Wenn die Digital Signage-Industrie über CMS-Software spricht, entsteht der Eindruck, alles andere wäre unwichtig. Die Hardware, die Integration – völlig nebensächlich. Gleichzeitig erwecken die endlosen Debatten über das perfekte CMS den Eindruck, es wäre alles furchtbar kompliziert.
Ja, es stimmt: Eine moderne Software-Architektur ist wichtig, Standards werden immer wichtiger und mit IT-Security muss man sich auch beschäftigen. Auf dem Digital Signage Summit Europe 2024 in München kam aber eine grundlegende Erkenntnis auf: Die Branche vergisst manchmal die grundlegenden Prinzipien, die darüber entscheiden, ob eine Softwarelösung erfolgreich ist oder nicht.
Hier sind fünf Prinzipien, die sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert haben:
Prinzip 1: Den Kunden ist es egal
Software nimmt immer mehr Raum in der Digital Signage-Wertschöpfungskette ein. Dieser Tatsache würden die meisten zustimmen. Wenn es jedoch um das CMS geht, neigen Softwareanbieter dazu, dessen Bedeutung zu überschätzen. Diese Aussage wiederholte sich während der Diskussionen auf dem DSS Europe mehrmals.
Den Kunden ist es tatsächlich egal, ob eine Lösung eine perfekt intuitive Benutzeroberfläche hat oder ihnen hunderte von Funktionen zur Verfügung stehen, die sie nie nutzen werden. Das ist natürlich eine Verallgemeinerung, aber selbst Branchenveteranen wie Andy Bohli von Imaculix oder Jeffrey Weitzman von Navori zeigten sich in München der Meinung, dass die Branche manchmal zu sehr um sich selbst kreist – vor allem wenn es um die Software geht.
Am Ende wollen die Kunden ein CMS, das funktioniert. Für viele Standard-Anwendungsfälle ist das eine Mainstream-Lösung, die genug Skalierung und ausreichend Support bietet. Oder einfach das, was ihnen ihr Integrator vorschlägt.
Prinzip 2: Digital Signage ist mehr als nur Software
Das bringt uns zum nächsten Punkt: Digital Signage besteht nicht nur aus Software. Peter Critchley von Trison UK brachte es während des DSS Europe auf den Punkt: „Wenn man die Software als Digital Signage bezeichnet, könnte man auch Papier zu einem Buch sagen.“ Ein CMS überträgt den Inhalt auf den Screen, es ist die Brücke.
Und diese Brücke muss im Einklang mit der gesamten Infrastruktur funktionieren: der Hardware, dem Betriebssystem sowie den ERP-, CRM- und anderen Backend-Systemen. Für die Software bedeutet das, dass sie dokumentierte, standardisierte APIs braucht.
Es zeigt aber auch, wie wichtig der Integrator ist: Die beste Software ist nutzlos, wenn das gesamte System nicht ordentlich funktioniert. Umgekehrt kann ein mittelmäßiges CMS seinen Dienst tun, wenn das System gut läuft.
Prinzip 3: Der Markt braucht keinen weiteren Allrounder
Unser Partner Dave Haynes vom Branchenblog Sixteen-Nine betont es immer wieder: Wenn sich eine Software nicht auf ein Gebiet spezialisiert, wird sie unter den Hunderten von Anwendungen mit breitem Angebot untergehen. Welche Player laut invidis-Marktforschung in Zukunft weiter erfolgreich sein werden, sind:
- Nischen-Spezialisten
- Vertikale Spezialisten
- Plattform-Partner
- Frictionless-Pioniere
Dies geht Hand in Hand mit dem nächsten Prinzip:
Prinzip 4: Digital Signage ist kein Markt für „One-Size-Fits-All“
Eine Digital Signage-Lösung entwickeln zu wollen, die alle User anspricht, ist die gleiche fehlerhafte Vision, die Elon Musk 2023 für X, ehemals Twitter, propagierte: eine App zu haben, mit der man das Wetter checkt, Nachrichten liest und Sushi bestellt – eine App für alles. Anstatt Begeisterung zu entfachen, wurde seine Vision von der Tech-Community schnell verworfen. Bloomberg-Analysten zum Beispiel konterten, dass niemand eine Super-App benötige (zumindest außerhalb des sehr geschützten chinesischen Marktes).
Kunden- und Projektanforderungen sind vielfältig. Dies ist einer der Gründe, warum das invidis-Beratungsteam um Marco Wassermann beschloss, den gerade gelaunchten Software Compass zu entwickeln: um jedem User und Integrator zu helfen, das beste CMS für ihren spezifischen Anwendungsfall zu finden. Deshalb bietet der Compass unter anderem ein unabhängiges Benchmarking der verschiedenen Lösungen am Markt. Für Details zum Compass haben wir einen eigenen ausführlichen Artikel verfasst:
Geschäftskritische Anwendungen, wie beispielsweise Bahn-Anzeigen, haben völlig andere Anforderungen als kleine Coffeeshop-Ketten mit begrenzten Personal-Kapazitäten. Und keiner von ihnen will oder braucht ein „Alles-in-einem-CMS“.
Prinzip 5: Größe zählt
Abgesehen von der Spezialisierung ist die Größe ein weiterer Faktor, der darüber entscheidet, ob ein CMS überlebt oder nicht. Nur mit einer ausreichend großen installierten Basis bringt man die finanziellen Mittel auf, den Tech Stack auf dem neuesten Stand halten und die Software regelmäßig zu warten.
Außerdem haben ISVs es immer schwieriger, sich gegenüber den in den Markt drängenden IT-Riesen, konsolidierten Großintegratoren und den Display-Anbietern durchzusetzen, die entweder ihre eigenen Lösungen entwickeln oder sich auf ein paar ausgewählte spezialisieren. Der Markt für Digital Signage-Software steuert auf eine Plattform-Wirtschaft zu, die dem Prinzip „The winner takes it all“ folgt – eine Wirtschaft, in der die Größe eine wichtige Rolle spielt.
Signage Software – das Jahrbuch-Thema
Software spielt immer mehr eine zentrale Rolle im gesamten Digital Signage-Ökosystem. Aus diesem Grund haben wir das Special des invidis Jahrbuchs 2024 komplett dem Thema Software gewidmet: Von KI in der Software über IT Security bis zur neuen Platform Economy: Laden Sie sich das invidis Jahrbuch kostenlos herunter und erfahren Sie alles über die Entwicklung von Digital Signage-Software.