Die Impulse gehen von Wien aus
Der österreichische Digital-Signage-Markt konzentriert sich auf die Hauptstadtregion. Es gibt international erfolgreiche Software, aber noch keine spezialisierten Integratoren.
Die Digital-Signage-Anbieter der Alpenrepublik geben sich eher zugeknöpft. Es gibt viele kleine Anbieter, die gerne unter sich bleiben, aber alle versuchen, ein Stück vom Kuchen abzubekommen.
Exporte wieder im Aufwind
Österreich kann sich nicht gänzlich von der weltwirtschaftlichen Dynamik entkoppeln. Das zeigen unter anderem die seit Mitte des Jahres 2011 stagnierenden heimischen Exporte. Im Gegensatz zum Krisenjahr 2009 konnte die Inlandsnachfrage allerdings eine Rezession abwenden. Zum Jahresbeginn 2012 kehrt die österreichische Volkswirtschaft wieder auf einen positiven Wachstumspfad zurück, der sich mit einer leicht beschleunigten internationalen Nachfrageentwicklung hoffentlich weiter verfestigen wird.
Digital Signage regional ausgerichtet
Die meisten Digital-Signage-Projekte konzentrieren sich auf den Großraum Wien, gefolgt von Salzburg. Diese regionale Konzentration resultiert in erster Linie aus Corporate-Projekten in den dort ansässigen Firmenzentralen. Aber auch die öffentliche Verwaltung investiert zunehmend in Digital Signage, allen voran Hochschulen und Stadtwerke. Der Einzelhandel läuft ebenfalls gut in Österreich. Eines der Vorzeigeprojekte der Branche ist das Projekt Flughafen Wien, wo 120 NEC-Displays an der Gepäckausgabe und weitere 250 im Rahmen zweier Kunstprojekte installiert wurden. Die meisten 2011 in Österreich eingesetzten Profi-Displays kamen allerdings von Samsung.
Integratoren kaufen Hardware in Deutschland
Auf Digital Signage spezialisierte Integratoren gibt es bislang noch nicht. Klassische ITK- oder Media-Unternehmen wie die OMEGA-Tochter Panatronic decken das Thema mit ab. Letztere kann als Kundenreferenz unter anderem ÖBB Medienwalls, H & M und EP: Electronic Partner vorweisen. Im Ranking ist Panatronic vorne, gefolgt von Kapsch und feratel. Ihre Hardware kaufen die österreichischen Integratoren gerne in Deutschland ein, wo der harte Konkurrenzkampf die Preise vergleichsweise niedrig hält.
Software und DooH
Zu den führenden Software-Anbietern in Österreich zählen Grassfish und easescreen, wobei sich ersterer mittlerweile als Nummer Zwei im deutschsprachen Raum etablieren konnte. Dem gegenüber steckt der Markt für Digitale Außenwerbung noch in den Kinderschuhen. Hier mangelt es an entsprechenden Werbebudgets und an einem nationalen Netzwerk. 80 Prozent der werberelevanten Umsätze liegen – wenig überraschend – in Wien.
KOMMENTAR: Florian Rotberg, invidis consulting
Ohne Partner ist Alles Nichts
Erst war alles Technik, dann kamen Content und Konzepte. Jetzt geht es um Integration und Vernetzung. Ecosysteme bestimmen zunehmend über den Geschäftserfolg.
Superlative machen Eindruck: die beste Software, die größte Videowall, die raffinierteste Interaktivität. All diese schönen Gimmicks sind aber nicht viel wert, wenn die Gesamtlösung nicht in die bestehende Architektur integriert ist. Vorbei ist die Zeit der abgeschlossenen Silo-Konzepte, jetzt beginnt die Ära der Vernetzung. Nur vernetzte Digital-Signage-Systeme können die aktuellen Anforderungen von Einzelhändlern, Transport-Betreibern oder Hoteliers zufriedenstellend abbilden. Sie lassen sich mit Unternehmensdatenbanken wie CRM und MIS verzahnen. Sie lassen sich interaktiv mittels Touch bedienen und verfügen über attraktive Zusatzfunktionen wie Kameras oder NFC-Reader. Sie integrieren Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Twitter und kommunizieren mit hippen Mobilfunk-Applikationen wie Shazam. Last but not least gestatten sie selbstverständlich auch eine ortsunabhängige Überwachung und Verwaltung sämtlicher Digital-Signage-Assets.
Im Einzelhandel ist derzeit viel die Rede von der „Customer Journey“ – eine „Reise für den Kunden“, die zu Hause beginnt und ihn beispielsweise über Coupons in den Laden führt. Die technische, inhaltliche und konzeptionelle Umsetzung geht in ihrer Komplexität weit über die Fachkenntnisse und Schnittstellenkompetenz klassischer IT- und Content-Anbieter hinaus. Um in diesem Zukunftsmarkt mitmischen zu können, müssen die Integratoren Kooperationen mit Spezialisten eingehen.
Solche strategisch bedeutsamen Ecosysteme wurden ehemals von den Display-Herstellern initiiert. Doch die Zeiten haben sich geändert. Inzwischen hält der Integrator selbst den Schlüssel in der Hand. Er ist es, der primär im Kontakt mit dem Kunden steht. Er ist es, der das Ecosystem nach seinen Interessen gestalten kann. Jetzt gilt es, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zu handeln – insbesondere für die Software-Anbieter. Wenn sie einen gewichtigen Teil der Wertschöpfung erbringen wollen – und der liegt für sie in der Anpassung und laufenden Betreuung, dann sollten ihnen die Integratoren und deren Ecosysteme mindestens so wichtig sein, wie ihr eigenes Produkt.