Die Übernahme von Muse Content durch Vertiseit hat in der Branche keine großen Wellen geschlagen – es war eher ein logischer nächster Schritt. Muse unter der Leitung von Marco Burkhardtsmayer war lange Zeit einer der engsten Partner von Vertiseit-Tochter Grassfish, zwei Drittel seiner Projekte liefen auf Grassfish. In den vergangenen Jahren sah sich Muse jedoch mit einer harten Realität konfrontiert: Im Einzelhandel kommt es auf die Größe an. Mit einem Jahresumsatz von nur 3 Millionen Euro war Muse zu klein geworden, um sich um große Ausschreibungen im Einzelhandel zu bewerben. Die Zeiten, in denen mittelständische Integratoren große Einzelhandelsprojekte gewinnen konnten, sind vorbei.
Anstatt einen aussichtslosen Kampf zu führen, vollzog Muse eine Kehrtwende. Das Unternehmen spezialisierte sich als Grassfish-Berater, Anbieter von Instore-Audio und Content-Agentur – Bereiche, in denen Innovation und Agilität nach wie vor zählen. Marco Burkhardtsmayers Gespür für Trends zahlte sich aus: Von Live-Shopping-Streaming bis hin zu GenAI-Plattformen positionierte sich Muse an der Schnittstelle zwischen Digital Signage und Audio. Damit passte es perfekt zu Vertiseit.
Warum Audio, warum jetzt?
Johan Lind, CEO von Vertiseit, sieht Audio als die nächste Grenze im Bereich des Instore-Erlebnisses. Konkurrenten wie M-Cube, Mood Media und Radio P.O.S. sind schon lange in diesem Bereich tätig, aber Johan Lind glaubt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen großen Vorstoß gekommen ist. Seine Begründung? AI. In der Vergangenheit war Audio ein serviceintensives Handwerk, das von kuratierten Playlists und Lizenzgebühren an Rechteorganisationen wie die Gema dominiert wurde. Heute macht AI-generierte Musik diese Lizenzgebühren überflüssig, und GenAI-Messaging eröffnet neue personalisierte Erlebnisse, die höhere Margen und Skalierbarkeit ermöglichen.
Johan Lind prognostiziert, dass Audio innerhalb von fünf Jahren bis zu 20 Prozent des ARR von Vertiseit ausmachen könnte – eine kühne Behauptung, aber nicht ohne Grund. Der Audiomarkt ist fast genauso groß wie der Videomarkt, und Vertiseit verfügt bereits über einen starken Kundenstamm, an dem es Cross-Selling betreiben kann. Mit der GenAI-Expertise von Muse und der Marke Visual Art Studio setzt Vertiseit stark auf integrierte audiovisuelle Erlebnisse.
Die große Frage
Wird Vertiseit dort Erfolg haben, wo andere gescheitert sind? In der Vergangenheit war es nicht immer einfach, Audio zusammen mit Video zu verkaufen. Aber wenn AI Audio tatsächlich von einem Handwerk zu einem skalierbaren, margenstarken Geschäft macht, könnte sich das Wagnis auszahlen.



