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Die große CEO-Interviewserie

Wenn die großen Namen sprechen

Wer könnte einen besseren Einblick in die Entwicklung der Digital Signage-Branche geben als die ganz großen Integratoren? Wie sie mit 2023 umgegangen sind und was sie für 2024 planen, fragten wie in unserer großen CEO-Interviewserie.
invidis sprach vor der ISE mit den Führungskräften der großen Integratoren Europas (Fotos: invidis/ZetaDisplay/Econocom/Visual Art/Cancom)
invidis sprach vor der ISE mit den Führungskräften der großen Integratoren Europas (Fotos: invidis/ZetaDisplay/Econocom/Visual Art/Cancom)

Ab morgen liegt unser ganzer Fokus auf der ISE. Um ein Gefühl zu bekommen, was die Kunden und Endkunden gerade beschäftigt, sprachen wir letzte Woche mit den größten (pan)europäischen Digital Signage-Integratoren. Wir fragten die Führungskräfte nach ihrem persönlichen Fazit für 2023 und ihren Plänen für 2024. Nicht alle waren mit 2023 zufrieden – in Q4 jedoch wandte sich das Blatt für den ein oder anderen.

Allgemein war 2023 ein eher schwaches Jahr für die Digital Signage-Branche: Die allgemeine Wachstumsrate blieb hinter den Erwartungen zurück. Das bedeutete, dass einige der großen Integratoren ihr Geschäft in der zweiten Jahreshälfte strategisch neu ausrichteten, um sich dem veränderten Klima anzupassen. Während einige Sektoren einen immensen Aufschwung erlebten – wie zum Beispiel Retail Media -, entwickelten sich andere nicht wie erhofft, wie der Luxus-Retail.

Visual Art: Ehemaliger CEO ist zurück

Der schwedische Integrator Visual Art reagierte auf die veränderten Strukturen am Markt, indem er strategisch den Geschäftsbereich Retail Media ausbaute. Um die Expansion voranzutreiben, stellte man einen hochkarätigen Retail Media Strategist ein. Die Strategie ist in zweierlei Hinsicht interessant: Erstens handelt es sich bei dem Strategen um den ehemaligen CEO Andreas Lind, der nach seinem Ausscheiden im Jahr 2019 zu Visual Art zurückkehrt. Wie die Reaktionen auf unseren Linkedin-Beitrag zeigten, indem wir die Rekrutierung verkündeten, wurde Andreas Lind sehr positiv wieder aufgenommen.

Zweitens hat Visual Art historische Erfahrung im Bereich DooH und Retail Media. Während das DooH-Geschäft 2019 an Ocean Outdoor verkauft wurde, ist Retail Media ein wichtiger Geschäftsbereich geblieben – und der wird jetzt ausgebaut: Seit mehr als zehn Jahren ist die größte und innovativste Supermarktkette Schwedens – ICA – einer der wichtigsten Kunden von Visual Art.

Mit dem Retail-Media-Boom im Jahr 2023 ist CEO Pontus Meijer überzeugt, der neuen Nachfrage gerecht zu werden. Dabei will er sowohl von der Erfahrung des Unternehmens als auch von den nun gesteigerten Kapazitäten profitieren:

Visual Art: „Trusted Advisor für Retailer“

Stratacache: Was die Branche über Retail Media nicht versteht

Am Rande der NRF in New York sprachen wir auch mit Chris Riegel, dem CEO von Stratacache – jemandem, der sich der Feinheiten von Retail Media bewusst ist und weiß, wie sich Retail Media-Netzwerke von herkömmlichen Digital Signage- und DooH-Netzwerken unterscheiden. Chris Riegel wies darauf hin, was seiner Meinung nach in der DooH- und Digital Signage-Branche häufig fehlt: Das  Verständnis über die vielfältigen Interessen der Stakeholder im Retail-Sektor.

Chris Riegel hob auch eine weitere Konsequenz des gestiegenen Interesses an Retail Media-Netzwerken hervor: das Wiederaufleben von Retail-Analytics. Während Retailer früher zögerlich waren, riesige Summen in Analytics-Technologie zu investieren, ist dies nun zu einem entscheidenden Bestandteil für den Aufbau eines profitablen Retail Media-Netzwerks geworden.

In unserem Gespräch teilte Chris Riegel – bekannt für seine freimütigen Meinungen – auch einige interessante Bemerkungen Samsungs ehrgeizigem Sprung im Softwaregeschäft mit seiner VXT-Plattform. Und schließlich fragten wir Chris Riegel nach dem aktuellen Stand seiner Pläne zur MicroLED-Herstellung:

Chris Riegel: „Scala ist die beste Pixel-Engine in der Branche“

Zetadisplay: Branchen-fremdes Management bringt frischen Wind

Springen wir zurück nach Europa: Der schwedische Integrator Zetadisplay krempelte letztes Jahr sein komplettes Management um. Der neue CEO Anders Olin – ein Neuling in der Digital Signage-Branche – bringt einen frischen Blickwinkel in das Unternehmen ein. Er sieht Zetadisplay in einer Phase, die er als „Wachstumsumbruch“ bezeichnet. Dieser Umbruch beinhaltet die Neu-Rekrutierung einiger Managementmitglieder, die aus den unterschiedlichsten Branchen kommen. Anders Olin bringt einen stärkeren Unternehmensansatz in eine Branche, die traditionell von kleinen und mittleren Unternehmen dominiert wird.

