Bezahlen mit einer Handbewegung – was wie Sciencefiction klingt, ist seit kurzem Realität. Erst Ende September wurde eine ähnliche Technologie in zwei von Amazons kassenlosen Go-Märkten in Seattle integriert. Bei „Amazon One“ müssen Kunden einmalig am Eingang ihre Handinnenseite scannen lassen. Die biometrischen Daten werden mit der Kreditkarte und der Mobilfunknummer verknüpft und können dann jederzeit zur Identifikation und Zahlungsfreigabe genutzt werden. Ein Amazon-Konto ist dabei nicht erforderlich.
Die Hand dient also als Identifikator zum Check-In. Die Rechnung wird vollautomatisch nach dem „Just walk out“-Prinzip beglichen. Der U.S.-Konzern will das Angebot in den kommenden Monaten nicht nur selbst weiter ausrollen. Auch Dritte sollen das Zahlungsverfahren nutzen dürfen, beispielsweise Händler oder Betreiber von Stadien und Bürokomplexen.
Was Amazon vor macht, könnte der könnte der nächste große Trend im Zahlungsverkehr werden – Biometrische Zahlverfahren. Nicht zuletzt durch die Covid-Pandemie erleben hygienische kontaktlose Bezahlmöglichkeiten weltweit einen deutlichen Aufschwung. Das gilt auch für Deutschland: Laut einer aktuellen Branchenumfrage des Digitalverbandes Bitkom zahlt jeder vierte Kunde mittlerweile regelmäßig kontaktlos per Giro- oder Kreditkarte. Und immerhin 16 Prozent zücken an der Kasse bevorzugt Smartphone oder Smartwatch um mit Apple Pay, Google Pay, digitaler Kundenkarte oder handelsübergreifender App zu bezahlen.
Bezahlen mit Gesichtserkennung in China
In China ist dagegen das Bezahlen per Gesichtserkennung bereits seit 2017 möglich. Kunden können die Technologie unabhängig von ihrem Smartphone-Modell nutzen. Alles was sie benötigen, ist ein Konto bei einem Anbieter wie Alipay oder WeChat Pay. Zahlreiche Convenience-Stores, Bäckereien oder Kioske in China bieten dieses Einkaufen mit leeren Händen bereits an. In Europa hat das rumänische Start-up Pay By Face unterstützt von der Kartenorganisation Visa in diesem Jahr eines der ersten europäischen Zahlverfahren auf Basis von Gesichtserkennung zur Marktreife entwickelt.
Nutzer müssen sich einmalig mit einem Selfie, Pass und Kreditkartennummer registrieren und können dann bei teilnehmenden Händlern mit einem Fotoabgleich ihres Gesichts Zahlungen auslösen. Für Händler und Kunden ist der Service kostenlos, Pay By Face finanziert sich stattdessen über Werbung, die auf dem Display zur Gesichtserkennung gezeigt wird.
Der Trend zum digitalen Bezahlen wird anhalten. Der Digitalverband Bitkom setzt sich entsprechend dafür ein, dass bei jedem Bezahlvorgang mindestens eine europaweit nutzbare, digitale Bezahloption verbindlich angeboten werden muss. Auch die EU-Kommission spricht sich in ihrer kürzlich vorgelegten „Retail Payments Strategy“ für eine Stärkung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs durch europäische Anbieter aus. Das Positionspapier sieht unter anderem vor, sogenannte Instant-Payments als pan-europäisches Zahlungssystem zu etablieren.
Die nächste EuroCIS wird ebenfalls über aktuelle Entwicklungen rund um das bargeldlose Bezahlen informieren. 2021 soll die Messe vom 16. bis 18. März wieder auf dem Düsseldorfer Messegelände stattfinden. Nach (oder mit) der Pandemie wohl in einem kleineren, sicheren Rahmen.