Die Messe ISE 2025 ist gelesen – und was für ein Wälzer ist es geworden. Das Redaktions- und Analystenteam von invidis, bestehend aus Balthasar Mayer, Antonia Hamberger, Florian Rotberg und Stefan Schieker, hat Zehntausende Schritte auf dem Showfloor absolviert und zahllose Gespräche geführt – um ein Gefühl für die Trends des Jahres 2025 zu bekommen. Hier sind unsere Top10 der Digital Signage-Trends, die die ISE geprägt haben und das Jahr 2025 prägen werden.
1. AI im Maschinenraum
Die Integration von AI und Digital Signage-Software schreitet unaufhaltsam voran. Zwar wurden sie nicht groß beworben; doch im Gespräch stellte sich heraus, dass Anbieter stetig an AI-Features für ihre Signage-Anwendungen arbeiten.
Vorn mit dabei sind die RDM-Experten von SignageOS, die mittels KI Netzwerke überwachen und steuern. Bei Samsung läuft das Device Management von Smartthings Pro und VXT teilweise über KI. Unternehmen wie Intuiface und Livesignage entwickeln Apps, die entweder durch ChatGPT-Schnittstelle oder eigens trainierte Sprachmodelle die Content Creation ein Stück weit automatisieren.
BOE demonstrierte auf seinem Stand eine Software, die mittels AI alte Video- und Audiomaterialien restauriert. Diese Software soll unabhängig von der Hardware angeboten werden.
![Video Restoration AI Software bei BOE (Foto: invidis)](https://invidis.de/wp-content/uploads/2025/02/2025-02-ise25-boe-9.jpeg)
Apropos Hardware. Auch in diesem Bereich spielt KI eine immer wichtigere Rolle, zum Beispiel in der Rolle von hoch performanten NPU-Chips, die ganz neue AI-Anwendungen ermöglichen – wie sie zum Beispiel Brightsign in seiner neuesten Mediaplayer-Generation, der XC5-Serie, verbaut hat.
Sieht man von den Produkten ab, arbeiten die meisten Unternehmen sowieso schon mit KI. Im Customer Service und bei internen Knowledge Bases ist sie beispielsweise schon stark etabliert.
2. AI on the Screen
Doch auch nach außen war AI präsent. Denn die künstliche Intelligenz bringt Schwung in die Content Creation. Nicht nur dass Templates erstellt und Content angepasst werden kann – auch High-Quality-Content profitiert von AI.
Beim Dynascan-Stand war auf allen Screens KI-generierter Content zu sehen. PPDS erweckte Kunstwerke aus Rijksmuseum in Amsterdam mit AI zum Leben, und bei LG konnten Besucher ein KI-generiertes Portrait direkt auf die große Kinetic-LED-Wall senden (Link zu Video-Aufnahme).
- LG-Wall mit AI-Interaktion (Foto: invidis)
- AI-Artwork von Refik Anadol bei Absen (Foto: invidis)
Richtig große AI-Kunst gab es bei Absen zu sehen. Der LED-Hersteller zeigte auf einer LED-Wall mit 4,2 mal 6 Metern das AI-Data-Kunstwerk „California Landscapes“ von Refik Anadol. Im invidis-Gespräch gab der Hersteller an, dass viele Standbesucher in erster Linie kamen, um den Content zu sehen – ein Novum für die Unternehmen, die sonst eher von technischen Highlights getrieben sind.
3. The Rise of E-Paper
Es war schon vor der Messe klar: E-Paper-Displays waren eines der ganz heißen Themen der ISE. Nahezu jeder Hersteller zeigte eine E-Paper-Variante, vor denen sich Zuschauertrauben bildeten. Bei Samsung waren auf dem Stand ein Drittel aller gezeigten Displays E-Paper-Varianten.
