In Amsterdam präsentiere Samsung viele spektakuläre LED-, High Brightness Displays und andere Digital Signage-Lösungen. Nur auf dem zweiten Blick waren die neuen Use-Cases und Funktionen von Flip zu erkennen. Insbesondere hinter den Kulissen – sowohl bei Samsung als auch bei vielen anderen Marktteilnehmern – wurde viel über Samsung Flip gesprochen.
Am offensichtlichsten ist die Erweiterung der Einsatzszenarien die Samsung vorsieht. Neben dem Einsatz als digitales Flipchart im mittelständischen Unternehmensumfeld wird Flip nun auch als interaktive Digital Signage-Lösung im Enterprise-Umfeld, für private Bildungsträger (Education) und im Retail positioniert.
Dafür erweitert Samsung Flip um einige Enterprise-Features. So können Flips jetzt per Remote-Management verwaltet werden (Asset-Management, Updates) und in Enterprise-Netzwerke integriert werden (Active Directory).
Auch für den Collaboration-Einsatz wird Samsung Flip weiter aufgerüstet. Samsung präsentierte auf der ISE bereits die MiraCast Funktion (Mirroring), mit der Flip-Inhalte live und wireless auf andere Intel-Player/Displays gestreamt werden können. Zusätzlich kooperiert Samsung in einigen Märkten mit dem dänischen Startup Airtame, um Flip-Mirroring auch mit iOS, Linux und andere Plattformen zu ermöglichen.
Neben klassischen Einsatzszenarien im Unternehmensalltag setzt Samsung nun auf Retail-Applikationen. Flip soll nach der Vorstellung von Samsung nun auch die Interaktivität in den Einzelhandel bringen. Mit einer einfachen, leicht zu bespielbaren Digital-Plattform. Auf der einen Seite will man analoge Flipcharts ersetzen, so wie sie heute noch zu tausenden in Mobilfunkshops stehen. Mit MediaSaturn hat man auch schon erste Erfahrungen sammeln können. Über 400 Flips stehen an den Eingängen der Consumer Electronic Fachmärkte bundesweit. Die Touchfunktion wird dazu deaktiviert – großer Vorteil: Inhalte werden wie bei Digital Signage zentral gepflegt, die lokalen Stores können nur noch den Preis anpassen. invidis hatte bereits darüber berichtet – mit dem abgestuften Contentmanagement-Konzept macht der Einsatz von Flip vom PoS Sinn, auch wenn wir den Standard-Standfuß für den Einsatz am Point of Sale weiterhin für optisch ungeeignet halten.
Zum Thema Standfuß gab es in den ISE-Hallen ein großes Angebot zu sehen. Nicht nur bei klassischen Spezialisten wie Peerless-AV sondern auch bei der Lang AG. Die Rheinländer zeigten sich dieses Jahr beim Thema Flip besonders kreativ. Highlight war die lederbezogene Edel-Flip Ausführung für das Chefbüro oder die Kanzlei. Zusätzlich zeigte Lang auch noch den batteriebetriebenen FlipUp-E. Mit einer Laufzeit bis zu sechs Stunden soll der eFlip kabellos in Huddle Cornern, Küchen oder anderen Orten in hippen Agenturen und Start-ups benutzt werden können.
Zusätzlich sieht Samsung viel Flip-Potential in bisher mit klassischen Touchscreens bespielte Retail-Szenarien. So war am ISE-Stand ein interaktives Informationsdisplay auf Flip-Basis im Autohandel zu sehen. Natürlich sind Flip-basierte Touchpoints performanceseitig mit der SoC-Plattform limitiert – aber Samsung sieht ein großes Potential insbesondere bei interaktiven Standardanwendungen.
Aber auch als digitaler Kundenstopper hofft Samsung den Flip zu positionieren. Mit einem hölzernen Standfuß versehen und Digital Signage Content in Kreideoptik (siehe invidis Bericht) sollen Flips zukünftig auch bei Coffee-Shops, Poke Bowl Restaurants und Juice Bars zum Einsatz kommen.
Überraschend verzichtete Samsung darauf Flip in weiteren Diagonalen auf der ISE zu präsentieren. Denn bereits auf der Infocomm 2018 in Las Vegas zeigten die Koreaner Prototypen mit zusätzlichen Bildschirm-Diagonalen jenseits des 55“ Flip Standardformats.
invidis Kommentar
Samsung setzt große Hoffnung auf den Überraschungserfolg Flip. Der Product Launch lief sehr erfolgreich, auch weil der Preispunkt auch kleinere Unternehmen attraktiv ist. Natürlich hat Samsung auch eine bisher im Digital Signage-Markt nicht gekannte Marketing-Kampagne ausgerollt. Mit Oliver Kahn an der Spitze – der auch in Amsterdam bei Samsung auftrat und u.a. in einem Abendevent die besten Samsung-Partner persönlich auszeichnete (siehe invidis-Bericht).
Es scheint so als ob es Samsung gelingt, mit dem Flip eine neue Produkt-Kategorie einzuführen. Das interaktive digitale Flipchart als Einstiegslösung in den Touch- und Collaboration-Markt. Ob es gelingt bleibt abzuwarten. Die Wettbewerber nehmen die neue Produktkategorie ernst und zeigten auf der ISE offen oder in Hinterzimmern Flip-Alikes die im kommenden Jahr auf den Markt kommen sollen.