Der auf der IFA vorgestellte weltgrößte OLED-Screen mit 97 Zoll Bildschirmdiagonale geht dieser Tage im Heimatmarkt in Südkorea für knapp 30.000 Euro in den Handel. Die Zahl der verkauften Displays wird bei dem Preis sicherlich übersichtlich sein – Marktführer LG aber möchte immer wieder mit neuen OLED-Innovationen zeigen, dass großformatigen OLEDs die Zukunft gehört.
Es wird nur wenige Branchenexperten und Endkunden geben, die OLED-Displays nicht faszinierend finden. Bis zur Pandemie kam keine Berichterstattung über die ISE, IFA und CES ohne Fotos und Videos von OLED-Canyons, rollbaren OLEDs oder transparenten OLEDs aus. Die ultradünnen selbstleuchtenden Displays regten die Fantasie von Integratoren und Endkunden gleichzeitig an. Doch im Projektalltag konnte sich OLED bis heute nie wirklich durchsetzen. OLED-Displays sind vor allem immer noch erheblich teurer als LCD-Displays, wodurch sie bis heute kein Massengeschäft sind. LG Display ist nicht der einzige Hersteller, der großformatige OLED-Panels produziert. Neben der Schwester LG Electronics setzen nur Philips, Sony und zukünftig auch Samsung auf OLEDs in Premium-TV-Geräten. Im professionellen Digital Signage-Markt jedoch ist LG bis heute der einzige Anbieter.
Neben der preislichen Hürde, sind OLEDs auch in anderen Bereichen noch nicht auf demselben Niveau wie LCDs. Sie sind nur mit glänzender (=spiegelnder) Screenoberfläche erhältlich und die Helligkeit ist für viele Digital Signage-Use-Cases nicht ausreichend. Die erste OLED-Generation litt zudem unter mangelnder Zuverlässigkeit, wie die weltgrößte OLED-Installation oberhalb des Aquariums der Dubai Mall zeigt. Die 820 OLED-Displays umfassende Digital Signage-Wall ist seit Jahren schwarz. Doch in den letzten zehn Jahren hat LG das Produkt weiterentwickelt: Die neueste OLED-Generation (EX-Technology) ist 30 Prozent heller und verfügt über einen dünneren Bezel. Auch sind erste OLED-Displays mit 8K-Auflösung für Spezialanwendungen verfügbar.
Das größte Potential für OLED aus invidis-Sicht liegt aber in der in der geringeren Stromaufnahmen im Vergleich zu hinterleuchteten LCDs. In der Digital Signage-Praxis konnte der technologische Vorteil bisher mangels ausreichender Leuchtkraft noch nicht genutzt werden. Die neue Generation von EX-Technology OLEDs sollte auch im harten Digital Signage-Alltag sparsamer als LCD betrieben werden können. LG Display produziert inzwischen OLED-Screens zwischen 42 Zoll und 97 Zoll Bildschirmgröße.
Der Stadtrivale und Displaymarktführer Samsung setzt bisher mit QLED bei großformatigen Displays auf eine LCD-Weiterentwicklung oder direkt auf MicroLED. Anders sieht es bei kleinen OLED-Displays für Smartphones und Automotive aus – dort ist Samsung Marktführer.
Tektonische Veränderungen im Displaymarkt
Der großformatige TV-Displaymarkt wird heute von Samsung und LG dominiert, die zusammen mehr als 50 Prozent der Marktanteile inne haben. Doch die Herausforderer aus China werden in naher Zukunft die beiden Koreaner von der Spitze verdrängen. Die zwei größten TV-Hersteller TCL und Hisense werden 2023/24 wohl erstmals mehr Geräte verkaufen als Samsung und LG.
Der Wettbewerb im LCD-Markt ist geprägt von staatlichen Subventionen, von denen viele Milliarden in die teuren Displayfabriken fließen. Ein Subventionswettbewerb, den auch Korea nicht mehr mitgehen kann. So hat Samsung Display bereits die Produktion eigener LCD-Panels eingestellt und LG wird folgen. Größter LCD-Panel-Hersteller (nicht-fertige TV-Geräte oder Digital Signage-Displays) ist die chinesische BOE.
Die Zukunft liegt im Lifestyle-, Premium- und Plattform-Business
Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen Samsung und LG auf Premium-Display-Technologien wie OLED, QLED und MicroLED. Im LCD-Massenmarkt kann kaum noch Gewinn erzielt werden. Zusätzlich entwickeln Samsung, LG und Co. auch Lifestyle Displays wie The Frame, The Sero und ähnliche. Aber das wirkliche Alleinstellungsmerkmal ist, ähnlich wie bei Elektroautos, die Software-Plattform. Mit Tizen und Web-OS beherrschen Samsung und LG den Consumer Electronics Markt. Keiner der anderen Anbieter erreicht auch nur annährend eine ähnliche installierte Basis. Dem Wettbewerb bleibt nur Android – eine performante aber sehr heterogene Plattformlandschaft.