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Digital Signage Power Hour

MicroLED ist die Zukunft

Wie ist der aktuelle Stand der LED-Technologie, wo lohnt sich die Installation und wie weit sind MicroLED eigentlich? Mit diesen und weiteren interessanten Fragen beschäftigten sich gestern AV-Branchenexperten bei der Digital Signage Power Hour des AV-Branchenverbands AVIXA mit invidis und Sixteen:Nine. Zu den Gästen der Dikussionsrunde zählten unter anderem Stratacache CEO Christ Riegel, der bereits eine eigene Fabrik für die Tech baut, Sonys B2B Präsident Rich Ventura oder Daktronics CEO Reece Kurtenbach.
Auch der Content passt - MicroLED im Apple Cotai Central (Foto: invidis)
Auch der Content passt – MicroLED im Apple Cotai Central (Foto: invidis)

Die Direct-View-LED-Technologie ist heute eine architektonische Designüberlegung für so ziemlich alle Bereiche: von Gebäude-Lobbys und Schaufensterfassaden bis hin zu den visuellen Installationen als Aushängeschild sowohl innerhalb als auch außerhalb neuer Sport- und Event-Stätten. Designer und Integratoren sehen sich dabei mit einer schwindelerregenden Vielfalt von Optionen bei der Kerntechnologie konfrontiert – von herkömmlichen oberflächenmontierten LED-Modulen über Mini- und MicroLED bis hin zu LEDs auf verschiedenen Materialien wie Netz- und Fensterfolien.

Die Digital Signage Power Hour „The Future is LED/Micro LED“ des AV-Branchenverbands AVIXA am Dienstagabend deutscher Zeit beschäftigte sich mit dem aktuellen Stand der LED und MicroLED-Technologie, neuen Entwicklungen und kommenden innovativen Möglichkeiten für die Branche. Neben einem ausgewählten Experten-Panel waren auch Digital Signage-Blogger Dave Haynes von Sixteen:Nine und Florian Rotberg von invidis consulting wieder als Hosts dabei.

Die Expertenrunde der AVIXA Digital Signage Power Hour im September (Foto: Screenshot)
Die Expertenrunde der AVIXA Digital Signage Power Hour im September (Foto: Screenshot)

Die Gäste der Power Hour waren:

  • Chris Riegel, CEO des amerikanischen Digital Signage-Spezialisten Stratacache
  • Samantha Phenix, Gründerin von AV-Berater Phenix Consulting und zuvor Vice President bei Planar Systems
  • Rich Ventura, Vice President B2B bei Sony
  • Reece Kurtenbach, CEO des LED-Hersteller Daktronics
  • Johanna Ocampo, Director of Marketing bei Integrator D3 LED

Zur Eröffnung des gut einstündigen Streams ging Florian Rotberg auf den IWC Schaffhausen Flagship in Zürich ein (invidis berichtete). Der Store zeigt als Paradebeispiel, wie innovativ Digital Signage in einer modernen Retail-Umgebung eingesetzt werden kann. Ein Trend, der sich hoffentlich so fortsetzt, nicht nur in Flagship-Stores. Laut einer Umfrage M1nd-set Travel Retail Study „CX: Attitudes & Expectations Pre and Post COVID-19“ wollen Kunden mehr Digital Signage und digitale Touchpunkte in Geschäften.

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Eine digitalisierte Customer-Experience wird damit immer mehr zum ‚Must Have‘. Rotberg erläuterte, das es wichtig ist, dass sich Stores von einem statischen Umfeld kommend weiterentwickeln und Interaktiv oder sogar Adaptiv werden, um Kunden auf verschiedenen Ebenen individuell ansprechen zu können. Dabei ist es nicht notwendig, sich auf LCD/LED oder MicroLED festzulegen, auch die Mischung kann für interessante Experiences sorgen, wenn denn der Content gut gemacht wird. Das sich die Zahl der Screens in Zukunft deutlich erhöhen wird im Retail ist kein überraschender Trend, aber er setzt durch COVID-19 früher und intensiver als gedacht ein – mit der Krise haben Displays ihren Mehrwert bewiesen.

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MicroLED Kapazitäten wachsen

Die MicroLED Produktion war das nächste Top-Topic des Abends, auf das Samantha Phenix, CEO Phenix Consulting und Stratacache CEO Chris Riegel besonders intensiv eingingen. MicroLED haben ihrer Erläuterung nach den Vorteil, dass während der Produktion deutlich mehr Ausbeute an guten Displays übrigbleibt als bei LED. Und je mehr funktionsfähige Micro-LEDs hergestellt werden können, umso geringer sind die Herstellungskosten je Display. Mit den sinkenden Produktionskosten sehen die Experten die Tech als aufsteigenden Stern in den kommenden Jahren.

