftlichen Betrieb.
Andere Modelle müssen her
Displayhersteller wie LG haben ihre Ambitionen als EV-Display Anbieter in letzter Zeit auch stark zurückgefahren, jetzt liegt der Fokus auf Modulanbietern von Highbrightness-Touchscreens. Business-Critical-Interaktion ohne DooH.
Ist das Geschäftsmodell DooH-EV kaputt? Nicht unbedingt – Ladeparks mit wenigen großen LED-Screens könnten funktionieren, nur nicht integriert in Ladesäulen. Ströer, JC Decaux und andere könnten auch ihre exklusiven Werberechte in lukrativen Innenstadtlagen für kombinierte DooH-Ladeangebote nutzen. Aber die Integration von DooH in EV-Ladesäulen wird ein schwieriger Business Case bleiben.
