Frühjahr 2019: Die „Fridays for Future“-Demonstrationen sorgen in Europa für Druck beim Thema Klimapolitik, die Diskussionen um umweltfreundlichere Antriebe bei Pkw und um die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs sind ebenfalls ein Dauerbrenner. In vielen Bereichen ist Energie-Effizienz sowieso ein Thema – schließlich können so auch Betriebskosten gesenkt werden.
Die Digital Signage-Industrie und deren Kunden in den verschiedenen Verticals haben den sparsamen Umgang mit der Ressource Energie zwar bereits als Thema erkannt. Doch die direkten und indirekten Potenziale, die sich hier noch auftun, sind enorm. Besonders sparsame LED- oder Micro LED-Screens wie sie von einigen Herstellern angeboten werden gehören dazu, etwa die „Common Cathode“-Lösungen des US-Herstellers SiliconCore, der bei seinen Produkten von circa 50% weniger Energieverbrauch im Vergleich zu Konkurrenzlösungen spricht. Auch der Siegeszug von Laser als Lichtquelle bei Projektoren hat zu einem Teil mit der Langlebigkeit wichtiger Komponenten ein ebenfalls ökologisches Verkaufsargument. Bei den Zuspielern sind Mediaplayer mit sehr genügsamen Prozessoren und Betriebssystemen zumindest für einen Teil des Marktes die erste Wahl aus wirtschaftlichen und Umwelt-Gesichtspunkten.
Mit E Paper steht seit Jahren eine besonders stromsparende Technologie zur Verfügung, deren Stärke eine augenschonende und sehr gute Lesbarkeit von Inhalten bei minimalstem Energieaufwand ist. E Paper hat sich vom reinen Schwarz-Weiß- zu auch farbig nutzbarem Medium entwickelt. Und längst sind Screens auf Basis der von E-Book Readern bekannten Technologie massenweise im Einsatz – als Electronic Shelf Labels (ESL) in Supermärkten.
Neben dem Einzelhandel können auch andere Branchen mit solchen Lösungen arbeiten: einzelne Umsetzungen weltweit gibt es in unterschiedlichen Bereichen wie Digitale Außenwerbung (E Paper Screens auf Lkw), als Medienfassade sowie zunehmend im Sektor Transportation. Hier sind E Paper Screens im Einsatz für dynamische Fahrgastinformationssysteme. In der fortschrittlichsten Variante samt Photovoltaik-Lösungen, um auch die kostenlose und nachhaltige Stromerzeugung vor Ort zu gewährleisten.
Weltweit gibt es zahlreiche Beispiele aus den letzten Jahren – angefangen bei Pilotprojekten bis hin zu großen Roll-outs. Beispielsweise in Deutschland: Die Stadtwerke Bonn Bus und Bahn (SWB Bus und Bahn) rollen nach ersten Tests 2016 und Produktverbesserungen (bis hin zum IP 65 Housing) die Lösung Papercast aus, um nachhaltige moderne Mobilitätsdienste anbieten zu können. Deutscher Distributionspartner in dem Projekt ist der energie-autarken Lösung ist die Christiansen GmbH.
Digital Signage & Verkehr: Bonn testet E-Paper-Screens an Haltestellen
In Israel hat Jerusalem Transportation Master Plan Team (JTMT), ein vom israelischen Verkehrsministerium und der Stadt Jerusalem beauftragter Nahverkehrsdienstleister ebenfalls den flächendeckenden Ausbau mit E Paper-Lösungen beschlossen. Dabei sollen auch bestehende LED-Anzeigen abgeschafft werden.
Der auf Lösungen für das Vertical Transportation spezialisierte Technologieanbieter Projective aus Ramat HaSharon bei Tel Aviv hat dafür eine Gesamtlösung zusammengestellt, der ebenfalls Papercasts Technologie nutzt.
Bei der Software wird künftig eine cloud-basierte Data Management Platform genutzt, die Open Data Standards wie GTFS, GTFS RT und SIRI integriert. Dies sind die General Transit Feed Specification sowie deren Weiterentwicklung GTFS RT, die Real Time-Daten zur Verfügung stellt, und SIRI, das xml-basierte Service Interface for Real Time Information, ein von der Comité Européen de Normalisation (CEN) ins Leben gerufenes Protokoll für Verkehrsunternehmen.
