Transparente Display-Kühltüren und ein Haufen Sensoren sollten den Verkauf von gekühlten und gefrorenen Lebensmitteln im Supermarkt revolutionieren. Schon von weitem sind die großflächigen DooH-Kampagnen auf den Kühltüren zu sehen. Tritt ein Kunde in den Sensorbereich, zeigen die Kühltüren ein digitales Abbild der Produkte, ergänzt um Werbung. Sensoren in den Kühlmöbeln erfassen den aktuellen Warenbestand und die Conversion-Rate. So weit so gut in der Theorie.
Transparente Displays an Kühlschränken: It’s Cool Man – merkt aber keiner
Denn in der Praxis scheinen Cooler Screens nicht so gut zu funktionieren, wie sich Investoren und Management des Retail-Media-Anbieters erhofft hatten. Der bei weitem größte Kunde Walgreens stoppte den weiteren Rollout im Februar. Nun verklagt Cooler Screens seinen Kunden auf 200 Millionen US Dollar. Schadensersatz, wie invidis-Partner Sixteen-Nine berichtet.
Cooler Screens reichte bei einem Gericht im Bundesstaat Illinois Klage ein und behauptete, Walgreens habe eine Vereinbarung über die Einführung der Screens in rund 2.500 Filialen in den USA nicht eingehalten. Interessant ist, dass einer der Gründer von Cooler Screens fünf Jahre lang CEO von Walgreens war. Greg Wasson arbeitete mehr als drei Jahrzehnte für Walgreens und leitete das Unternehmen zwischen 2009 und 2014.
80 Mio. Funding für Cooler Screens: Durchbruch für den digitalen Kühlschrank?
Cooler Screens: Microsoft investiert in digitale Kühlschränke
Cooler Screens behauptet Medienberichten zufolge, dass die derzeitige Walgreens-Geschäftsführerin Roz Brewer die Vereinbarung mit dem Unternehmen, die herkömmlichen Glastüren im Kühlregal der Geschäfte durch transparente digitale Versionen zu ersetzen, nicht eingehalten hat.
Die Entscheidung, die Einführung dieser „Smart Doors“ zu stoppen, kostete das Start-up angeblich mehr als 200 Millionen US Dollar:
- 45 Millionen Dollar für die Herstellung und den Einbau der Türen in den ersten 700 Geschäften;
- 88 Millionen Dollar für Türen, die noch nicht installiert wurden;
- mehr als 100 Millionen Dollar für Drittanbieter.
Der Rollout hatte 2018 begonnen, wurde aber gestoppt, nachdem Roz Brewer die Führung von Walgreens übernommen hatte und die Screens vor Ort sah.
„Nach dem Besuch von Geschäften, in denen Smart Doors installiert worden waren, entschied Brewer, dass sie nicht mochte, wie sie aussahen, und verglich die Displays angeblich auf abfällige Weise mit ‚Vegas‘ „, argumentiert Cooler Screens Berichten zufolge in seiner Klage, die auch behauptet, dass Walgreens Gründe für die Kündigung des Vertrags erfunden hat.
Nachhaltigkeit verändert Geschäftsmodelle
Walgreens behauptet, es habe große technische Probleme gegeben, wie flackernde Bilder, ungenaue Bestandsanzeigen und elektrische Probleme. Nach invidis-Informationen aus dem Unternehmensumfeld ist der Strombedarf – direkt für die Screens, aber auch indirekt durch die Wärmeentwicklung und die zusätzlich notwendige Kühlleistung – sehr hoch.
Cooler Screens behauptet, dass „alte und veraltete“ Kühl- und Gefrierschränke bei Walgreens die Ursache für die Störungen waren, und behauptet, dass die mangelnde Kooperation von Walgreens den Anzeigenverkauf torpedierte.
Cooler Screens hat nach eigenen Angaben auch Displays in Kroger-Supermärkten, Giant Eagle, Chevron Tankstellen und Areas Convenience Stores sowie in Western Union Shops.
Anfang des Jahres kündigte Cooler Screens die Absicht an, über die Kühlschränke hinaus zu expandieren und Retail-Media-Screens an anderen Orten in den Geschäften anzubieten, wie zum Beispiel an Endregalen und in Apotheken – ein „One Store, One Platform“-Angebot, um „eine einzige vernetzte Plattform für In-Store-Medien und Merchandising für Einzelhändler und Marken bereitzustellen“.