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eMobility und Retail

Laden vor dem Laden

Immer mehr Einzelhändler und Gastronomen bieten Ladesäulen für Elektrofahrzeuge in der Hoffnung Kunden und Gäste anzuziehen und sie zu einer langen Aufenthaltsdauer zu bewegen. Während die Refinanzierung der Ladeinfrastruktur durch DooH-Displays in Europa am Strompreis scheitert, setzen Händler und Gastronomen weltweit auf kostenlosen Lade-Service.
Schnellladesäulen bei McDonalds (Foto: McD)
Schnellladesäulen bei McDonalds (Foto: McD)

Die Idee ist simpel: Elektrofahrzeuge benötigen mindestens eine halbe Stunde um die Reichweite der Batterie wieder spürbar zu erhöhen. Eine lange Verweildauer die sinnvoll genutzt werden möchte. Einzelhändler und Gastronomen hoffen mit Lademöglichkeiten neue Kunden und Gäste anzulocken die während der Ladezeit ausgiebig einkaufen oder essen.

Die Praxis – ist wie so oft – viel komplexer. Erdarbeiten und Installation von Ladesäulen sind teuer – von einer niedrigen fünfstelligen Summe für eine langsame AC-Säule bis zu fast sechsstelligen Kosten für eine DC-Schnellladesäule mit dynamischen Lastmanagement.

McDonalds und Partner EWE Go planen 1.000 Schnellladesäulen bis 2025 - auch in München ist es bald soweit (Foto: invidis)
McDonalds und Partner EWE Go planen 1.000 Schnellladesäulen bis 2025 – auch in München ist es bald soweit (Foto: invidis)

Während zu Beginn der Elektromobilität einfache Ladesäulen mit 11-22kW Leistung völlig ausreichten, sind heute High Power Charger (HPC) gefragt um die großen Batterien der neuen E-Fahrzeuge in akzeptabler Zeit aufzuladen.

Ob Baumärkte oder der Lebensmitteleinzelhandel, bundesweit werden Ladepunkte auf Parkplätzen installiert. McDonalds meldet diese Woche eine Kooperation mit dem Energieversorger EWE Go. Über 1.000 neue Standorte mit 150kW-Schnellladestationen sollen bis 2025 ausgerollt werden – ausschließlich versorgt mit Ökostrom. Während McDonalds den Platz und die Frequenz zur Verfügung stellt, kümmert sich der Energieversorger um die Finanzierung, Installation und Betrieb. Burger-Kunden werden somit zur Kasse gebeten, um ihr Elektrofahrzeug an HPC-Ladepunkte aufzuladen.

Kaufland/Lidl verfolgt eine andere Strategie: hier bleibt das Laden an langsamen AC-Säulen an perspektivisch 3.000 Ladesäulen kostenlos. Lade-Kunden sollen ausgiebig in den angeschlossenen Märkte einkaufen während die Batterie lädt. Auch Aldi, Rewe & Co bauen auf Ladeninfrastruktur vor den Supermärkten, teilweise kostenlos aber auch kostenpflichtig an Schnellladesäule von Partnern.

Die Hoffnung einer Refinanzierung mit DooH und Digital Signage Geschäftsmodellen ist in Europa gescheitert. Langwierige Genehmigungsverfahren, teure Erdarbeiten und 4-6 x teure Strompreise im Vergleich zu den USA lassen eine Refinanzierung nicht zu. Trotzdem kommt Bewegung in Elektromobilitätsinfrastruktur und Pricing vor Einzelhandelsfilialen und Schnellrestaurants.

Aral Mobility Hub in Berlin (Foto: Aral)
Aral Mobility Hub in Berlin (Foto: Aral)

Auch die Mineralölkonzerne haben das Thema lange Aufenthaltsdauer und Convenience für sich entdeckt. Aral, Shell & Co installieren Schnelllader direkt neben klassischen Tanksäulen und entwickeln Lounge-Konzepte die den Aufenthalt während des Ladevorgangs angenehmer machen sollen.

Ähnlich agiert auch der Elektro-Scooter Vermieter Tier der seit neustem die Akkus der Scooter bei angeschlossenen Einzelhandelspartnern durch Kunden tauschen lässt. Die Ladestationen stehen im lokalen Einzelhandel oder der Gastronomie. Gerät ein Nutzer an einen Roller mit niedrigem Akkustand, bittet das Unternehmen ihn über seine Vermiet-App, zu einem Partnerunternehmen mit Lademöglichkeit zu fahren. Dort tauscht der Tier-Kunde die Batterie aus und erhält als Gegenleistung Freiminuten.