Digital Signage & Verkehr: Transport-Netzwerk in Jerusalem nutzt E Ink Screens
In Japan wurde 2018 in der Stadt Aizuwakamatsu in der Präfektur Fukushima ein vergleichbarer Pilot gestartet. Die dort vorgesehenen Smart Bus-Stationen der nächsten Generation nutzten die E Paper-Lösung von E Ink und Papercast und WiFi mit niedrigem Stromverbrauch (LPWA), um Echtzeitinformationen wie Bus-Ankünfte, Fahrpläne, Routendaten, Routenübertragungen sowie geplante und ungeplante Serviceänderungen auf den Displays bereitstellen zu können.
Das Projekt wird von Aizu Riding Car Development verwaltet. Das Konsortium wurde vom Nahverkehrsbetreiber Michinori Holding initiiert, der in Aizuwakamatsu das Netzwerk „Aizu Bus“ betreibt. Ziel des Konsortiums ist es, durch die Digitalisierung von Bushaltestellen den Service-Komfort zu verbessern und laufende Kosten zu senken.
Digital Signage & Verkehr: Smarte Bushaltestellen mit Screens von E Ink in Japan
Im Jahr 2019 setzte sich der Trend in Australien fort – durchaus auch ein Geschäft auch für europäische Hersteller: Der slowenische Hersteller Visionect ist bereits seit 2015 in Sydney im Geschäft und installiert dort seine auf Technologie von E Ink basierenden extrem stromsparenden Lösungen. Nach Projekten auf E Ink basierenden Verkehrszeichen wurde ein großer Roll-out-im Bereich Nahverkehr abgeschlossen.
Die ersten 36 Kilometer von Australiens größtem öffentlichen Verkehrsprojekt – der im Mai 2019 neu eröffneten Sydney Metro Northwest – sind Teil eines insgesamt 8,3 Milliarden US-Dollar schweren Gesamtprojekts.
Digital Signage Projekte: Sustainable Screens für Bushaltestellen
Australiens erste fahrerlose U-Bahn-Linie, die neue eigenständige Sydney Metro, die 2024 fertiggestellt werden soll, wird dann 31 Bahnhöfe haben und über mehr als 66 Kilometer Neubaustrecke führen. Damit wird die Kapazität des Zugverkehrs in der Stadt um bis zu 60% erhöht. Mit rund 40.000 Fahrgästen pro Stunde wird dann eine deutliche Verbesserung der Kapazität gegenüber den aktuell 24.000 Fahrgästen pro Stunde erreicht. Schon bald werden damit alle 2 Minuten Bahnen in Sydney an- oder abfahren.
In einem Teilprojekt wurde nun eine grüne und auf eigener regenerativer Energie-Erzeugung setzenden Lösung installiert. „Urban“ nennt sich die von Mercury Innovation entworfene Bushaltestelle, die Visonect für den Nahverkehrsbetreiber installierte.
Aktuell gibt es allein in Sydney etwa 27.000 Bushaltestellen. Entlang der Sydney Metro Northwest-Linie von Tallawong nach Chatswood wurde die Lösung an 50 städtischen Bushaltestellen installiert. Laut dem Unternehmen handelte es sich um die bis dato weltweit größte Installation dieser Art von Screens. Die intelligenten Displays sind mit 4G angebunden und liefern Echtzeit-Daten über die Umsteige-Zeiten der ankommenden oder abfahrenden Busse.
Jede „Urban“-Haltestelle ist gegen Witterungseinflüsse undurchlässig, wasserdicht und manipulationssicher gestaltet worden. Die beiden 13″ E Paper Screens erlauben eine papierähnliche Lesbarkeit auch bei hellem Sonnenlicht. Ohne Blendung oder Lichtverschmutzung der Umgebung wird die Bushaltestelle mit einem Frontlicht beleuchtet, um eine ununterbrochene Sicht bei Nacht zu gewährleisten. Da „Urban“ solarbetrieben ist, Energie spart und winzige Mengen an Strom verbraucht, ist es völlig unabhängig vom Stromnetz der Stadt und kann mit nur einer Handvoll Schrauben und Muttern installiert werden.
Dies bedeutet, dass ein „Urban“ absolut überall aufgestellt werden kann, ohne dass Strom- oder Datenkabel verlegt werden müssen. Vor allem die Nachhaltigkeit ist ein Argument für die Smart Signs, die 99% weniger Strom verbrauchen als LCD- oder LED-Anzeigen und auf einer natürlichen Ressource basieren, die Australien im Überfluss besitzt: Sonnenlicht.