Energiesparplan

Einschränkungen für Out-of-Home

Der neue Energiesparplan der Bundesregierung wird den Betrieb von beleuchteten Werbeanlagen und Schaufenstern zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens untersagen. Was sind die Konsequenzen für Out-of-Home? invidis hat sich in der Branche umgehört.
Nachts ausgeschaltet - JCDecaux DooH-Screens in Helsinki (Foto: invidis)
Nachts ausgeschaltet – JCDecaux DooH-Screens in Helsinki (Foto: invidis)

Über ungelegte Eier spricht man ungern. Das ist auch der Fall in der Out-of-Home-Branche in Anbetracht der Auswirkungen des durchgesickerten Energiesparplans der Bundesregierung. Zum jetzigen Zeitpunkt will man sich nicht zu operativen oder wirtschaftlichen Auswirkungen äußern und verweist auf gemeinsame Veröffentlichungen des Verbandes über Stromverbrauch sowie die Rollen von Out-of-Home-Werbeträgern im öffentlichen Raum. Nur soviel lässt sich über das Wochenende herausfinden: Die Branche wurde von der Bundesregierung in der vergangenen Woche zum Thema konsultiert.

Das sind die Fakten: Zum Stichtag Ende März 2022 waren bundesweit 286.000 Out-of-Home-Anlagen in Betrieb. Davon waren 52,6 Prozent (150.500 Werbestellen) be- oder hinterleuchtet, 1.800 Stellen (0,6 Prozent) waren digitale Anlagen. Hinzu kommen weitere 5.200 digitale OoH-Anlagen in Bahnhöfen, S- und U-Bahnstationen. (Diese Aufzählung beinhaltet keine Indoor-Screens).  Damit sind 135.500 Stellen beziehungsweise 47,4 Prozent aller OoH-Medien im öffentlichen Straßenraum nach wie vor unbeleuchtet.

Energiesparplan: Displays und Screens bleiben Nachts aus

Green Signage oder Stromverschwendung?

Die knapp 150.000 beleuchteten Werbestellen (primär Plakate und Wechsler) wurden in den vergangenen Jahren weitgehend von herkömmlichen Leuchtmitteln auf LED umgerüstet. Der Stromverbrauch der beleuchteten Anlagen konnte mit LED und Sensortechnik somit um 80 Prozent reduziert werden. Nachtabschaltungen der Anlagen senken den Energieverbrauch zwischen 1 Uhr und 6 Uhr morgens auf weniger als 5 Prozent. Ein komplettes Herunterfahren ist nicht praktikabel, da sonst die Screens im Winter durch Frost beschädigt würden.

Digital Signage-Werbeanlagen (DooH)

Die in Deutschland eingesetzten High-Brightness-LCD und LED-Anlagen im öffentlichen Raum laufen laut FAW im Durchschnitt über das Jahr durch sensorkontrollierte Dimmung und Nachtabschaltung nicht über 40 Prozent ihrer maximalen Leistungsaufnahme.

  • Digitale Stadtinformationsanlagen mit einem LCD-Screen von 2 Quadratmetern (dCLP) verbrauchen im Praxisbetrieb heute zwischen 2.300 und 9.000 Kilowattstunden im Jahr. Im Vergleich dazu verbraucht ein Vierpersonen-Haushalt 4.000 Kilowattstunden jährlich.
  • Bei einem großen Roadside-LED (dCLB) mit 9 Quadratmetern sind es zwischen 8.000 und 20.000 Kilowattstunden. Die Zahlen sind stark abhängig vom Baujahr und der Qualität der Anlage. Preiswerte Anlagen verursachen in der Regel einen höheren Stromverbrauch.

Pro Jahr benötigt die OoH-Branche für den Betrieb aller in Deutschland installierten Werbeträger rund 60 Millionen Kilowattstunden Strom. Zum Vergleich: Für gedruckte Werbebeilagen werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe bundesweit 4,3 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht.

Der Energiesparplan (Betriebsverbot zwischen 22 Uhr und 6 Uhr) wird dafür sorgen, dass in den kommenden Monaten die energieintensive Betriebszeit für be- und hinterleuchtete Werbeträger um bis zu 3 Stunden reduziert wird. Die Ersparnisse für LCD und LED sind weniger relevant, da die selbstleuchtenden digitalen Werbeträger abends im Dunklen weniger hell betrieben werden als bei Tageslicht. Aber im Gegensatz zu beleuchteten Großflächen ist der Energieverbrauch bei DooH erheblich höher.

Betriebswirtschaftlich sollte die um bis zu drei Stunden reduzierte tägliche Betriebsdauer am späten Abend keine großen Umsatzeinbußen für die Out-of-Home Branche mit sich bringen. Schwerer trägt die zu erwartende Werbeflaute in der bevorstehenden Rezession.