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"Nachhaltigkeit ist noch ein Modewort"

München | Der B2B-Bereich hinkt B2C in Sachen nachhaltiges Mindset hinterher: Was in der Digital Signage-Branche passieren muss, fragte Florian Rotberg diejenigen, für die Green Signage bereits Business Critical ist.
Von links: Philipp Gude, Gude Systems; Christof Böhm, Sharp/NEC; Theresa Kirchweger, Umdasch The Store Makers, Florian Rotberg, invidis (Foto: invidis)
Von links: Philipp Gude, Gude Systems; Christof Böhm, Sharp/NEC; Theresa Kirchweger, Umdasch The Store Makers, Florian Rotberg, invidis (Foto: invidis)

Ist Green Signage bereits geschäftskritisch? In München zeigten sich die Experten eher pessimistisch. Auch wenn Nachhaltigkeit es inzwischen auf die Agenden von C-Level-Führungskräften geschafft hat, hinkt die Digital Signage-Branche den Bedürfnissen vieler Großkunden immer noch hinterher. Was getan werden kann und muss, diskutierte Florian Rotberg von invidis mit Branchenvertretern im Panel „Repair, Reuse, Refurbish – Reinventing the Hardware Lifecycle“.

Das Ablaufdatum verschieben

„16 Kilogramm Elektroschrott pro Kopf fallen in Europa jährlich an“, klärte Christof Böhm auf, Senior Vice President Engineering bei Sharp/NEC. Die meisten Hersteller verkaufen trotzdem lieber neue Hardware, als alte wieder aufzubereiten. Doch allmählich zeigen Kunden Interesse, wenn es darum geht, die Lebensdauer von Displays, Projektoren und LEDs zu verlängern. Christof Böhm bestätigte, dass sich das Mindset auf der Käuferseite verändert habe. Bei Sharp/NEC versuche man, dem Kundenwunsch durch nachhaltigeres Design entgegenzukommen: mit Metall statt Plastik und Schrauben statt Kleber, um Reparaturen zu ermöglichen.

Nachhaltigkeit: Sharp NEC ist Green Signage Vorbild

Während in der Branche meist vom Stromverbrauch die Rede ist, liegt auch in der Wartung von Hardware noch viel ungenutztes Potenzial, sagte Florian Rotberg. Ein wichtiger Schritt, den Sharp/NEC geleistet hat, ist laut Christof Böhm das globale Service-Programm. Defekte Screens müssen somit für die Wartung nicht mehr um die Welt geschickt werden. Ein Umfeld, das die Lebensdauer von Screens besonders herausfordert, sind U-Bahnhöfe. Aufgrund des Metallstaubs, der Menschenmengen und der Hitze müssen elektronische Geräte hier besonders viel aushalten, sagt Christof Böhm. Im Londoner Untergrund, wo auch Sharp/NEC-Screens hängen, helfe beispielsweise der Einsatz von Sensoren, die erkennen, wann Filter ausgetauscht werden müssen. Florian Rotberg weist auf eine weitere Strategie hin: „Es muss einen unabhängigen Akteur geben, der die verbleibende Lebensdauer von Displays analysiert, um sie für verschiedene Anwendungsbereiche weiterverkaufen zu können.“ Man könne Screens schließlich auch nach den üblichen drei Jahren weiterverwenden.

Der Green Store denkt „digital zuerst“

Wie Nachhaltigkeit auf Seite der Integratoren aussehen kann, fragte Florian Rotberg die Sustainability-Managerin von Umdasch, Theresa Kirchweger. „Um energieeffizientere und nachhaltigere Ladenkonzepte zu entwickeln, muss man bei den digitalen Konzepten ansetzen, nicht umgekehrt“, erklärt sie im Panel. In der DACH-Region zeige sich der Zero-Waste-Trend vor allem im LEH. Hier setzt Umdasch für seine Kunden vermehrt Liquid Dispenser am POS ein. Trend ist hier jedoch das Schlagwort, räumt Theresa Kirchweger ein: „Nachhaltigkeit ist immer noch ein Modewort – ein Ziel, das jeder anstrebt, und kein geschäftskritischer Teil.“ Green Signage muss also Business Critical werden.

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Offensichtliches Defizit

Natürlich kam im Panel auch der Stromverbrauch auf den Tisch. Philipp Gude, CSO von Gude Systems, will auf ein offensichtliches Defizit der Branche aufmerksam machen: „Schalten Sie Ihr Licht nachts ab? Warum machen wir das nicht mit Digital Signage?“ Würde man beispielsweise eine 38 Quadratmeter große LED-Wand nachts abschalten, könne man innerhalb eines Jahres genügend Strom einsparen, um ein Elektrofahrzeug ein Jahr lang aufzuladen. Laut Philipp Gude brauche man IP-steuerbare Infrastruktur zum Ausschalten von Displays. Bei Thema Business Critical Green Signage stimmt der Gude-CSO Theresa Kirchweger bei: „Letztendlich erhält immer noch derjenige den Zuschlag, der am billigsten ist. Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

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