Erst kürzlich attackierte Clear Channel seinen größeren Konkurrenten JCDecaux – nicht bloß auf internationaler Ebene, sondern zugleich auch auf europäischem Boden – ja: in JCDecaux-Kernland.
Denn in Paris gingen bis 2024 laufende Werberechte für 1.630 CLPs in der französischen Hauptstadt an Clear Channel. Zuvor hatten sich zunächst drei Außenwerber vor Gericht gestritten. Verschiedene Instanzen wurden angerufen – eine Situation, die dazu führte, dass die CLPs eine Zeitlang nicht genutzt werden konnten. Anfang 2018 hatte auch invidis über die Zwistigkeiten berichtet (vgl. Link unter diesem Absatz). Nun herrscht Klarheit.
Digitale Außenwerbung Paris: Asterix bei den Außenwerbern – Paris verliert bis zu 30 Millionen Euro
Wie vor wenigen Tagen berichtet, wird Clear Channel nun ab September 2019 für fünf Jahre die 1.630 CLPs in Betrieb nehmen. Für Paris wurden dazu drei verschiedene Arten von Stadtmöbeln entworfen. Das Gros der Medien sind 1.080 CLPs. Clear Channel wird damit nach Angaben des Außenwerbers zum Marktführer (53%) bei 2 m² Medien in Paris und erreicht wöchentlich 85 % der Pariser Bevölkerung.
In den Verträgen wurde laut Le Figaro ebenfalls vereinbart, dass bei einer Neuvergabe im Jahr 2024 für die Zeit der dann beginnenden Olympischen Sommerspiele digitale Screens die CLPs zu großen Teilen ersetzen könnten. Sollte Clear Channel mit seinem neuen Vertragspartner Paris also gut auskommen, könnte Clear Channel im nächsten Schritt einen wichtigen Kontrakt in der Stadt innehalten, in der die XXXIII. Olympiade der Neuzeit stattfinden wird – eben: Paris. Schmerzen JCDecaux die weggfallenden Einnahmen zumindest in der französischen Landesgesellschaft nun schon, dürfte eine etwaige Verlängerung des Clear Channel-Kontrakts auch auf Konzernebene bei JCDecaux sehr wichtig werden, wenn es um Werberechte wie die in der Gaststadt der Olympischen Sommerspiele des IOC geht.
Wie sieht die Lage in Europa aus? – Nachdem Clear Channel nun JCDecaux auf heimischem Terrain – immerhin hat der weltgrößte Außenwerber JCDecaux hier seinen Sitz – also einen nicht bloß symbolischen Stich versetzt hat, ist mit dem Außenwerber ab sofort in Europa verstärkt zu rechnen. In DACH ist Clear Channel derzeit lediglich in der Schweiz aktiv. Auch dort hat man über die Jahre dem dortigen zu JCDecaux gehörenden Platzhirschen kleine Stiche zu versetzen. In Österreich oder Deutschland ginge derzeit wohl lediglich ein Einstieg über den Kauf von Wettbewerbern. Neben Kontinentaleuropa ist auch Großbritannien wichtig. Gerade bei Digital-out-of-Home schlägt hier bekanntlich das europäische Herz. Und Clear Channel wird auch dort versuchen, am Ball zu bleiben. Die Ausgangslage dazu ist so gut wie lange nicht.
Denn über einen Spin-off hat sich Clear Channel Outdoor (CCO) erst vor kurzem und endgültig von der Mutter iHeartMedia trennen können. Eine Entlastung, die nicht zu unterschätzen ist, war man doch zuvor an die stark überschuldete iHeart Media gebunden – dies zog Kapital aus der Firma, allein etwa 7,696 Mrd. Dollar in den Jahren 2009 bis 2017 (Q1 bis Q3).
Nachdem man sich nun freigeschwommen hat, wird die neue internationale CCO-Organisation Europa auch formal anders widmen (können) als bislang. Das machte das Unternehmen jetzt ebenfalls deutlich und schuf eine neue europäische Region.
Die Neugestaltung auf Konzernebene schafft damit vier klare operative Regionen für die Holdinggesellschaft von Clear Channel International, Clear Channel Outdoor Holdings: Amerika (USA und Karibik), Lateinamerika, China und Europa. Drei dieser Regionen laufen unter der CCO, das US- und Karibik-Business gehört zu CCI.
William Eccleshare, neu ernannter weltweiter CEO von Clear Channel Outdoor Holdings, leitet die Änderungen auf Unternehmensebene. Die bringen auch eine für Europa wichtige Personalien mit sich:
- Justin Cochrane – seit 19 Jahren bei Clear Channel und zuletzt CEO UK und Regional Vice President UK & Ireland – wurde in die neu geschaffene Position des CEO Europe berufen
- Richard Bon und Will Ramage übernehmen als Joint Managing Directors neue Rollen bei Clear Channel UK
Clear Channels CEO für Europa, Justin Cochrane, wird die Gesamtverantwortung für die übergeordnete Vision, Mission und Strategie Europas tragen. Laut dem Unternehmen „aufbauend auf dem beachtlichen Erfolg, den er bei der Leitung der digitalen Transformation in Großbritannien und Irland erzielt hat“ und „um diese Bemühungen europaweit auszuweiten“ und weiterhin die Geschäfte in Großbritannien und Irland direkt überwachen .
William Eccleshare, weltweiter CEO von Clear Channel Outdoor Holdings (CCOH), in einem aktuellen Statement: „Da wir eine unabhängige Organisation mit der Unterstützung neuer Aktionäre und eines neuen unabhängigen Verwaltungsrates aufbauen, ist dies der perfekte Zeitpunkt, um Änderungen vorzunehmen, um sicherzustellen, dass die operative Struktur von Clear Channel International (CCI) die richtigen Ergebnisse für das nächste Kapitel liefert.“
Zu seiner Ernennung sagte Justin Cochrane ebenfalls, das Digital-out-of-Home wichtig für die nahe Zukunft sei: „Mit der Schaffung einer europäischen Region sind wir besser positioniert, um die Kraft der Technologie zu nutzen und unsere digitale Transformation zu beschleunigen.“
Justin Cochrane kam 2001 als Group Accountant zu CCI. Bis 2007 war er Group Finance Director, bevor er 2010 als Chief Financial Officer zu Clear Channel UK wechselte. 2013 wurde Cochrane zum Chief Operating Officer ernannt und übernahm 2015 die Rolle des Chief Executive Officers. Neben seiner Rolle als CEO von Clear Channel UK wurde Justin Cochrane 2016 auch Vorsitzender von Outsmart.
In der neuen operativen Struktur von CCI wurde Aris De Juan, ehemals Regionalpräsident für Lateinamerika und Südeuropa, als Präsident der Region Lateinamerika bestätigt. Scott Wells wird weiterhin die Position des CEO CCOA innehaben (USA und Karibik), und in China bleibt Joseph Tcheng Vorsitzender von Clear Media.