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invidis Interview

„In der Krise brauchen Menschen Zuversicht“

Farbe und Humor gegen Lockdown-Frust – Die „Es ist Okay“-Kampagne des gleichnamigen Kreativ-Kollektivs soll Menschen dazu anregen, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Wir sprachen mit der Initiatorin des Projektes Kreativdirektorin Lisa Gumprich über Corona-Depressionen und warum wir alle etwas Leichtigkeit im tristen Lockdown-Alltag brauchen können.
Die Berliner Kreativdirektorin und Initiatorin der „Es ist Okay“-Kampagne Lisa Gumprich (Foto: Maximilian König / https://www.maximilian-koenig.com)
Die Berliner Kreativdirektorin und Initiatorin der „Es ist Okay“-Kampagne Lisa Gumprich (Foto: Maximilian König / https://www.maximilian-koenig.com)

Seit Februar zeigt Außenwerber Wall eine ganz besondere Kampagne auf seinen DooH-Flächen: „Es ist Okay“ wirbt nicht etwa für ein Produkt, sondern soll schlicht die Menschen dazu ermutigen, sich den Stress in der Krise nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Nach dem Launch in Hamburg und Berlin sind die Motive inzwischen auch in Köln, Düsseldorf, Dortmund, Mannheim und Wiesbaden zu sehen.

Entwickelt wurde die Mutmach-Kampagne von einem Kreativ-Kollektiv aus Berlin und München rund um Lisa Gumprich. invidis sprach mit der Kreativdirektorin und Designerin über die Initiative:

Wie kam es zur Idee, die „Es is Okay“-Kampagne zu starten?
Es war Ende 2020. Wir hatten fast ein Jahr Pandemie hinter uns und ich bekam mit, wie selbst die positivsten Menschen einfach nicht mehr konnten. Durchhalten ist anstrengend. Dabei ist mir aufgefallen, dass trotz dieser Müdigkeit und obwohl man sich schon so lange an die Regeln hält, die Menschen weiterhin auch sehr streng mit sich selbst sind. Die Leute wollen funktionieren wie vor Corona. Auch ich musste lernen und akzeptieren, dass eben nicht alles immer so klappt wie ich es mir wünsche. Diese Erkenntnis hat etwas in mir ausgelöst – und ich kam auf die Idee zu „Es ist Okay“.

Als Designerin wollte ich einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und gerade im Winter etwas Farbe und Leichtigkeit in unsere Umgebung bringen. Zudem weiß ich: Egal wie schwierig und hoffnungslos Situationen erscheinen, am Ende bleibt mir immer mein Humor. Die soziale Kampagne sagt dir, dass es okay ist, sich traurig, schwach und hilflos zu fühlen. Sie reicht dir die Hand, um Danke zu sagen. Danke, dass du dein Bestes gibst und weitermachst. Und das gelingt ihr mit Farbenfreude und dem eben nötigen Quäntchen Humor.

Gab es bereits Feedback zur Kampagne?
Ja, es gibt sehr viel positives Feedback. Die Resonanz auf die Kampagne habe ich nicht erwartet. So viele Menschen haben sich gemeldet und bedankt. Natürlich gibt es auch immer Gegenstimmen, aber das ist normal. Auch hier gehe ich gerne in den Austausch. Interessant wäre es aber, auch Feedback von der Politik zu erhalten und ich würde mich hier freuen, in eine Zusammenarbeit zu kommen. Auch viele Stimmen haben mir geschrieben, dass sie sich mehr positiven Zuspruch auf politischer Ebene wünschen würden.

Wer unterstützt das Projekt?
Die Firma Wall sponsort ihre Außenflächen für die Kampagne weiterhin bis Ende April innerhalb Deutschlands und es gibt kleinere Kooperationen mit Online-Blogs und Printmagazinen. Die Kampagne funktioniert aber ganzheitlich. Wir sind auch online präsent und tun alles dafür, die Menschen auf allen Kanälen abzuholen. Es wäre toll, wenn wir noch Ads schalten könnten, um im Netz noch mehr Menschen zu erreichen. Wir sind zuhause ja schließlich auch Dauer-online.

Ist das Projekt mit der DooH-Kampagne abgeschlossen oder gibt es Pläne für die Zukunft?
Im Gegenteil. Das Projekt ist nicht abgeschlossen, es fühlt sich mehr nach einem Beginn an. Ich bin in Gesprächen mit unterschiedlichen Kooperationen und entwickle weitere Vorhaben. Denn ‚Es ist Okay‘ ist mehr als nur eine Kampagne, es schafft Raum für Gespräche und Gefühle. Und gerade solche Räume sind es ja, nach denen wir uns alle sehnen.

Corona hat uns klar aufgezeigt, dass wir verwundbar sind. Die Pandemie zeigt uns, welche gesellschaftlichen Probleme wir angehen müssen und das können wir nur gemeinsam schaffen. Wenn wir uns emotional öffnen für andere und uns selbst, können wir wieder näher zusammenrücken.

„Es ist Okay“-Kampagne: Mit DooH gegen Corona-Depression