- E-Paper-Displays auf dem PPDS-Stand (Foto: invidis)
- Das Sharp A0-E-Paper auf der ISE (Foto: invidis)
- DK-Serie von Dynascan auf der ISE mit E-Paper-Panel kombiniert (Foto: invidis)
- E-Paper-Displays auf Samsungs ISE-Stand (Foto: invidis)
Neu waren unter anderem 75-Zoll-E-Paper-Displays für den Außeneinsatz. Doch von den neuen Produkten waren wenige bereits marktreif. Auch mit dem Content für E-Paper-Screens müssen die Hersteller noch umgehen lernen.
Erwähnenswert: Sharp nutzt für seine E-Paper-Displays die Din A-Formate, um das E-Paper als Komplementärtechnologie und Ersatz für Papier zu positionieren.
Ebenfalls hervorzuheben: Die Dominanz des E-Paper-Panelherstellers E Ink. Jeder nutzt dessen Technologien, in erster Linie die Lösungen Spectra 6 sowie Kaleido für den Außeneinsatz; dennoch schafft es jeder Anbieter, den Displays seinen eigenen Twist zu geben.
4. Digital Signage wird soft
invidis hat bereits für Digital Signage 2025 als das Jahr der Software ausgerufen – und diese Prognose wurde auf der ISE bestätigt. Schon am Hallenplan konnte man es erkennen – es waren deutlich mehr Signage-Software-Anbieter mit einem eigenen Stand vertreten als im vergangenen Jahr.
Und auch die Hardware-Hersteller spüren, dass ohne Software nichts mehr geht. „Software ist kein Beiwerk zur Hardware mehr“, sagte Amit Chatterjee, Manager Pre-Sales Solutions Samsung. Und Martijn van der Woude, VP Global Marketing and Business Development bei PPDS, bekräftigte im Interview: „Software fängt an, die Hardware zu verkaufen.“ Fast alle Hardware-Anbieter haben nun Remote-Device-Management-Lösungen im Portfolio – in Barcelona zeigten Vestel und Sony zum ersten Mal ihre entsprechenden Produkte. Einerseits wollen die Unternehmen das komplette Paket anbieten – und natürlich durch entsprechende Abo-/Lizenzmodelle Einnahmen nach dem Display-Kauf generieren.
![Software-Präsentationen bei Hardware-Herstellern (Fotos: invidis)](https://invidis.de/wp-content/uploads/2025/02/2025-software-loesungen-ise-1.jpg)
Mehr Detailwissen zum Thema Digital Signage & Software haben wir übrigens in unser aktuelles invidis Jahrbuch gepackt, das Sie auf unserer Website herunterladen können.
5. Screens mit Tiefgang
3D-Signage, Hologramme und immersive Displays: Die Nomenklatur von Digital Signage sorgt immer wieder für Diskussionen. Fakt ist jedoch, dass Anbieter immer Produkte und Technologien mit 3D-Effekt entwickeln. Warum? Ganz einfach: weil es wirkt. Der Wow-Faktor ist und bleibt groß bei plastischen Bildern.
Daher wurden bekannte 3D-Effekte gezeigt, zum Beispiel die LED-Rotor-Displays von Hypervsn. Über-Eck-Screens mit Forced Perspective gab es auch zu sehen, aber deutlich weniger als 2024. Eine besondere Variante demonstrierte Samsung – mit einer übergroßen konkaven Eckvariante von The Wall, unterstützt von Projektoren für zusätzliche Schatteneffekte. Samsung zeigte auch ein „Holodisplay“, das mithilfe von geschliffenem Glas ein Objekt in einem bestimmten Winkel plastisch erscheinen ließ.
Eine kleine, aber feine 3D-Darstellung lieferten Ameria und Sony. Dessen Spatial Reality Display wurde dabei mit Touchfree-Technologie von Ameria kombiniert. Somit können User die optisch herausstehenden Elemente mit den Händen manipulieren.
