ISE 2024

Nachhaltigkeit beim zweiten Hinsehen

Die diesjährige ISE stand nicht auf den ersten Blick nicht im Zeichen der Nachhaltigkeit. Aber die Entwicklungen zeigen einen Weg zu weniger Energieverbrauch.
Visualisierung des Energieverbrauchs zweier LED-Panels am Sharp/NEC-Stand (Foto: invidis)
Visualisierung des Energieverbrauchs zweier LED-Panels am Sharp/NEC-Stand (Foto: invidis)

Wenn ich die Green-Signage-Highlights der ISE 2024 zusammenfasse, muss man von einer gemischten Bilanz sprechen. Während die vorherige ISE 2023 ein sehr starkes grünes Profil hatte, was die Sichtbarkeit an den Ständen und in den Gesprächen anging, zeigte sich die diesjährige ISE wesentlich bescheidener. Barcelona 2024 konzentrierte sich auf neue Themen wie KI und die Macht der Pixel. Das bedeutet nicht, dass „Grün“ als Thema vergessen wurde. Aber die visuelle Darstellung war eher zurückhaltend.

Wenn man die Stände der großen Hardware-Anbieter betrachtete, fand man vor allem Hinweise auf die Corporate-Nachhaltigkeitsagenda der Unternehmen. Diese sprachen über ihre Netto-Null-Ambitionen, und die Gestaltung ihrer Stände bezog sich auf ihre Unternehmensinitiativen, einschließlich des Umgangs mit Kohlenstoffemissionen in der Lieferkette.

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Was die Produkte betraf, so gab es wenig aufsehenerregende Höhepunkte. Die letztjährige PPDS-Innovation, das E-Paper Tableaux, wurde von mehreren Unternehmen aufgegriffen und zeigte so das Potenzial des Nischenprodukts für zahlreiche Anwendungsbereiche, sowohl in Büros als auch im Einzelhandel. Zusätzlich verglich Sony hinter den Kulissen den Energieverbrauch seiner Displays mit dem seiner Konkurrenten. Sharp/NEC und PPDS wählten einen anderen Weg und präsentierten bereits kurz vor der Messe neue energiesparende Produktreihen.

Über den Autor

Daniel Oelker ist der Green Signage Experte von invidis. Der invidis impact-Partner und ehemalige Zetadisplay-CCO analysiert die Branche hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsauswirkungen und schreibt regelmäßig über die Fortschritte auf invidis.de.

Softwareunternehmen erkannten in unseren Gesprächen das Potenzial für weitere Nachhaltigkeitsinitiativen. In der Regel ging es um Software-Architektur-Fragen, bei denen die Last von der CPU auf die GPU verlagert wird, um somit den Energieverbrauch zu senken. Die Stände der Software-Unternehmen waren jedoch sehr zurückhaltend, was die Sichtbarkeit umweltfreundlicherer Strategien anging. Sie überlassen es immer noch hauptsächlich dem Hardwaresektor, über grüne Themen zu sprechen. Meine Meinung ist, dass sich Softwareunternehmen stärker bei diesen Themen einbringen sollten. Software kann sowohl in Bezug auf direkte (Energie) als auch indirekte Einsparungen (Arbeit, Zeit) einen großen Beitrag leisten. Ich würde mich freuen, wenn es auf der nächsten ISE diesbezüglich klarere Aussagen zu diesem Thema geben würde. Angesichts des starken Engagements von Broadsign für grüne Softwareprinzipien und seines Nachhaltigkeitspotenzials könnte Europa hier einmal von einem großen nordamerikanischen Unternehmen lernen.

Wo steht Device Management?

Ein weiterer interessanter Bereich für Nachhaltigkeit von Digital Signage-Installationen sind das Betriebs- und Gerätemanagement. Hier konnte die ISE 2024 keine neuen Entwicklungen aufzeigen. Während die Marktführer ChromeOS Flex und SignageOS die Trommel für Langlebigkeit und problemlosen Betrieb schlugen, blieben grüne Botschaften eher indirekt. Die Komplexität ist hoch, da die verschiedenen Geräteverwaltungsphilosophien nicht vergleichbar sind und Integratoren ihre Betriebsstandards in einem geschlossenen System definieren. Es wäre sicherlich von Vorteil, die Transparenz zwischen den verschiedenen Ansätzen zu erhöhen, um Kunden Klarheit zu bieten: Was kann erreicht, was kann optimiert und was kann als Standard behandelt werden?

invidis Sustainability: Das Green Signage Handbook

Insgesamt gesehen hat der Wandel zu einer nachhaltigeren Zukunft begonnen. Dies basiert sowohl auf Einsicht aber auch auf Regulierungsvorschriften wie der neuen CSRD-Richtlinie, die direkte Auswirkungen auf in der EU ansässige Unternehmen von angemessener Größe hat. Aller Voraussicht nach werden wir in naher Zukunft Verbesserungen der kleinen Schritte in verschiedenen Teilen der Branche sehen. Wenn wir als Industrie jedoch höher hinauswollen, müssen wir die Silos zwischen den verschiedenen Teilen der Wertschöpfungskette aufbrechen.
Ein unternehmensübergreifender Dialog befindet sich gerade in den Anfängen. Die Festlegung gemeinsamer Standpunkte zu wichtigen Themen und Fragen in allen Bereichen der Wertschöpfungskette wäre eine perfekte Fortsetzung, um dem Markt die Ambitionen und das Potenzial von Green Signage zu zeigen.

Diskussion auf dem DSSE

Es wird keine leichte Aufgabe sein, aber wenn ein Unternehmen als führend in Sachen Nachhaltigkeit angesehen werden will, sollte es anfangen, außerhalb seiner Komfortzone zu handeln. Der Nachholbedarf an gemeinsamen Initiativen in den Bereichen Hardware, Software und Betrieb wird das nächste große Thema sein, das die Branche angehen muss. Wir müssen mehr miteinander reden. Warum also nicht die Gelegenheit auf verschiedenen globalen DSS-Veranstaltungen nutzen, einschließlich unseres europäischen Meetings, dem DSS Europe am 22. und 23. Mai 2024 in München, um den Dialog zu beschleunigen? Die Zeit ist reif!

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