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Digital Signage Branche Deutschland

Insolvenz von eyevis – wie geht es jetzt weiter?

Seit wenigen Tagen befindet sich eyevis im Insolvenzverfahren. Der Spezialist für LED Signage und AV-Systeme hat nun bis Ende Februar 2018 Zeit, die Firma als Ganzes oder teilweise zu retten. Eine erste Analyse.
Video Wall in der Ammoniak-Messwarte in Wittenberg (Foto: eyevis)
Video Wall in der Ammoniak-Messwarte in Wittenberg (Foto: eyevis)

Ein nationaler und internationaler Innovator aus der Branche ist in Geldnöten: Wie berichtet, haben die eyevis Gesellschaft für Projektions- und Großbildtechnik GmbH sowie die eyevis Holding GmbH am 04.12. 2017 beim Amtsgericht Tübingen einen Insolvenzantrag gestellt. Das Gericht bestellte am 05.12. 2017 Rechtsanwalt Dr. Holger Leichtle von Schultze & Braun zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Die weiteren Gesellschaften der in Reutlingen angesiedelten eyevis-Gruppe im bayerischen Odelzhausen, in Frankreich und in Spanien sind von den Insolvenzanträgen nicht betroffen.

Hersteller eyevis ist nicht irgendwer, sondern hat Technologie-Geschichte zumindest mitgeschrieben: Immer wieder machte das Unternehmen mit ausgefeilten AV-Lösungen frühzeitig auf sich aufmerksam, wie ein Blick ins Archiv zeigt. So stammten die weltweit ersten Rear Projection-Cubes mit LED-Lichtquellen von eyevis – sie wurden im Jahr 2009 vorgestellt, das zugehörige Farbmanagement-System hatte im Februar 2010 Premiere auf die ISE. Auf dieser Messe sowie weiteren wichtigen Branchentreffs war eyevis regelmäßig prominent zu sehen.

Zu den internationalen und nationalen Projekten, die mit der Technologie aus Reutlingen überzeugten, gehören Deutschlands höchst gelegener Control Room, eine Mega-Videowall für Big Data-Visualisierungen im Hochschulbereich, Installationen im Bereich der Flugsicherung, Umsetzungen in speziellen Industriezweigen und Lösungen bei Broadcastern und TV-Sendern.

Aufträge für eyevis gab es aus zahlreichen speziellen Branchen. Viele Kontrollräume in sensitiven Bereichen wie der Energieversorgung nutzen Lösungen von eyevis; auch ein Stromnetzbetreiber in Slowenien oder ein Energiedienstleister in Weißrussland. Infrastruktur- und Energieversorger aus Norwegen und Island vertrauten in der jüngeren Vergangenheit ebenso auf eyevis wie prominente Auftraggeber und Nutzer aus dem Bereich Aviation und Defense – etwa die Bundeswehr, die NATO, Airbus, die französische Armee, die Royal Air Force oder der britische Rüstungskonzern BAE Systems.

Für den High-Ender eyevis gab und gibt es demnach also zahlreiche lukrative Märkte, Großprojekte und Umsetzungen für Kundengruppen, die ein Interesse an langfristig einsetzbaren High Tech-Lösungen haben. Für das Jahr 2016 wurde ein zweistelliges Wachstum vermeldet. Zudem hat der deutsche Mittelständler mit Unilum einen großen chinesischen Partner. Dennoch hat es nicht geklappt.

Die Gründe für die Probleme dürften in der Problematik zu suchen sein, die Unternehmen oft haben, die das Projektgeschäft vorfinanzieren müssen. Das legt eine Auswertung der verfügbaren Jahresabschlüsse nahe (Update 10.12. 2017: Artikel an dieser Stelle). Außerdem hat eyevis wie jede Manufaktur das Problem, dass Groß- und Massenhersteller in den letzten Jahren verstärkt mit den Spezial-Lösungen auf den Markt kommen, die bislang allein der USP der kleinen Anbieter waren.

Wie der Insolvenverwalter mitteilte, ist die Restrukturierung bei eyevis nun schon eine Zeit lang in Gange. Zudem wird über eine große Unternehmensberatung über einen M&A-Prozess nach einem möglichen neuen Eigner gesucht. Dem Vernehmen nach soll es durchaus Interessenten geben.

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