Das Medienkonzern und Verlagshaus Axel Springer mit der Übernahme des Start-ups Framen in den DooH-Markt einsteigt, ist die Meldung des Tages. „Wir sind das selbst noch am Verarbeiten, freuen uns aber über die neuen Chancen, die sich eröffnen“, sagt Co-Gründerin Magdalena Pusch im Interview gegenüber invidis.
Framen bietet Unternehmen und Marken über seine Plattform die Möglichkeit, adressierbare kontextuelle Werbung auf digitalen Außenflächen zu platzieren. Durch genau erfasste Zielgruppen vor den Screens sollen Werbende ihre Wunsch-Publikum exakt und mit möglichst geringem Streuverlust erreichen können. Die programmatisch buchbaren Screens sind dabei vorrangig in Räumen wie Hotels, Fitnessstudios oder mietbaren Workplaces platziert. Screenbetreiber können ihre digitalen Werbeflächen auf der framen.io Plattform einstellen und fremdvermieten. Der Screenbetreiber behält dabei die volle Kontrolle über das Display und hat Mitspracherecht, welche Spots laufen oder wie oft. Eigene Displays besitzt das Start-up nicht – für neue Infrastruktur kooperiert FRAMEN bei Bedarf etwa mit der Deutschen Telekom und Systemhäusern in ganz Deutschland.
„Gerade in der Corona-Krise haben viele Besitzer von Displays nach Möglichkeiten gesucht, Mehrwert zu generieren, etwa mit der Vermietung der Fläche. Wir sind die Antwort auf diesen Trend, das hat unserem Wachstum sehr geholfen“, sagt Pusch. Bespielte Framen Anfang des Jahres nur wenige hundert Screens, sind es inzwischen 3.500 Stück. Mit der Übernahme durch Axel Springer und die Zusammenarbeit mit dessen Vermarkter Media Impact soll es nochmal einen ordentlichen Schub geben. „Bis zum Frühling 2021 erwarten wir, auf bis zu 10.000 Screens zu laufen“, so Pusch. Framen läuft dabei nicht nur in Deutschland, sondern ist auch in Österreich und der Schweiz vertreten. Der weitere internationale Ausbau sei noch in Planung.
Warum das Expandieren so einfach geht, ist schnell erklärt: Framen verfolgt ein asset-light Geschäftsmodell und wächst mit seinen Partnern und deren Netzwerken dynamisch mit. Die Plattform selbst ist nämlich denkbar einfach innerhalb weniger Minuten auf Geräten nachgerüstet oder kann sogar über den Webbrowser direkt abgerufen werden. Über framen.tv wird Werbefläche direkt über die Cloud-Technologie anspielbar und buchbar gemacht. Nutzen Locations bereits eine Digital Signage-Software für ihre Displays, bietet Framen passende Schnittstellen an. Dadurch können auch bestehende professionelle Netzwerke von Hotel-, Retail-, Fast Food- oder Fitnessketten problemlos eingebunden werden.
Gute Wahrnehmung mit dem richtigen Content
Framen bietet nicht nur bessere Werbe-Wahrnehmung durch die Ansprache der passenden Zielgruppen, sondern auch durch interessanten Content um die Spots herum. „Wir bieten zusätzliche Kanäle an, etwa mit Kunstwerken oder regionalen Wetterdaten, die Screenbetreiber zusätzlich abspielen lassen können“ erläutert Pusch. Auch wenn Framen den Vergleich nicht gerne hört, der zusätzliche Digital Signage-Content ähnelt etwa Ströers Unterhaltungsdienst T-Online. Gerade von diesem Portal wollen sich Framen allerdings abgrenzen. Denn das Start-up zielt auf andere Inhalte ab. „Wir sehen, dass viele Werbetreibende gerade Corona-bedingt von ihren bisherigen Vertikalen weggehen, Neues ausprobieren und sich breiter aufstellen. Wir wollen für sie genau diese Alternative darstellen“. Der Content passt mit Framen also zur Location und bietet dem Betreiber sogar zusätzliche Einnahmen, während der Werbende seine Anzeige in einem Umfeld mit hoher Aufmerksamkeit gezielt vor seinem Zielpublikum ausspielen kann – klingt eigentlich schon zu gut.
Durch die Übernahme und die Zusammenarbeit mit Media Impact öffnen sich zudem verschiedene neue Content-Optionen. „Das Team von Media Impact ist erfahren und weiß, was ankommt. Gleichzeitig hat Axel Springer die DooH-Bundesligarechte bis 2025 und sowieso einen der größten Newsrooms mit BILD und WELT. Diesen hochwertigen Content bringen wir mit Framen auf die passenden Screens, um deren Aufmerksamkeit zu erhöhen. Und damit werden auch die Werbespots besser gesehen“, erklärt Pusch gegenüber invidis. „Wir bieten neben Werbung zusätzliche Erlebnisse und machen Displays damit zum Point-of-Experience.“
Ein für Werbetreibendes interessantes Merkmal: auf Framen lassen sich tatsächliche Impressions buchen, nicht einfach nur Zeitfenster. Das Start-up weiß dabei genau, welche Displays im Blickwinkel welcher Zielgruppen liegen und halten Echtzeit-Analysen und Reports bereit. Die Daten sammelt Framen direkt von den Screenbetreibern, die ihren Kundenstamm natürlich mit am besten kennen, aber auch in Echtzeit. Dazu arbeitet das Jungunternehmen mit Partnern zusammen und installiert smarte Kameras an den Screens, die das Publikum anonym analysieren.
Kein Wunder also, dass die Idee auf offene Ohren bei Investoren gestoßen ist, bis sich schließlich Axel Springer das Unternehmen sicherte, das innerhalb nur eines halben Jahres von 6 auf jetzt 15 Mitarbeiter gewachsen ist. Bis Ende Januar 2021 sollen es sogar schon 30 sein, verteilt auf die beiden Standorte in Frankfurt und Berlin. „Wir sind durch die guten Nachrichten der letzten Wochen jetzt natürlich euphorisch, aber für 2021 wollen wir rund 300% wachsen. Vielleicht auch mehr“, stellt Pusch zum Ende des Interviews in Aussicht. Diese Aussage sollte man vielleicht nicht auf die Goldwaage legen, das betont Pusch auch selbst. „Noch ist die Übernahme frisch und wir befinden uns ja nach wie vor mitten in einer Pandemie. Aber wir sind äußerst zuversichtlich.“
Mehrheitsübernahme von Framen: Axel Springer steigt in den DooH-Markt ein