„Wir nehmen Kultur oft als gegeben hin, Kultur ist einfach immer da“ , sagt Die Ärzte Frontmann Farin Urlaub im Interview mit den Tagesthemen, „aber die Branche muss von etwas Leben und wird gerade ignoriert“. Die Veranstaltungsbranche ist in der Krise – Events wie Messen oder Konzerte werden aktuell um Monate oder gleich ein ganzes Jahr verschoben. Wann es wieder losgeht ist ungewiss. Und auch, wer nach der Krise denn überhaupt noch da ist. Denn: der ganze Unterbau hinter den berühmten Acts, großen Events und gerade kleinen Veranstaltungen bricht derzeit völlig zusammen.
Das Interview der Ärzte mit den Tagesthemen gibt durchaus interessanten Einblick in die Situation um Konzerte aus Sicht der Musiker, aber auch allgemein auf die Veranstaltungsbranche. Wichtig, wenn bekannte Persönlichkeiten wie Farin Urlaub, Bela B und Rodrigo González vor einem großen Medium ihre Meinung äußern – und so nicht nur Fans mit ins Boot holen.
Eine seit Jahrzehnten erfolgreiche Band wie Die Ärzte trifft die Krise wohl weniger hart als die meisten anderen freien Künstler. Aber weniger bekannte Musiker oder Musical-Darsteller und die vielen Menschen hinter ihren Auftritten macht Corona zu schaffen. Ob Roadie, Techniker oder Maskenbildner: vielen, die in der Branche tätig sind, fehlt aktuell die Existenzgrundlage. Sie leben von den kleinen Auftritten, von ‚Gig zu Gig‘. Wann diese ganze Maschinerie wieder anlaufen wird und ob sie es überhaupt kann, ist unklar. Und ob das ‚danach‘ noch mit dem Status Pre-Corona vergleichen lässt.
Autokino- und Stream-Konzerte sind nur behelfsmäßige Lösungen, finden die Ärzte. Für die Crews sind solche kleinen Events nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es braucht Hilfe aus der Politik, um auch Mittelfristig durch die Pandemie zu kommen. Die Ärzte selbst kündigen solange Events nicht möglich sind spaßhaft Hausbesuche an – Humor muss auch in dunklen Stunden sein.
Eine unklare Zukunft liegt vor der Branche, den Menschen und den Unternehmen. Wenn die Locations nicht überleben, die Dienstleister und Unternehmen fehlen, ob für Bühnenbau oder Catering und die Künstler, Roadies & Co anderen Jobs nachgehen müssen dann bleiben Konzerthallen auch nach dem Shutdown leer. Nicht, weil die Fans fehlen, sondern die Künstler und alle, die Events möglich machen. Stirbt die Branche ist das nicht nur ein Schlag für alle die dort tätig sind, sondern auch alle Event-Besucher, Konzertgänger und Kulturliebhaber. Die ärzte mahnen nochmals an die Politik: zuletzt sind diejenigen, die in der Veranstaltungswirtschaft arbeiten, auch alle Steuerzahler. Der Staat handelt also auch im eigenen Interesse, eine ganze Branche nicht einfach untergehen zu lassen.
Die zweite Großdemonstration der AlarmstufeRot findet in Berlin am 28.10.2020 statt.