Die Wurzeln von feratel reichen ins Jahr 1965 zurück, als Firmeneigentümer Peter Schröcksnadel die Firma sitour gründete und zunächst Pistenkennzeichnungs-, später Gästeinformationstafeln und Panoramakarten für Skigebiete im Alpenraum anfertigte. Heute ist die Schröcksnadel-Gruppe (feratel media technologies AG mit den sitour Gesellschaften und der Vereinigten Bergbahnen GmbH) mit Sitz in Innsbruck ein internationales Unternehmen. Bekannt ist die feratel media technologies AG für die mehr als 800 Panoramakameras, deren ReLive-Feed Skifahrer, Mountainbiker und Wanderer gleichsam online oder im TV verfolgen, bevor sie ihre nächste Tour planen. Weniger bekannt ist, dass die Gruppe auch eigene Skigebiete in den Alpen betreibt (Vereinigte Bergbahnen) und mit dem Destination Management System Deskline einer der Marktführer in der DACH-Region ist.
Im Digital Signage Geschäft hat sich das Unternehmen auf Outdoor-Signage Installation in Feriengebieten und auf den Bergen spezialisiert. Fast 1.500 Systeme – nahezu ausschließlich sonnenlichttaugliche LCD-Screens – informieren Besucher über aktuelle Pistensituationen sowie den Bergbahn-Betrieb und unterhalten natürlich auch mit DooH-Werbung. Mit der zusätzlichen Werbevermarktung ermöglicht feratel den Gemeinden und Bergbahnen die Kosten für die Digital Signage-Systeme teilweise zu refinanzieren. Erster großer Kunde war Kitzbühel, wo feratel/sitour seit fast 10 Jahren ein Outdoor-Digital Signage Netzwerk betreiben und die komplette OoH und DooH-Vermarktung verantworten – im Ort und bis auf den Berg.
„Heute gibt es so gut wie kein größeres Skigebiet mehr im DACH Raum, das auf Digital Signage zur Besucherinformation verzichtet. Digital ist zum Standard geworden. Auch wenn es dieses Jahr sehr schwierig wird – die Investitionsbudgets sind einfach in der Krise reduziert. Aber die neuen Herausforderungen rund um Corona brauchen neue Lösungsansätze“, so Dr. Ferdinand Hager im invidis-Gespräch. „Es sieht so aus, dass die Sommer-Skigebiete Ende Mai wieder öffnen dürfen, aber die Erwartungen an den Sommer werden gedämpft bleiben, auch wenn die Reisefreiheit ab Mitte Juni wieder gewährleistet sein dürfte. Bis heute wissen die Skigebiete noch nicht genau, welche Corona-Hygienebestimmungen gelten und wie sie in der Praxis angewandt werden sollen“.
Herausforderung Mindestabstand
Große Herausforderung ist die Abstandsregelung, insbesondere in Gondeln. Falls dieselben Mindestabstände von 1-2m wie in den Städten gelten, könnten die Bergbahnen die Gondeln nur noch teilweise befüllen – Kapazitäts- und damit Geschäftseinbussen wären die Folge. „Um den Flaschenhals zu entzerren wird die Branche neue Konzepte entwickeln müssen. Ein Beispiel sind feste Zeitslots, die im kommenden Sommer getestet werden können. Wir bieten den Destinationen hier bereits fertige Lösungen, wie zeitslotkontingentierte Onlinebuchungen von Skitickets an.“
Doch nicht nur die Bergbahnkapazitäten hat feratel auf dem Schirm, sondern auch die oft sehr vollen Kassenhallen in den Talstationen. „Aus unserer Sicht sind die Flächen vor den Kassen sowie alle Wartebereiche die kritischsten Zonen in Bezug auf Social bzw. eigentlich Physical Distancing“, sagt Hager. Darum hat sich feratel mit dem Innsbrucker AI Start-Up Swarm Analytics zusammengetan und eine eigene People Counting-Lösung entwickelt. „Wir setzen dabei auf Flächenmessung, die sonst übliche In/Out Eingangsmessung ist vielfach zu ungenau. Im Laufe des Tages summieren sich bei einer reinen In/Out Messung die Fehler auf.“
AI aus dem Parkraummanagement
feratel kann Personen in großen Flächen mit hoher Genauigkeit zählen, indem bis zu vier Kameras synchronisiert werden, wobei die Daten direkt im Raspberry Pi-Media Player an der Kamera analysiert werden. „Datenschutztechnisch sind wir mit der Lösung total sauber. Für uns steht aber auch die Nachhaltigkeit der Lösung im Fokus. Unsere Kunden können mit der ‚ferSwarm‘ getauften Analytics-Lösung auch andere Parameter wie Aufenthaltsdauer, Personendichten, Geschlecht oder Alter analysieren.“ Der Technologie sind dabei aber auch prinzipiell Limits gesetzt, insbesondere im Winter, wenn der Großteil der Gäste mit Skihelm und wegen der Kälte vermummt ansteht.
Das neue System prüft feratel zurzeit in einigen der unternehmenseigenen Skigebiete im Praxistest. Die zugrundlegende AI-Technologie von Swarm Analytics hat sich aber bereits vielfach im innerstädtischen Parkraummanagement bewährt. Hager sieht viel Potential für flächenbezogenes People Counting, dem kurzfristigen Potential steht er allerdings eher skeptisch gegenüber. „Alle machen weniger Umsatz und werden nur in unbedingt notwenige Lösungen investieren.“
Doch auch bei feratel kennt man die wirklichen Herausforderungen nur zu gut: Die beste Technologie ist nicht viel Wert wenn der Content nicht passt. Nicht nur Live-Bergpanoramen oder Daten, sondern insbesondere auch Videos, Grafiken und Co sind jetzt gefragt. „Wir können die Regeln nicht festlegen, aber wir können sie zielgruppengerecht visualisieren und kommunizieren“. Hygiene und Verhaltenshinweise werden sowohl für Digital Signage als auch für gedruckte Hinweisschilder angeboten. „Jenseits der Liftstation auf dem Berg und an der Piste ist die touristische Welt noch sehr analog geprägt. Da bedarf es großer Hinweistafeln und Banner.“
Selbstverständlich hat feratel weitere Hinweistafeln und Schilder bereits digitalisiert. Insbesondere quadratische LED-basierte Hinweisschilder haben sich bewährt – die 4mm Pixelpitch Hinweistafeln sind zwar nur 50 x 50cm, dank der Leuchtkraft aber kaum zu übersehen.