Der Ansatz ähnelt sich – Elektromobilität benötigt Ladepunkte in zentralen Lagen um Nutzer zu erreichen. Dort ist der Einzelhandel und Restaurants seit Jahrzehnten vertreten. Auf der Suche nach neuen Frequenztreibern und zusätzlichen Serviceangeboten ergänzen sich die Partner gut. Großformatige Screens in Form von Digital Signage und DooH können dabei eine attraktive Ergänzung sein, den Business Case können sie aber nicht entscheidend verbessern.

Aral Mobility Hub in Berlin (Foto: Aral)
Aral Mobility Hub in Berlin (Foto: Aral)

Aral eröffnet ersten „Mobility Hub“ in Berlin – Ultraschnelles Laden, Sharing-Optionen und Akku-Wechselstation

Eine Aral-Station im Berliner Zentrum dient als Testfeld für die Tankstelle der Zukunft – Verbindung verschiedener Verkehrsoptionen und Dienstleistungen zu einem Mobilitätsknotenpunkt – Microgrid ermöglicht ultraschnelles Laden bei geringerer Netzkapazität

Der deutsche Marktführer im Tankstellengeschäft Aral betreibt seit Oktober den ersten „Mobility Hub“ im Zentrum von Berlin. Die multifunktionale Station an der Holzmarktstraße dient als Testfeld für die sich verändernden Kundenbedürfnisse in punkto Mobilität. Neben dem klassischen Kraftstoff-Angebot und einem REWE To Go-Shop setzt Aral mit der ersten Stufe eines sogenannten „Microgrid“ aus Ladesäule und Batterie neue Maßstäbe bei den Ladeoptionen für Elektrofahrzeuge in Ballungszentren. In Kooperation mit verschiedenen Sharing- und Mobilitätsanbietern, einem Akku-Wechselautomaten sowie der Anknüpfung an den ÖPNV wird die Aral Station außerdem zu einem Umsteigeplatz für verschiedene Verkehrsträger. Damit entspricht sie in ersten Ansätzen dem Zukunftsmodell der Großstadttankstelle, das Aral im Rahmen der Studie „Tankstelle der Zukunft“ im letzten Jahr präsentiert hatte.

An der Aral Station stehen eine ganze Bandbreite CO2-sparender Mobilitätsoptionen zur Verfügung. Möglich wird das unter anderem durch die Integration eines Jelbi-Standortes der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Dort reicht das Angebot für die Kunden von verschiedenen Car Sharing-Optionen über E-Scooter und E-Roller bis hin zum Bike Sharing.

Für eigene E-Bikes, Lastenräder oder elektrische Kleinfahrzeuge hält ein Swobbee Akkuwechselautomat Lademöglichkeiten bereit. Er ermöglicht den Verkehrsteilnehmern ihre Akkus mit niedrigem Ladestand innerhalb von 30 Sekunden gegen voll aufgeladene auszutauschen.

Im Herzen der Metropole Berlin zwischen Alexanderplatz und Ostbahnhof zählt auch eine optimale Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr zu den Anforderungen an den Aral „Mobility Hub“. Durch den Anschluss an jeweils vier S-Bahn- und Buslinien sowie an die U-Bahn werden diese erfüllt.

Das technologische Herzstück des Aral „Mobility Hub“ sind die beiden neuen Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die der Mineralölkonzern in Eigenregie betreibt. Sie können an der Station mit einer Leistung von bis zu 320 kW kompatible Elektrofahrzeuge laden. Das Besondere: Dieser Standort wurde nicht wie sonst in dieser Leistungsklasse üblich an das Mittelspannungsnetz angeschlossen. Stattdessen wird die benötigte hohe Ladeleistung durch eine lokale Batterie bereitgestellt, die sich auflädt, wenn gerade kein Elektrofahrzeug angeschlossen ist. Zusätzlich kann in Zukunft am Standort selbständig Strom erzeugt werden, um sich autark zu versorgen. Dabei handelt es sich um die erste Ausbaustufe eines sogenannten Microgrid. Mit dieser Technologie kann Aral auch dort ultraschnelles Laden anbieten, wo durch das lokale Stromnetz die technischen oder kommerziellen Voraussetzungen nicht gegeben sind. Aral erprobt erstmals deren Praxistauglichkeit.

Angebotsvielfalt für Kunden an der Aral Station

  • Aral Station mit REWE To Go Shop
  • Akkuwechselautomat für E-Bikes, Lastenräder und Kleinfahrzeuge (Swobbee)
  • Carsharing (Miles, Cambio & Greenwheels)
  • E-Scooter Sharing (Tier)  –  E-Scooter Sharing (Emmy)  –  Bikesharing (Nextbike)
  • Aral UFC-Ladesäule (zwei Ladepunkte)
  • Anbindung an den ÖPNV (S-Bahn/U-Bahn/Bus)
  • DHL Paketstation
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