Wenn Scala-CEO Chris Riegel zu einer Digitalmedien-Messe nach Deutschland kommt, muss es einen wichtigen Grund geben. Die diesjährige Dmexco wurde in der Hall 8 zur Retail-Media-Messe, und da kann der Pionier von Instore TV nicht fehlen. Die heutige Scala Tochter PRN entwickelt seit 2003 das Geschäfstmodell Retail Media mit Walmart. Vor 20 Jahren startete man mit von der Decke abgehängten Röhrenfernsehern, heute findet Retail Media sowohl auf der Fläche mit modernen Screens als auch Online statt. Walmart TV gilt bis heute als das Retail-Media-Urgestein und als umsatzstärkstes Instore Netzwerk weltweit. PRN zählt einige große Retail Netzwerke in Nordamerika und Europa zu seinen Kunden.
Scala und PRN
Auf der Dmexco war Scala erstmals mit einem großen Messestand vertreten. Mit im Gepäck hatte der Marktführer Lösungen rund um Retail und Retail Media. Sogar einen selbst entwickelten Sensor, der integriert in Scala Screens Audience Measurement ermöglicht. Im invidis Gespräch erläuterte Stratacache-CEO Chris Riegel, wie Stratacache mit Scala, PRN, Walkbase & Co. über zwei Jahrzehnte ein weltweit einmaliges Retail-Media-Lösungsportfolio entwickelt hat. Neben Supermärkten ist PRN auch in Apotheken aktiv. In Europa verfügt PRN mit der 2017 übernommenen IDklic ein Retail-Media-Kompetenzzentrum. Stratacache sieht sich bestens aufgestellt, am neuen Retail-Media-Boom in Europa zu partizipieren.
Digital Signage Branche: Stratacache-Tochter PRN kauft iDklic – auch Deutschland im Fokus
Neben Scala zeigte auch Bütema die hauseigene KI-Lösung. Der Retail-Integrator aus dem Großraum Stuttgart ist im deutschen Retail so gut vertreten wie kaum ein anderer Digital Signage-Anbieter. Mit der an Chat-GPT angebundenen, virtuellen Shopping-Assistentin Kira und den hauseigenen Digital Signage- und MERP-Plattformen sieht sich Bütema richtig aufgestellt, Einzelhandelsunternehmen sowohl instore als auch online mit einer einheitlichen Plattform zu bedienen.
DooH macht sich rar in Köln
Mit der Ausnahme von Hygh, die ihr Schaufenster-DooH-Netzwerk nun auch bei Budni ausrollen, blieb die DooH-Branche dieses Jahr der Dmexco fast geschlossen fern. Im vergangenen Jahr waren Ströer, IDOOH & Co. mit Ausstellungsflächen und Konferenzprogramm groß vertreten. Für 2023 präferierte das IDOOH und seine Mitglieder die OMR in Hamburg. Beide Digitalmessen kämpfen mit sehr unterschiedlicher Ausrichtung um die Aufmerksamkeit der Digitalbranche. Während die Dmexco als B2B-Messe positioniert ist, präsentiert sich die OMR mehr als Digitalfestival. Als Digitalfestival ist die zeitgleich zur Dmexco stattfindende Digital X konzeptioniert, die mit großem Aufwand von der Deutschen Telekom organisiert wird.
Schwarz Media wählt Ströer
Es würde der DooH-Branche gut tun, im kommenden Jahr auch auf der Dmexco wieder mehr Flagge zu zeigen. Denn die großen Einzelhandelsunternehmen mit ihren Mediatöchtern bieten das passende Umfeld. Groß vertreten war Schwarz Media (Lidl und Kaufland) die im Rahmen der Dmexco ihre Vertriebspartnerschaft mit Ströer bekannt gaben. Aber auch Obi, Rewe, Douglas und Otto waren mit großen Ständen in Köln vertreten.
Neben den Ausstellungen ist das breite Konferenzprogramm mit Bühnen und Master Classes der Grund, die Dmexco zu besuchen.
Extreme Dynamik im Retail Media
„Retail Media ist eine Welle, die gerade noch am Anfang steht, aber den Markt in den nächsten Jahren überrollen wird“, prognostizierte Patricia Grundmann, Vorsitzende des Retail Media Circle im BVDW und Geschäftsführerin der Obi First Media Group. Für die stellvertretende OWM-Vorsitzende Maike Abel muss die Gattung allerdings noch einige Hausaufgaben machen, bevor sie richtig durchstarten kann: „Retail Media ist Media. Händler werden dabei zu Publishern und stehen damit in Konkurrenz zu allen bekannten Medienhäusern. Deshalb brauchen wir eine Vergleichbarkeit der Kanäle, Transparenz der Kennzahlen und eine Trennung zwischen Media- und Salesgesprächen.”
Maike Abel forderte außerdem ein Joint Industry-Comittee, das vermarkterübergreifende Standards festlegt und einen Code of Conduct für Retail Media. Ob und wie die Werbung im Handel auch für markenbildende Maßnahmen eingesetzt werden kann, war auch für Kristina Bulle von Procter & Gamble noch offen. Für sie muss Retail Media dazu beitragen, dass „Produktkategorien insgesamt wachsen und es nicht nur zu Marktanteilsverschiebungen innerhalb der Produktbereiche kommt”.