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Zum Klassentreffen in Essen

Letzte Woche schloss die zweite Digital Signage Expo in Essen ihre Pforten – im Rückblick eine erfolgreiche Messe, denn mit rund 3300 Fachbesuchern liegt die Veranstaltung auf Vorjahresniveau. Ein erstaunliches Ergebnis in Anbetracht der wirtschaftlichen Anspannungen. Ganz spurlos ist die Krise allerdings nicht an der Expo vorübergegangen. 10 % weniger Aussteller sind ein eindeutiges Zeichen.

Im Gegensatz zum Vorjahr belegten die Aussteller wesentlich weniger Fläche. Nicht nur die wichtigen Branchenteilnehmer wie Samsung, LG, Sony fehlten, auch der Trend zum Gemeinschaftsstand – NEC war offiziell nur als Unteraussteller vertreten – dürfte den Messeveranstaltern nicht unbedingt gelegen kommen.

Für Besucher sind die Partnerstände allerdings von Vorteil. Zeigen diese doch meist eine Gesamtlösung und stellen das Eco-System der Unternehmen dar – ein wichtiger Aspekt in der für Außenstehende schwer durchschaubaren Branche.

Der größte Stand war demnach auch ein Partnerstand. Die 42media group trat gleich mit vier Partnern (Conrac, 24mediaconsult, Dekora und Adversign) auf, um die auf der Oxygen-Software basierenden Produkte zu zeigen. Ähnliches Konzept bei Scala, die mit Seen Media und NEC einen Stand belegten.

Insgesamt zeigten sich die Aussteller mit der Messe zufrieden. Weniger Leads, bessere Qualität – so lautet das Urteil. Die Aufklärungsarbeit der letzten zwölf Monate scheint Früchte zu tragen, denn die Kenntnisse der Messebesucher bezüglich Digital Signage scheinen sich verbessert zu haben, das meinten zumindest die Aussteller. Sehr konkret seien mittlerweile die Anfragen geworden. Dies sagt allerdings wenig über die Umsetzungswahrscheinlichkeit aus. Denn die Krise hat auch die Digital-Signage-Branche fest in ihrem Griff.

Als Endkundenmesse kann man die Digital Signage Expo allerdings nicht bezeichnen. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass dies zurzeit auf keine Digital-Signage-Messe zutrifft. Zu abstrakt ist das Thema, als dass die Endkunden in Scharen zu den Veranstaltungen pilgerten. Daher sind und bleiben Digital-Signage-Messen noch für einige Zeit Fachmessen für die Industrie – in Fachkreisen auch „Klassentreffen“ genannt.

Die Messeveranstalter trifft wenig Schuld. Immer wieder wird von den Ausstellern mehr Präsenz in den Medien gefordert und beklagt, dass die Werbetrommel zu wenig gerührt wird. Der Schwarze Peter wird damit einfach nur weiter gereicht, denn keiner der Marktteilnehmer kann sich bislang im weiteren Publikumskreis Gehör verschaffen.

Gleich mehrere Veranstalter buhlen um den Titel der führenden europäischen Digital-Signage-Leitmesse. Duellierten sich in den letzten Jahren noch die ISE (Amsterdam) und die Screenmedia Expo (London), so scheint sich Letztere nun die Digital Signage Expo in Essen als Gegner ausgewählt zu haben. Denn laut Veranstalter der Screenmedia Expo soll diese im nächsten Jahr zeitgleich mit der Messe in Essen stattfinden. Daher wundert es nicht, dass die deutsche Expo für 2010 auf Mitte Juni verschoben wurde.

Insgesamt stellt sich immer wieder die Frage, ob und welche Messe die Hersteller nun präferieren sollten. Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht, vielmehr muss sich die Industrie fragen, was sie auf einer Messe erreichen möchte und wen sie ansprechen will. Klar ist, dass der Bäcker von nebenan oder der Händler mit seiner Filialkette nur in homöopathischen Dosen auf solchen Messen zu finden ist – das wird in den nächsten zwei Jahren wohl auch so bleiben.

Solange der Endkunde nicht das Bedürfnis nach einer Digital-Signage-Lösung verspürt, wird sich daran nichts ändern. Abhilfe schafft da nur konstante Aufklärungsarbeit und die Ausarbeitung der Vorteile einer solchen Lösung – ohne die Worte „Werbung“ und „Verkaufsförderung“ in den Mund zu nehmen. (eca)