Sharp/NEC

„Man merkt, dass wir zusammenwachsen“

Zwei Jahre nach der Entscheidung wächst Sharp NEC Display Solutions sichtbar nach außen und innen zu einem gemeinsamen Unternehmen zusammen. Doch die Pandemie und eine ruckelnde Lieferkette verlangsamten ein schnelles Zusammenwachsen. Mit großer Freude erwartet Bernd Eberhardt, CEO von Sharp NEC Display Solutions Europe, den ersten gemeinsamen ISE-Auftritt von Sharp und NEC.
„In der Pandemie hatten wir die gleichen Probleme wie alle anderen." - Bernd Eberhardt, CEO von Sharp NEC Display Solutions Europe (Foto: Sharp/NEC)
„In der Pandemie hatten wir die gleichen Probleme wie alle anderen.“ – Bernd Eberhardt, CEO von Sharp NEC Display Solutions Europe (Foto: Sharp/NEC)

Wenn im Mai die ISE in Barcelona ihre Tore öffnet, wird auch Sharp/NEC dabei sein – zum ersten Mal wird sich der Visual-Solutions-Anbieter als ein gemeinsames Unternehmen der Fachöffentlichkeit präsentieren. Seit der Verkündigung des Zusammenschlusses im März 2020 wurde nun Anfang April auch das Display-Portfolio der beiden vormaligen getrennten Unternehmen zusammengelegt (invidis berichtete).

Für Bernd Eberhardt, CEO von Sharp NEC Display Solutions Europe, ist dies ein wichtiger Schritt bei der Zusammenführung beider Unternehmen. Doch er betont im invidis-Interview, dass trotz des langen Integrationsprozesses der Weg noch nicht zu Ende sei. „Ein multinationales Joint Venture auf dem Papier zu beschließen, ist die eine Sache. Die andere ist aber, das im Detail umzusetzen.“ Dass man die Werte zweier Firmenphilosophien konsolidieren muss, ist eine der größten Herausforderungen in diesem Prozess.

Sharp/NEC: Alles unter einem Dach

Auch das Zusammenlegen der Lösungsangebote war nur einer von vielen Schritten – aber ein wichtiger. „Die Entwicklungsabteilungen arbeiten noch Side-by-Side, aber seit einigen Monaten merkt man ein Zusammenwachsen.“ Doch sind es noch zwei Brands unter einem Dach. „Und das wird auch einige Zeit noch so bleiben.“

Auf der Plusseite könne auf diese Weise jeder Unternehmensteil seine Stärken ausspielen. In vielen Produktbereichen gibt es wenige Überschneidungen: 8K-Displays und Interactive Displays sind die Domäne von Sharp; NEC ist stärker auf dem Public-Display-Markt, bei Projektion und LED. Im Bereich Collaboration-Displays gibt es Lösungen von Sharp und NEC. „Mit dem Zusammenlegen war klar: Das ist der Fokus von Sharp“, erklärt Bernd Eberhardt. „Und das ist gut so.“

Google COVID-19 Community Mobility Report April (Foto: Screenshot)
Google COVID-19 Community Mobility Report April (Foto: Screenshot)

Corona hinterließ Spuren

Neben den Merger-Herausforderungen muss sich Sharp/NEC wie jedes andere Unternehmen auch mit den globalen Erschütterungen befassen, die immer mehr und stärker werden – angefangen mit der Covid-Pandemie. Hier haben die Lieferketten-Auswirkungen Sharp/NEC am meisten beeinträchtigt. „In der Pandemie hatten wir die gleichen Probleme wie alle anderen: Der Umsatz ging runter, die Lagerbestände rauf“, beschreibt der CEO. Darum konzentrierte man sich drauf, die Lagerbestände der Nachfrage anzupassen.

Aber die Situation änderte sich ziemlich schnell: Plötzlich war de Nachfrage da, doch man konnte nicht liefern wie gewünscht. „Was uns hier auf die Füße gefallen ist: die Komponentenverfügbarkeit, da wir nicht gängige Consumer-Komponenten verwenden“, erläutert Bernd Eberhardt. Doch er ist optimistisch, dass die Lagerverfügbarkeit zum Ende des laufenden Jahres auf einem hohen Niveau sein wird. Bis sie wieder so hoch sind wie vor Corona, werde aber noch dauern; hinzu kommen die immer noch extrem hohen Transportkosten. So ist der Transport eines Standardcontainers von Asien nach Europa von 2.000 auf mehr als 10.000 Euro gestiegen. Wegen ihnen musste Sharp/NEC bei einigen Produkten die Preise deutlich erhöhen.

Stau vor Shanghai am 27. April (Screenshot Marinetraffic.com)
Stau vor Shanghai am 27. April (Screenshot Marinetraffic.com)

Transportstau bei Shanghai

Damit verbunden ist das zweite Problem, das sich den internationalen Lieferketten durch die chinesische No-Covid-Politik stellt. Der anhaltende Lockdown von Shanghai hat einen riesigen Stau an Schiffen verursacht, die nicht be- und entladen werden. Allein Sharp/NEC hat in der Region Shanghai vier Produktionsstandorte, wodurch es für das eine oder andere Produkt Lieferschwierigkeiten geben könnte. „Nicht weil wir nicht produzieren“, betont Bernd Eberhardt. „Sondern weil wir die Ware nicht transportieren können.

„Nichtdestotrotz blicken wir optimistisch in die Zukunft und wir gehen davon aus, die gesteckten Ziele für laufende Fiskaljahr erreichen zu können und die Umsätze auf oder sogar über dem Niveau von 2019 liegen werden“, erklärt der CEO.

Doch nun konzentriert sich Sharp/NEC auf den großen ISE-Auftritt – und der Visual-Solutions-Anbieter wird nicht nur erstmals beide Marken unter dem Dach der Sharp NEC Display Solutions ausstellen, sondern natürlich auch viele Produkte mit auf die ISE mitbringen – unter anderem einen 120-Zöller von Sharp, neue Projektoren und eine NEC-Direct-View-Lösung, die „garantiert am Markt gut nachgefragt wird“. Dann wird ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem Unternehmen getan sein.

ISE 2022: Sharp/NEC kommt mit neuer LED-Lösung