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WallDecaux

Neue Heimat für Bienen in der City

Moos zur Luftfiltration auf Dächern von Fahrgastunterständen gibt es schon länger, nun suchen Out-Of-Home Anbieter nach Möglichkeiten den von Aussterben bedrohten Wildbienen ein innerstädtisches Refugium zu geben. WallDecaux untersucht in Hamburg die Effekte von begrünten Fahrgastunterständen für Wildbienen im Stadtgebiet in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wildtier Stiftung.
Fahrgastunterstand - Wildbienenhub in der City (Foto: WallDecaux)
Fahrgastunterstand – Wildbienenhub in der City (Foto: WallDecaux)

Der Startschuss fiel letzte Woche in der Osterstraße in Hamburg-Eimsbüttel zusammen mit der Hamburger Hochbahn AG und dem HVV – Hamburger Verkehrsverbund. An zwei Standorten in Hamburg soll rund ein Jahr lang untersucht werden, ob und wie Dachbegrünungen den Schutz und die Vermehrung von Wildbienen im Stadtgebiet effektiv fördern können. Für die fachliche Evaluation begleitet die Deutsche Wildtier Stiftung mit Sitz in Hamburg das Projekt.

Green City: Ocean Outdoor integriert Insektenhotels in Werbeträger

Patrick Möller, Geschäftsführer Städtemarketing & Service der Wall GmbH, erklärt zum Projektstart: „Mit diesem Pilotprojekt wollen wir einen kleinen Beitrag zum Wildtierschutz leisten, gleichzeitig die Anwendung von Dachbegrünungen auf unseren Fahrgastunterständen praktisch erproben. Mit der Nutzung von Moos auf Dächern zum Zweck der Luftfiltration haben wir im Unternehmen bereits länger Erfahrung, aber nicht mit Bepflanzungsarten, die Wildbienen als Nahrungsquellen dienen können“, erklärt Möller. „Die Deutsche Wildtier Stiftung wird uns bei diesem Projekt mit ihrer Expertise begleiten und das Projekt nach einem Jahr auswerten.“

Neben dem Standort Osterstraße hat Wall auch das Dach eines Fahrgastunterstands an der Stadthausbrücke in der Hamburger Innenstadt begrünt. Ziel des Projektes ist es, Dachbegrünungen an einem sehr sonnigen (Osterstraße) wie auch an einem eher schattigen Standort (Stadthausbrücke) zu testen. Patrick Möller erläutert: „Fahrgastunterstände werden in der Regel für eine Dauer von mindestens 15 Jahren errichtet und zwar dort, wo der ÖPNV sie braucht. Sprich: wir haben je nach Standort unterschiedliche Ortsumgebungen, für die jeweils die richtigen Begrünungskonzepte gefunden werden müssen.“ Insgesamt ist Wall in Hamburg für den Betrieb und die Pflege von über 2.000 Fahrgastunterständen zuständig.

Out of Home Anbieter suchen nach neuen Funktionen die die Akzeptanz von Stadtmöbeln und integrierten Werbeträger erhöhen. Was früher die öffentliche Toilette oder in vielen europäischen Märkten das Fahrradverleihsystem ist, sollen zukünftig Green City Initiativen sein. Ocean Outdoor testet in den Niederlanden bereits in einem ähnlichen Bienen-Projekt wie Großflächen-Installationen die Biodiversität in Metropolen sichern kann.

invidis Hintergrund – Zahlen und Fakten zum Pilotprojekt „Begrünte Fahrgastunterstände in Hamburg“

Fahrgastunterstände

  • Zwei ausgewählte Fahrgastunterstände von Wall: Osterstraße (Eimsbüttel) und Stadthausbrücke (Innenstadt) im Design Sir Norman Foster
  • Umgebaut mit neuer Dachkonstruktion zur Aufnahme der Bepflanzung
  • Statisch neu berechnet und geprüft