Dass eindrucksvolle Tiefe auch mit einem guten Design realisiert werden kann, demonstrierte Solid Rental Solutions mit einer Installation, bei der mehrere Partner beteiligt waren. In Schichten angeordnete LED-Panels, kombiniert mit Scheinwerfern und Kunstnebel, erzeugten einen tollen Showcase, der auch auf Social Media fleißig geteilt wurde.
6. LED attackiert LCD-Hochburgen
Dass LED mehr und mehr Anteile vom LCD-Markt übernimmt, ist bekannt. Die Marktforscher von Futuresource erwarten, dass bis 2028 LED die Hälfte des gesamten Visual-Solutions-Markts abbilden wird.
Diesen Trend konnte man anschaulich auf den Ständen der Visual-Solutions-Hersteller betrachten. Mindestens die Hälfte der Standflächen wurden von LED bestimmt. Und überall wurden All-in-One-LED angeboten – sogar beim Projektor-Spezialisten Panasonic. Vormontierte Module und andere Features wie klappbare Screens sollen das Handling für User und Integratoren so einfach wie möglich machen.
![All-in-one-LED von Sharp (Foto: invidis)](https://invidis.de/wp-content/uploads/2025/02/2025-02-ise25-sharp-3.jpeg)
Für den Unterschied sorgen dabei die kleinen Dinge: Standfüße, Control-Boxen zum Herunterfahren der LED-Wall oder einfach eine gemeinsame Bestellnummer für alle Teile der LED-Wall.
Zusätzlich wurden LED-Anwendungen gezeigt, die immer noch als LCD-Domäne angesehen werden. Auf vielen Ständen waren LED-Totems und Pylonen in Standardgrößen zu sehen. PPDS zeigte eine LED für QSR-Menuboards, bei der auf einen LED-Controller verzichtet wurde, um die Installation zu vereinfachen.
7. Digital Signage und IOT
Die Verschmelzung von IOT und Digital Signage rückt näher – sowohl was allgemeine Sensorik-Produkte angeht als auch High-Tech-Sensoren für spezielle Anwendungen. Im vergangenen Jahr stellte Samsung das erste Mal auf im ProAV-Umfeld sein Smartthings-Ökosystem. Dieses Jahr demonstrierte der Hersteller auf seinem Stand konkret, mit welchen B2B-Sensoren Smartthings kompatibel ist.
![Präsentation des Smartthings-Pro-Ökosystems bei Samsung auf der ISE 2025 (Foto: invidis)](https://invidis.de/wp-content/uploads/2025/02/2025-02-ise25-samsung-stand-7.jpeg)
Auf der anderen Seite der Skala zeigte Spezialist Nexmosphere neue Spezialsensoren für Pick-and-Lift-Anwendungen. Neu ist auch die Integration mit der Samsung VXT-Software.
Die zunehmende Integration von Digital Signage-Software in andere Kanäle wird die Kompatibilität mit dem Internet of Things beschleunigen – und somit Digital Signage helfen, eine breite Anwenderbasis zu schaffen – vom Retail bis zum Gebäudemanagament.
8. Langlebigere Hardware
Green Signage, das große Thema der vergangenen Jahre, war an sich auf die ISE 2025 wenig präsent – durchaus aber die Einzelaspekte wie Energieeffizienz – und die Verlängerung der Lebensdauer von Displays. Selbst wenn man im Moment Umweltbewusstsein nicht auf dem ersten Platz der Prioritätenliste stehen hat: Gegen eine Senkung von Betriebs- und Anschaffungskosten hat niemand etwas. Ein Weg dafür: die Hardware länger zu nutzen.
Das unterstützen auch die Hersteller: Brightsign gibt nun fünf Jahre Garantie auf seine Mediaplayer. Die neuen Displays von Sharp sind mit OPS-PCs ausgestattet, damit sie effizient nachgerüstet werden können.