Zetadisplay: „Wir sind gerade im Wachstumsumbruch“

M-Cube: Große Hoffnungen für 2024

Manlio Romanelli, Präsident von M-Cube, europäischer Digital Signage-Integrator mit Sitz in Italien, sprach offen über die enttäuschenden Ergebnisse, die das Geschäft in Europa im Jahr 2023 erzielte. Während die Übersee-Geschäfte gut liefen, haben viele Retail-Kunden in Europa ihre Projekte verschoben. Umso optimistischer blickt Manlio Romanelli auf das Geschäft im Jahr 2024, vor allem im Luxus-Retail-Segment.

Ein Erfolg für M-Cube im Jahr 2023 war die Erlangung der Ecovadis-Zertifizierung in Bronze. Das Unternehmen passte Prozesse an und richtete das Lösungsportfolio auf Nachhaltigkeit aus. Ein weiteres positives Ergebnis war das Wachstum bei den Digital Signage Software-Abonnements, wobei bestehende In-Store-Radio-Kunden nahtlos auf die M-Cube Digital Signage Plattform übergingen:

M-Cube: „2024 wird ein starkes Jahr“

Trison: Den Erfolg auf der sicheren Seite

Ein äußerst erfolgreiches Geschäftsjahr war 2023 für die frisch übernommene Trison: Im November kaufte der luxemburgische Investor L-Gam die Mehrheit der Anteile des größten reinen Digital Signage-Integrators Europas. Mit dem Käufer ist Alberto Caceres, CEO von Trison, überaus zufrieden: Die Investoren von L-Gam, der laut Caceres Fonds mit 1,5 Milliarden Euro verwalten, ermöglichen es Trison, die nächste Wachstumsstufe zu erreichen. Das große, Anfang vergangenen Jahres angekündigte Umsatzziel konnte Trison knacken: „Wir haben die 100-Millionen-Euro-Marke überschritten“, bestätigte Alberto Caceres gegenüber invidis.

Was dieses Umsatzwachstum befeuerte, sind einige große globale Player als Kunden – der spanische Fashion-Konzern Inditex mit den Marken Zara, Massimo Dutti und Co. ist nur einer davon. Der Ehrgeiz und Fleiß bei globalen Ausschreibungen – das mag eines von Trisons Erfolgsgeheimnissen sein. Außerdem will man mit neuen Spezial-Units, Trison Games und Trison Sports, weitere vertikale Märkte erschließen. Mit dieser Aufstellung stehen die Aussichten gut für 2024.

Trison: „Wir haben die 100-Mio-Marke überschritten“

Cancom: DACH-Marktführer geht gestärkt ins neue Jahr

Für den Marktführer in der DACH-Region war 2023 ein ähnlich bedeutendes Jahr: Cancom stärkte seine Lead-Position mit der Übernahmen der Österreicher K-Businesscom, jetzt Cancom Austria. Das IT-Systemhaus kommt damit auf einen reinen Digital Signage-Umsatz von geschätzt 60 Millionen Euro.

Cancom profitiert im Bereich Digital Signage enorm von seinem langjährigen Kundenstamm, zu dem beinahe alle relevanten Unternehmen in Deutschland gehören. Cancoms Projekte sind meist nicht Digital Signage-spezifisch, doch empfiehlt der Integrator eine Digital Signage-Anbindung an jeden seiner Kunden. So konnte man den ProAV/ Digital Signage-Umsatz in den letzten vier Jahren fast verdoppeln.

Mit der neuen Cancom Austria baute der Integrator jetzt nicht nur seine geographische Reichweite, sondern auch seine Kompetenzen noch weiter aus. Vor allem im Bereich sensor- und KI-basierte Konzepte ist man nun breiter aufgestellt.

Cancom: „Wir platzieren Digital Signage überall“

Gather/Econocom: Bis 2028 die neue Nr. 1 in Europa?

Auch das globale IT-Systemhaus Econocom fokussiert sich zunehmend auf ProAV und Digital Signage: Mit „Gather with Econocom“ gründete der Konzern eine eigene ProAV-Tochter für Europa – und das mit großem Ehrgeiz: Bis 2028 will man der neuen Unit den ProAV-Umsatz von 220 Millionen auf mehr als 400 Millionen Euro ausbauen.

Die Gründung von Gather zeigt eine breitere Entwicklung: Sie spiegelt die zunehmende Relevanz von ProAV und Digital Signage wieder. Bisher waren die beiden Segmente in den großen IT-Systemhäusern nur Randaktivitäten. Jetzt sind sie ein bedeutender Wachstumssektor.

Gather: Rebranding für Econocom ProAV-Business

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