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Energiekrise

Aktivisten bekleben DooH-Stelen

Umwelt- und Werbeverbotsaktivisten bekleben DooH-Stelen mit selbsterstellten Energielabel-Stickern, um auf den Energieverbrauch der digitalen Werbeträger hinzuweisen und die Netzwerkbetreiber öffentlich zu tadeln. Opposition gegen den Betrieb von DooH-Stelen nicht nur in der DACH-Region.
Aktivisten bekleben DooH-Stelen (Foto: AdblockCardiff)
Aktivisten bekleben DooH-Stelen (Foto: AdblockCardiff)

Der Ukrainekrieg treibt Energiepreise in die Höhe – nicht nur in Deutschland, sondern insbesondere auch in Großbritannien, wo die Energiekosten noch schneller steigen als in der EU. In Deutschland versucht der Staat mittels Energiesparverordnung, den sichtbaren Stromverbrauch im öffentlichen Raum zu reduzieren. Im Rahmen der Einsparmaßnahmen wurden auch für die Out-of-Home-Branche ungewöhnlich strikte Betriebseinschränkungen erlassen.

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In Großbritannien hat der Staat bisher noch keine Out-of-Home-Einschränkungen erlassen, aber Werbefrei-Aktivisten nutzen die öffentliche Energiespardiskussion für ihr Anliegen. Wie in vielen europäischen Ländern haben sich auch im Königreich kleine, aber lautstarke Initiativen gegründet, die sich gegen Werbung auf Straßen und öffentlichen Plätzen der Städte wehren. Insbesondere digitale Werbeträger stehen im Fokus der Kritik.

Der britische Künstler und Aktivist Darren Cullen hat Aufkleber entworfen, die gleichgesinnte Aktivisten nun reihenweise auf DooH-Werbeträger von Clear Channel, JC Decaux & Co. kleben. Das Design der Sticker entspricht den offiziellen EU-Energielabels, die verpflichtend für B2C-Produkte wie Autos, TVs, Weiße Ware etc. in der EU und auch vielen anderen Märkten sind. Professionelle Produkte wie Digital Signage-Screens sind von der Auszeichnungsverpflichtung bisher ausgenommen.

Die Aktivisten-Sticker, die nun in Guerilla-Aktionen auf DooH-Stelen geklebt werden, sollen darauf hinweisen, dass die Screens Energiefresser sind und dass eine typische Outdoor-DooH-Stele jährlich so viel Energie verbraucht wie drei britische Haushalte. Der Energieverbrauch von Outdoor-Stelen hängt allerdings von einigen Faktoren und den Bauformen ab.

  • Den höchsten Energiebedarf haben freistehende, vollständig abgekapselte, klimatisierte und beidseitig mit sonnenlichttauglichen Displays ausgestattete Stelen. In der größten Ausbaustufe mit 98“-Displays, wie von JC Decaux in Manhattan verbaut, liegt der Stromverbrauch am obersten Ende der Skala.
  • In Deutschland ist der Großteil der Stelen in ÖPNV-Fahrgastunterstände integriert und ohne Klimaanlage ausgestattet. Die von Ströer und Wall bundesweit betriebenen Stelen kommen im Vergleich mit erheblich weniger Energie aus und sind teilweise auch nur einseitig mit Displays ausgestattet.

Natürlich unterscheiden sowohl Aktivisten als auch die Öffentlichkeit meistens nicht, welche Form von DooH-Stele am Straßenrand installiert ist. Auch werden die sicherheits- und infrastrukturkritischen Aufgaben von DooH-Stelen oft unterschätzt. Nicht nur die Beleuchtung für erhöhte Sicherheit an Bus- und Trambahnhaltestellen, sondern die Aufgabe als öffentlicher Touchpoint für Katastrophenhinweise, dynamische Beschilderung und digitale Hinweistafel sowie Plattform für Umwelt- und Verkehrssensoren.

Die Branche muss lernen, mehr Green-Signage-Lösungen einzusetzen, bestehende Netzwerke nachhaltiger zu betreiben und öffentlich den bevölkerungsschutzkritischen Mehrwert zu kommunizieren. Aber die aufkommende öffentliche Debatte wird Gegenwind für Digital im öffentlichen Raum erzeugen.

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