Zudem spielte Remote Device Management, welches die Lebenszeit von Displays noch einmal deutlich erhöhen kann, eine bedeutende Rolle. Fast jeder Hersteller bietet nun eine eigene RDM-Plattform an, zum Beispiel neuerdings auch Sony. Freemium-Modelle wie von PPDS sollen die Kunden motivieren, die Plattformen auch wirklich zu nutzen.
9. Transparentes Digital Signage
Transparente Screens faszinieren – auch auf der ISE. Spezialisten wie Muxwave enttäuschten nicht und brachten ihre neuesten Lösungen mit, die immer besser werden und es zunehmend schaffen, Leichtigkeit und Leuchtkraft zu verbinden. Auch der große Screen am Southern Access der Messe war tagsüber sowie am Abend aktiv und zeigte ISE-Promotions und Digital-Art-Kunstwerke.
Doch wurde auch die Herausforderung für diese Art von Screens deutlich. Denn sie müssen im Hinblick auf ihre Umgebung genau eingestellt werden. Der Southern Access Screen beispielsweise ließ es am helllichten Tag an Leuchtkraft vermissen – eine Abstimmungsunsicherheit zwischen der Fira und den technischen Spezialisten, wie invidis erfuhr.
Was den transparenten Displays noch ein wenig fehlt, sind Use Cases in Real Life. Auch hier gilt: Die Transparenz-Displays müssen perfekt in die Umgebung integriert werden, um ihr Potenzial zu entfalten.
!["Wasserfall" aus Muxwave-LED bei der Lang AG (Foto: invidis)](https://invidis.de/wp-content/uploads/2025/02/ise-2025-lang-ag.jpg)
Hier preschte die Lang AG nach vorn und kreierte den Showstopper der diesjährigen Messe: Ein Wasserfall aus transparentem Muxwave-Gewebe, kombiniert mit einer LED-Wall und physischen Requisiten. So entstand eine Dschungelszenerie, die genau den richtigen Mix von Immersion und Technik bot.
Auch andere Unternehmen hatten über passende Use Cases nachgedacht. LG löste das Problem, indem es mit Designfirmen kooperierte und seine transparente OLED in Luxusmöbel integrieren ließ. Samsung streute seine Transparenz-Produkte über den gesamten Stand, um andere Produkte zu ergänzen oder den Einsatz zum Beispiel in Museen anschaulich darzustellen.
10. Pixels in the Sky, Robots on the Ground
Wer in die Halle 8.1 der ISE kam, bekam es mit einem Zukunftsszenario zu tun. Nicht wegen der Drohnenvorführung – diese haben sich als spektakulärer Feuerwerkersatz und als Lichtshowprofis längst im Event-Business etabliert.
Etwas ungewohnter waren da Roboter und Roboterhunde, die zwischen den Ständen umherliefen, Zwei-Meter-Sprünge vollführten (Hund) und Besuchern die Hand schüttelten (Roboter). Und ISE-Managing Director Mike Blackman wurde auf der abschließenden Pressekonferenz von einem Roboterhund auf die Bühne begleitet.
Die beiden Lösungen von Unitree, die von der Lang AG auf die Messe gebracht wurden, lassen sich wie die Drohnen fernsteuern. Der Use Case für ProAV ist noch nicht sichtbar, doch bei den Drohnen war dies ebenfalls lange nicht der Fall.
![Humanoid Agent AI Avatar G1 von Unitree (Foto: invidis)](https://invidis.de/wp-content/uploads/2025/02/2025-ise-faces-bm-22.jpg)
Es ist gut, wenn die Messe Zukunftstechnologien demonstriert, um Innovationskraft und Ideenreichtum zu zeigen. Und Avatar-Funktionen wären bei den Robotern durchaus denkbar. Diese könnten virtuelle Avatare an Helpdesks ersetzen oder im Zusammenspiel mit Screens für Produkte werben. Möglich ist vieles, die ISE in fünf Jahren wird es zeigen.