Es sind keine einfachen Zeiten für Elektromobilitätsanbieter unter der Trump-Administration. Subventionen für EV-Käufe wurden gekappt und Erneuerbare-Energie-Projekte werden gestoppt. Trotzdem ist nach der Meinung der meisten Experten die Elektrisierung des Automobils alternativlos.
Für eine schnelle Adaption ist die nationale Verfügbarkeit von EV-Ladestationen eine Grundvoraussetzung. Doch mit rentablen Ladenetzwerk-Konzepten taten sich viele Anbieter schwer.
Eines der Geschäftsmodelle ist die Kombination aus Ladeinfrastruktur und DooH-Stelen. Das US-Start-up Volta zählte hier zu den Pionieren – war aber zu früh am Markt. Mit der Übernahme durch Shell sollte das Netzwerk von über 2.000 Ladestelen mit DooH-Screens eine neue Zukunft bekommen. Doch der Mineralölkonzern setzt auf kostenpflichtige Schnelllader anstelle von teilweise werbefinanzierten DooH-EV-Stelen a la Volta. Im August 2025 bestätigte Shell das Ende von Volta und den Rückbau des Netzes.
Nun übernimmt der australische EV-DooH Anbieter Jolt wesentliche Teile des Volta-Netzwerks mit Tausenden von EV-DooH-Ladestationen in den USA. Jolt Australien – nicht zu verwechseln mit Jolt Deutschland – sieht sich als globaler Marktführer des Konzepts und betreibt Ladepunkte mit integrierten DooH-Screens in Australien, Neuseeland, Kanada und Großbritannien. In 34 Bundesstaten ist Jolt inzwischen aktiv – überall liegt der Fokus auf hochfrequenten Standorten. Mit dabei sind mehr als 64 DMAs (werberelevante Metropolregionen) wie Los Angeles, Chicago und Dallas-Fort Worth.
Verändertes Geschäftsmodell
Im Gegensatz zum gescheiterten Volta-Geschäftsmodell setzt Jolt auf eine gemischte Finanzierung: EV-Fahrer erhalten nur wenige KWh täglich kostenlos, die restliche Energie muss bezahlt werden. Außerdem vermarktet Jolt die DooH-Screens mit datenbasierten Angeboten. Modernes Targeting, Reichweitenmessung und Performance-Analysen sind heute notwendiger Standard bei DooH-Werbung. Außerdem plant Volta die Aufrüstung von Ladepunkten zu Schnellladern für ein optimiertes Ladeerlebnis.
invidis Kommentar
Ein Abbau der über 2.000 meist mit staatlichen Subventionen errichteten DooH-Ladepunkte von Volta wäre eine Farce gewesen. Jolt dürfte deshalb das Netzwerk von Shell im Rahmen eines Asset-Deals zu einem sehr günstigen Preis übernommen haben. Nun müssen die Australier zeigen, dass ihr Ansatz für EV-DooH besser funktioniert als der von Volta.
Eine flächendeckende Umrüstung auf Schnelllader ist wohl nicht zu erwarten – sonst hätte Shell diesen Schritt bereits selbst vollzogen. Einzelne Ladepunkte lassen sich jedoch sicher upgraden. Der entscheidende Hebel dürfte in einem professionellen DooH-Konzept liegen – und hier hat Jolt in der Vergangenheit bewiesen, dass sie das Mediageschäft verstehen.
Leicht wird es für Jolt im aktuellen politischen Umfeld allerdings nicht. Sollte die Strategie dennoch aufgehen, könnte EV-DooH dank programmatischer Vermarktung und höherer Ladegeschwindigkeit doch noch zum Erfolg werden.



