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EV-DooH

Numbat ist insolvent

Vor weniger als einem Jahr konnte sich der Allgäuer EV-DooH Anbieter Numbat in einer Finanzierungsrunde noch 140 Millionen Euro neues Kapital sichern. Nun rettet sich Numbat unter den Schutzschirm eines Insolvenzverfahrens. Der Business Case Ladeinfrastruktur kombiniert mit DooH bleibt schwierig – wegen der schleppenden Marktlage, langer Baugenehmigungsverfahren und hausgemachter Probleme.
Numbat hatte erst Anfang 2023 den Roll-out seiner Ladesäulen mit DooH-Screens gestartet - jetzt ist das Unternehmen insolvent. (Foto: Numbat)
Numbat hatte erst Anfang 2023 den Roll-out seiner Ladesäulen mit DooH-Screens gestartet – jetzt ist das Unternehmen insolvent. (Foto: Numbat)

Fast im Monatstakt meldete Numbat in den vergangenen Monaten neue Standort-Kooperationen mit Bundesweit-tätigen Supermarktketten und Baumärkten, wie Norma, Feneberg oder Hagebau. Doch der Plan, kurzfristig Hunderte von Schnellladesäulen mit DooH-Screens aufzustellen, scheint erstmal gescheitert. Überraschend rettet sich der bayerische EV-Ladeinfrastrukturbetreiber Numbat unter den Rettungsschirm eines Insolvenzverfahrens. „Wir haben große Anstrengungen unternommen, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, doch hat sich dies aufgrund der Marktlage und technischer Herausforderungen in der verfügbaren Zeit nicht realisieren lassen“, so Martin Schall, Numbat-CEO und Co-Founder.

Wie in einem Schutzschirmverfahren üblich, werden ersteinmal alle Services und Dienste von Numbat, wie das Laden von Elektroautos oder die Nutzung der Werbescreens weiterlaufen. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Robert Saam werden die strategischen Optionen und Chancen für die Numbat GmbH neu analysiert und bewertet.

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Zu geringe Auslastung der Schnellladesäulen

Laut Mitteilung des Unternehmens ist die Nutzung der EV-Schnellladesäulen weiterhin noch zu gering, um perspektivisch profitabel am Markt zu agieren. DooH-Einnahmen über die in den Schnellladern integrierten DooH-Screens waren immer nur als zusätzlicher Umsatzkanal geplant – der Hauptumsatz muss mit EV-Ladevorgängen erfolgen.

Offensichtlich konnte Numbat bisher nicht über die im Herbst 2023 eingesammelten 140 Millionen Euro verfügen. Denn die Kapitalrunde war nach Angaben des Unternehmens für eine dedizierte Projektgesellschaft vorgesehen und speziell für die Ausstattung mit Schnellladern sowie deren Installation gedacht.

Neben dem fehlenden Lade- und Werbeumsatz hatte Numbat in den vergangenen Monaten auch mit technischen Herausforderungen zu kämpfen, die der Anbieter nicht zeitnah in den Griff bekam. Auch verzögerten sich die Genehmigungsprozesse bezüglich Baugenehmigungen und weiteren Beantragungen – der Roll-out der Schnelllader konnte nicht in der geplanten Zeit durchgeführt werden.

Schnellladesäulen und DooH bleiben schwieriger Business Case

Nicht nur Numbat kämpft mit niedriger Auslastung der extrem teuren Ladeninfrastruktur und vergleichsweise geringen DooH-Werbeeinnahmen. Der Interessenkonflikt ist systemimmanent. Denn EV-Ladesäulen primär auf Parkplätzen zu installieren, ist in Bezug auf die DooH-Reichweite nicht immer optimal.

Zusätzliche Herausforderung war, dass Numbat das Geschäftsmodell EV-DooH auch auf dem Land etablieren wollte, dort wo DooH-Screens bisher wenig bis gar nicht vertreten sind und es an ausreichend vermarktbarer Reichweite fehlt.

Viele Ladeinfrastruktur-Anbieter mit Pufferbatterie suchen ihren Glück mit Trading an der Strombörse – günstiger Einkauf von Strom in nachfrageschwachen Zeiten und teurer Verkauf zurück in das Netz bei hoher Nachfrage. Doch die Preise an den Strombörsen sind hochvolatil und sinken wieder (zum Hintergrund-Artikel von Eon).

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EV-Charging bleibt abhängig von Fördermodellen

Das Insolvenzverfahren muss nicht das Ende von Numbat bedeuten, aber der Business Case DooH und EV-Charging bleibt auf absehbare Zeit schwierig. Marktbegleiter Jolt aus München setzt auf eine Mischung von extern-entwickelten Schnellladern ohne DooH-Screens und selbstentwickelten EV-Ladern mit Displays, um das Invest auf das Standortpotenzial anzupassen. Die Branche ist zur Zeit noch von staatlichen Förderungen abhängig, die mal mehr mal weniger zuverlässig fließen.

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