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Lieferengpässe

"Keiner weiß wann neue Ware kommt"

Chipkrise, Container-Engpässe, Stau im Suez-Kanal und steigende Rohstoffpreise – der perfekte Sturm entwickelt sich über der Digital Signage-Branche. Im März schien die (Digital Signage) Welt noch in Ordnung, doch im Laufe des Aprils ist die Lage eskaliert. Ob Displays, PCs oder andere IT-Komponenten, es fehlt zunehmend Ware an allen Ecken.
Containerverladung in Singapur (Foto: Chuttersnap/Unsplash)
Containerverladung in Singapur (Foto: Chuttersnap/Unsplash)

Nach mehr als einem Jahr Pandemie-Alltag scheint das Ende der Krise nahe. Europa öffnet langsam wieder und das zweite Halbjahr verspricht einen großen Nachfrageschub – nicht nur für Digital Signage. Doch jetzt, wo professionelle Displays in Retail-Projekten, QSR- und in Unternehmenszentralen wieder gefragt sein werden, drohen Lieferengpässe und spürbar steigende Preise. Die Produktverfügbarkeit von vielen Digital Signage-Produktkategorien ist angespannt und droht sich noch weiter zu verschlechtern. Engpässe und Preissteigerungen scheinen unvermeidbar und eine Besserung ist nicht in Sicht.

invidis hat sich bei Displayherstellern und der Distribution umgehört. Ein heikles Thema zu dem sich nicht jeder öffentlich äußern möchte. Mike Finckh von Concept etwa hatte bereits vor einem Monat die Kundschaft auf Preiserhöhungen von 10% und längere Lieferzeiten eingestimmt.

Pandemie: Digital Signage Markt vor Preiserhöhungen

PC-Komponenten sind besonders betroffen, ob Premium CPUs oder einfache Netzwerk-Chipsets. Die überraschend große weltweite Nachfrage nach Computern, Notebooks oder Autos und logistische Herausforderungen (mangelnde Transportkapazitäten von Asien nach Europa) übersteigen die verfügbaren Kapazitäten bei weitem. Hinter vorgehaltener Hand berichtet ein Branchenvertreter, das einfachere Netzwerk-Chipsets zur Zeit eine Lieferzeit von 52 Wochen hätten.

Ein Sonderfall sind europäische Digital Signage-Kunden, deren Ware noch im Suezkanal feststeckt. Dort war Anfang April das Containerschiff Ever Given havariert. Mehr als 18.000 Container stecken seitdem in Ägypten fest. Nun verlangt die Suezkanal-Behörde mehr als 900 Millionen Euro von den Eigentümern der Ever Given als Schadenersatz für die Haveriekosten. Die Reederei wendet sich nach einem jahrhundertalten Seefahrtrecht an die Inhaber der transportierten Waren. Diese sollen sich nun an der Schadensersatzzahlung beteiligen – darunter auch Digital Signage-Marktteilnehmer.

Containerschiff (Foto: Cameron Venti / Unsplash)
Containerschiff (Foto: Cameron Venti / Unsplash)

Elo Touch hat bereits in der vergangenen Woche darüber berichtet das einige Lieferungen sich auf dem besagten Schiff im Suzekanal befinden und man wenig Hoffnung hat schnell an die Ware zu kommen, „Ersatzlieferungen seien aber bereits auf dem Weg“. Elo kommuniziert als bisher einziger Hersteller offen in der Krise.

Auch mindestens einer der großen Displayhersteller hat laut Insidern mehr als ein Dutzend Container randvoll mit professionellen Displays auf der Ever Given. Kunden wurden mit eine Ersatzlieferung für Oktober vertröstet – ein halbes Jahr später als geplant und dieses Mal aber aus China via Eisenbahn.

Eisenbahn trifft Containerschiff am Panamakanal (Foto: invidis)
Eisenbahn trifft Containerschiff am Panamakanal (Foto: invidis)

Keine einfache Situation für die Branche. Während sich viele Hersteller vor einer Aussage verstecken  – „von uns gibt es kein Statement“ oder ganz schweigen ~ möchten wir die offene Kommunikation von Sharp/NEC hervorheben. Stefanie Corinth, Senior Vice President Sales EMEA bei Sharp NEC Display Solutions Europe GmbH zu invidis:

„Die Pandemie-bedingte eingeschränkte Verfügbarkeit einzelner Komponenten wie ICs stellt unterschiedlichste Branchen und Marktteilnehmer vor gleiche Herausforderungen: seien es die Automobilindustrie oder Hersteller von Mobiltelefonen und Computern bis hin zu Haushaltsgeräten. So betrifft die aktuelle Situation auch unsere Branche.

Weiter verschärft wird dies – ebenfalls Pandemie-bedingt – dadurch, dass marktübergreifend verschiedenste Unternehmens- und Geschäftsprozesse verzögert werden und vor allem die Transportlogistik bis zur Kapazitätsgrenze ausgeschöpft ist. So kann es zu verlängerten Lieferzeiten kommen.

Wir arbeiten permanent daran, die Ware für Projekte entsprechend rechtzeitig zu allokieren, um für unsere Kunden ein möglichst reibungsloses Rollout sicherzustellen und Engpässe zu vermeiden.

Infolge der Pandemie sind die Preise für LCD-Panels, ICs sowie andere Bauteile deutlich gestiegen und die Transportkosten haben sich vervielfacht. Dies lässt sich nicht komplett abfedern und wird unweigerlich zu Preiserhöhungen führen.“

Wo ein Wille ist auch ein Weg - Entdeckt von invidis in Peking (Foto: invidis)
Wo ein Wille ist auch ein Weg – Entdeckt von invidis in Peking (Foto: invidis)

Auch aus der Broadline-Distribution erreichen uns sorgenvolle Kommentare: „Vor vier Wochen waren die Hersteller noch guten Mutes. Nun hat sich das Blatt urplötzlich gewendet, wir wissen nicht wieviel uns in den kommenden Monaten zugeteilt wird“. Der Bestellbestand für Digital Signage-Displays war noch nie so hoch wie zur Zeit, verrät uns ein Distributionsinsider.

Digital Signage-Integratoren sind in Deutschland auf invidis Nachfrage noch überraschend entspannt. Hier leckt man nach einem Katastrophenjahr noch die Wunden und wartet auf die Kundenbestellungen. Einige Kategorien scheinen jetzt schon fast unmöglich zu bekommen – High Brightness Displays etwa sind gefragt und nicht lieferbar. Andere planen voraus „Ich glaube wir müssen jetzt beginnen Ware zu bunkern – fühlt sich an wie damals in der DDR“.

Wir erwarten noch weitere Hintergrundinformationen und Statements in kommenden Tagen. invidis bleibt am Thema.

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