Besonder Riegel befindet MircoLED als die Technologie der Zukunft schlechthin und schwärmt von deren Vorteilen. Wenn MicroLED-Displays als Massenprodukt produziert werden, voraussichtlich um 2026, könnte der Preis eines 75-Zoll-Micro-LED-Bildschirms für einen TV tatsächlich auf ein etwa Fünftel der heutigen Kosten sinken – gute Aussichten eigentlich. Gleichzeitig kann mit einer ausgebauten Produktion der Hunger nach Displays schneller befriedigt werden, da wegen der höheren Ausbeute schon wenige Fabriken mit der Produktion anderer Technologien mithalten können.

LED und MicroLED standen im Mittelpunkt der monatlich stattfindenden Digital Signage Power Hour im September (Foto: Screenshot)
LED und MicroLED standen im Mittelpunkt der monatlich stattfindenden Digital Signage Power Hour im September (Foto: Screenshot)

Nüchtern betrachtet liefert MicroLED zwar bessere Visuals zu geringeren Produktions-Kosten. Wenn die Maschinerie in den nächsten Jahren anläuft, könnte sich die Tech tatsächlich zu einem Spitzenreiter entwickeln. Während aber die Prodkutionskosten günstiger werden, sollten die operativen Kosten nicht außer acht gelassen werden, wie Florian Rotberg einwirft. Gerade in Europa sind die Strompreise recht hoch und die MicroLED-Tech verbraucht deutlich mehr Strom als LCD.

Rich Ventura von Sony sprach im Zusammenhang, ob MicroLED andere Techs wie LCD gar komplett ablösen wird, auch kurz Projektionstechnologie an, die nach wie vor da draußen ist, obwohl einige Experten ihr schon den langsamen, aber sicheren Tod vorausgesagt hatten. Dennoch ist die Tech in manchen Einsatzgebieten besser als klassische Displays, ob nun LCD oder LED, und kann auf seine ganz eigene Art für besondere Experiences sorgen, gerade wenn die Stores vielleicht bald mit Displays gesättigt sind. Also klares nein, abgelöst wird hier noch lange nichts.

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Micro-LED als die besseren OLED?

Stratacache hat den MicroLED Trend gesehen und in eine eigene Fabrik in den USA investiert, zur Überraschung vieler in der Branche. „Mit unseren MicroLED zielen wir auf den B2B Bereich ab. Die Krise hat gezeigt, wie verletzbar die asiatischen Lieferketten sein können. Außerdem gibt es Wirtschaftszweige, in denen vielleicht nicht ‚Made in China‘ auf dem Display stehen sollte, beispielsweise im Bereich Militärausrüstung. Hier wollen wir uns eine Position aufbauen auf dem US-Markt“ erläuterte CEO Chris Riegel.

Eine provokante These, die aber durchaus Sinn ergibt, sieht man wie Präsident Trump international mit der Handelsmacht China umspringt. Die Amerikaner wollen eben aktuell so viel Tech wie möglich vom heimischen Band haben und gezielt diesen Markt könnte Stratacache künftig bedienen. Der B2C-Bereich allerdings, in dem die Margen ohnehin gering sind, will Stratacache nicht angreifen, dafür ist die Konkurrenz in Asien viel zu stark und wird mit dem Öffnen der preiswerten Technologie in den nächsten Jahren wohl noch wachsen.

Scala: Stratacache plant eigene MicroLED-Fertigung

Im Collaboration Bereich dürften LCD und Projektion nach Meinung der Power Hour Experten vorne bleiben, aber im Retail Bereich oder auch in Lobbys finden immer mehr LED-Installationen ihren Platz. Kein moderner Flagship der gerade öffnet kommt ohne die eine oder andere große LED-Wall daher. Die breit aufgestellten Rollouts für kleinere Shops verzichten noch auf LED, was sich in den nächsten 2 Jahren aber ändern dürfte.

Wo LED noch Platz finden könnte sind Huddle-Corners, die sich nach Corona und dem einsetzen Social Distancing-Trend inzwischen eher zu Huddle-Rooms entwickelt haben, wie Rich Ventura von Sony in der Runde scherzte. Aber es stimmt, unter Einhaltung gewisser Abstände zwischen den Mitarbeitern sind die Corners inzwischen fast so groß wie Konferenzräume. Immerhin auch mehr Raum für Digital Signage.

IFA 2020: LG zeigt smartes Zuhause der Zukunft

Die Hürde hier bleibt altbekannt das Budget, das für weitreichende Neuinstallationen wie auch im Retail momentan fehlt. Aber das könnte sich, um den Kreis zu schließen, mit den preiswerteren MicroLED ändern. Gespannt sind die Experten auf innovative Ideen wie interaktive Fensterscheiben, die LG zur IFA 2020 zeigte. Warum ein OLED-Display aufhängen, wenn man ein transparentes MicroLED Fenster haben kann? Sofern denn die Tech das auch hergibt natürlich und man andere Nachteile ausblendet bezüglich des Kontrastes oder mitsehender Nachbarn – aber vielleicht wird es dafür ja auch bald eine Lösung geben.

invidis Kommentar: MicroLED Produktion bald auch in Europa?