Standortauswahl

  • Fahrgastunterstände an Osterstraße und Stadthausbrücke wurden aufgrund der verschiedenen Lichtverhältnisse und daraus ergebenen Standortbedingungen für die Pflanzen ausgewählt
  • Osterstraße: sehr sonnig / Stadthausbrücke: meist verschattet

Naturschutzfachliche Bedeutung des Pilotprojekts „Begrünte Fahrgastunterstände“:

  • Begrünte Dächer der Fahrgastunterstände können in den stark versiegelten urbanen Räumen als Trittsteine dienen, also hier können z.B. Insekten Nahrung finden, um dann weiter zu Parkanlangen oder Kleingärten zu fliegen.
  • Das Ziel des Projekts ist es, den praktischen Einsatz von Blühpflanzen auf Fahrgastunterständen zu erproben, den tatsächlichen Pflege- und Unterhaltsaufwand über ein Jahr zu ermitteln sowie den Erfolg der Nutzung durch Wildbienen festzuhalten, mit unterschiedlichen Ortsumgebungen in einer Metropole wie Hamburg.

Bedrohung / Besonderheiten Wildbienen:

  • In Deutschland sind momentan 585 Bienenarten nachgewiesen
  • Im Gegensatz zur Honigbiene, die Staaten bildet, sind die meisten Wildbienen Einzelgänger – sie leben solitär. Die Weibchen bauen ihre Nester allein und versorgen ihre Brutzellen ohne die Hilfe von Artgenossen.
  • Wildbienen sind in Deutschland stark gefährdet. Etwa die Hälfte aller Arten steht auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten (Stand 2011), einige Arten sind bereits ausgestorben oder unmittelbar vom Aussterben bedroht.

Projektdauer und -überwachung

  • Die Dauer des Pilotprojekts ist auf ein Jahr angelegt, um den vollen Jahreszeitenwechsel durchzumachen und der wissenschaftlichen Begutachtung und Auswertung genug Zeit einzuräumen.
  • Die beiden Dächer der Fahrgastunterstände werden jeweils zwischen April und August in regelmäßigen Abständen (5 – 6 Mal) untersucht. Die Flächen müssen so häufig begangen werden, da viele solitäre Wildbienen arttypische Flugzeiten von nur wenigen Wochen haben. Das heißt, dass wir im Frühjahr andere Arten vorfinden als im Spätsommer. Da Wildbienen nur an trockenen und warmen Tagen aktiv sind, müssen die Begehungen immer sehr kurzfristig geplant und durchgeführt werden.

Für das Projekt verwendete Pflanzen und ihr Nutzen für Wildbienen:

  • Für die Bepflanzung werden trockenheitsresistente Wildstauden verwendet, die extreme Standorte vertragen. Dabei werden für Wildbienen dann Wildstauden vor allem aus den Familien der:
    • Korbblütler (z.B. Skabiosen-Flockenblume Juni – August, Kamillen Mai – Juli, Wiesenmargerite Mai Juni) – Die Korbblütler spielen vor allem im Sommer eine sehr wichtige Rolle für Wildbienen. Löcherbienen, Hosenbienen und Seidenbienen sind häufige Besucher von Korbblütlern.
    • Lippenblütler (z.B. Thymian Juni -Juli, Katzenminze Mai – September)Auch die Lippenblütler werden von vielen Bienen, darunter vielen Nahrungsspezialisten genutzt. Hier finden sich vor allem Pelzbienen, Wollbienen, die seltene Schlürfbiene und Hummeln. Unter den Lippenblütlern befinden sich viele alte Gewürz- und Heilpflanzen.
    • Glockenblumen (z.B. Wiesenglockenblume Mai – Juli)Glockenblumen dienen als Pollenquelle für eine Reihe hoch spezialisierter Bienenarten (Scherenbienen, einige Sandbienenarten, die Glockenblumen-Sägehornbiene).
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