Rosig sind sie nicht, die Zeiten, die uns bevorstehen – Aber auf jeden Fall zu bewältigen. Unter diesem Motto eröffnete Florian Rotberg heute um 15 Uhr den Digital Signage Summit 2020, anstatt als ‚Europe‘ in München live aus dem ‚The Show‘-Studio in Hannover. Live-Stream statt Live-Event in der Corona-Zeit. Das Thema der Keynote: Was den Markt gerade antreibt und wohin die Reise gehen könnte.
Ein erster Blick auf die Zahlen 2019 deuteten ja eigentlich eine hervorrangedes Digital Signage-Jahr 2020 an: Der Market Share an umgesetzten Display-Units größer als 32″ wuchs global im Vergleich zu Vorjahr um 8,8% auf 6.1 Mio. Units, während der Wert sogar um 9,9% auf 16 Milliarden USD wuchs. Dabei schnitt die EMEA-Region besonders gut ab und erreichte bei den Units ein Wachstum von 16%, bzw. beim Wert 15% im Vergleich zu 2018. Zeitgleich sank allerdings die Nachfrage nach Large Format Displays (LFD) in China. In EMEA boomte das extragroße Format dagegen und wuchs um 16%. Die kleineren Märkte in BELENUX, Spanien/Portugal und Polen schrieben mit die besten Wachstumszahlen. Spitzenmärkte bleiben aber DACH, UK und die Nordics.
Die Ausblicke auf 2020 waren dementsprechend also überaus gut. Bis eben Corona im Frühjahr zuschlug und die Welt unvorhersehbar und historisch einmalig in ungeahntem Ausmaß veränderte. Die positiven Schätzungen für 2020 kehrten sich schnell in Negativ-Prognosen, eine schlimmer als die andere. Das Best-Case-Szenario dürfte glimpfliche -10% für den globalen Wirtschaftsmarkt bedeuten. Das klappt aber nur, wenn keine große zweite Virus-Welle ausbricht, der Reboot in China klappt und folgend auch weltweit und Education & Corporate wieder hochfahren können. Werden diese Vorraussetzungen nicht oder nur zum Teil erfüllt, sind Medium-Case (bis -25%) oder sogar Worst-Case-Szenarien von >-30% möglich: Es bleibt zu hoffen, dass dieser Fall nicht eintritt.
Einige Zweige der Digital Signage-Branche sind bereits wieder auf gutem Weg, andere allerdings quasi tod. Während LCD wieder hochfährt und aufgrund der hohen Nachfrage nach digitalen Lösungen für Access-Control, im Corporate-Umfeld oder für die Heimarbeit bis zum Jahresende knapp ins einstellige Plus rücken dürfte, ist der Rental&Staging-Bereich rund um Konzerte, Messen und andere Großprojekte quasi nicht mehr vorhanden. Das bedeutet auch Einbrüche für den LED-Markt, dessen Wachstum Pre-Corona noch auf rund +30% geschätzt wurde und inzwischen wohl nur noch rund +15% erreichen könnte – im Idealfall. Der Verfall des Rental&Staging trifft besonders Projektoren hart, die eigentlich gerade wieder am kommen waren und in der ersten Jahreshälfte ein dickes Minus von -60% an Umsätzen verzeichneten.
Fest steht, dass die Corona-Krise den weltweiten Markt und dementsprechend natürlich auch die Digital Signage-Branche deutlich verändern wird – oder zumidnest lang vorhergesagte Veränderungen jetzt deutlich früher eintreten werden. Die Zahl der Player wird schrumpfen, der M&A-Trend hat mit COVID-19 durch die schwierige wirtschaftliche Lage an Geschwindigkeit gewonnen. Am Ende werden deutlich mehr international agierende Großunternehmen das Parket besiedeln, die Zeit der kleinen Nischen-Unternehmen neigt sich vorerst dem Ende. Sie werden von den großen Fischen geschluckt, um das Portfolio breit zu halten. Auch die Zahl der eigenständigen nationalen Player wird sinken. Denn wer international agiert, braucht Kompetenz vor Ort und kauft sich diese entsprechend. Den Weltuntergang hat die Corona-Pandemie nicht eingeleitet – aber eine neue Ära gestartet.